Nach Bekanngabe des neuen GZO-Verwaltungsrats meldeten sich die Gemeinderäte von Bubikon und Rüti in einer eigenen Mitteilung zu Wort. Darin wurde auch Kritik am neuen VR-Präsidenten, Andreas Mika, geübt. Nach Ansicht von Bubikon und Rüti hätte dieser früher in den Ausstand treten sollen (wir berichteten).
GZO-VR Andreas Mika weht sich

Herr Mika, seit wann waren Sie als Berater in der Sache tätig?
Ich war seit April 2024 für die Gemeinden tätig, also ungefähr seit Beginn der Nachlassstundung. Die Anfrage kam damals von den Gemeinden. Es sollte ein Beraterteam zusammengestellt werden, das die nötigen Fähigkeiten zur Beurteilung der Situation mitbringt.
Haben Sie die Aktionärsgemeinden auch bezüglich möglicher Verwaltungsratsmitglieder beraten?
Als designierter Verwaltungsratspräsident wurde ich in die Auswahl der weiteren Verwaltungsratsmitglieder involviert, was ein durchaus übliches Vorgehen bei der Neubesetzung eines Führungsgremiums ist.
Ich bin sehr froh, dass es in diesem Prozess gelungen ist, mit dem neuen Verwaltungsrat ein Gremium mit grosser Fachkompetenz und Expertise im Gesundheitswesen zusammenzustellen. Dies zeigt auch, dass namhafte Expertinnen und Experten an eine Zukunft des GZO glauben und bereit sind, sich dafür zu engagieren.
Nationalrätin und Gemeindepräsidentin von Rüti, Yvonne Bürgin, kritisierte neulich, dass länger bekannt war, dass Sie sich fürs Präsidium interessieren. Kommuniziert habe man das den Aktionärsgemeinden aber erst am 17. März. Wann haben Sie sich offiziell um das Präsidium beworben?
Ich hatte eine Anfrage von Seiten der Gemeinden zwei Tage vor Weihnachten erhalten und mir Bedenkzeit über die Feiertage/Neujahr ausbedungen. Ein erstes Bewerbungsgespräch mit der Findungskommission der Gemeinden fand am 28. Januar 2025 statt. Zwei Tage später trat ich in den Ausstand. Sämtliche Aktionärsgemeinden wurden am 17. Februar 2025 schriftlich über meine Kandidatur und den damit verbundenen Ausstand per 30. Januar 2025 informiert.
Die letzte Tätigkeit für die Gemeinden war bereits deutlich früher: Am 10. Januar fand ein abschliessende Fragerunde mit den Gemeinden zum Bericht der Fachexperten statt. Ab diesem Zeitpunkt wurde keine Tätigkeit mehr für die Gemeinden ausgeführt. Der Bericht der Fachexperten datiert auf den 13. Dezember. Zu diesem Zeitpunkt war das Verwaltungsratsmandat noch gar kein Thema.
Was sagen Sie zur Kritik von Rüti und Bubikon, dass die «Neutralität und Unvoreingenommenheit» allenfalls nicht gewährleistet war?
Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Auch im Vorfeld der Generalversammlung war dies nie ein Thema. Die Gemeinden hätten ihre Bedenken jederzeit anmelden oder ausräumen lassen können. Dies war nicht der Fall, auch die Wahl erfolgte einstimmig und ohne Anmerkungen.
Rüti und Bubikon lehnen die Kapitalerhöhung ab, weil sie der Sanierungsplan nicht überzeugt. Sie befürchten, dass das zusätzliche Geld «verbraten» wird. Was sagen Sie dazu?
Das sehe ich anders. Als Inhaber eines eigenen Beratungsunternehmens gab es für mich keine Notwendigkeit, mich ins Risiko und in die Verantwortung zu begeben.
Ich sehe grosse Chancen für eine erfolgreiche Sanierung. Das Ziel ist ambitioniert, aber das ist durchaus üblich in solchen Situationen. Das GZO ist nicht nur medizinisch, sondern auch volkswirtschaftlich ein bedeutender Faktor für die Region – auch für Rüti und Bubikon. Rund 60 % unserer stationären Patienten sind Notfallpatienten, diese kommen ebenfalls zu grossen Teilen aus Rüti und Bubikon.
Ich denke, es handelt sich hier um die Einschätzung weniger Exekutivmitglieder – ob die Bevölkerung dies genauso beurteilen wird, wird sich zeigen.
Wofür genau soll das zusätzliche Kapital der Aktionärsgemeinden genutzt werden?
Der veröffentlichte Expertenbericht beleuchtet das sehr detailliert. Die Zusammensetzung wurde wie folgt strukturiert:
24.2 Mio. Liquidität für den operativen Betrieb – dies entspricht einem 3-monatigen Personalaufwand, was einen sehr engen Rahmen darstellt.
20 Mio. leiten sich aus Investitionskosten ab, welche zur Fertigstellung der Gebäudehülle des Neubaus inkl. haustechnischer Basisausstattung benötigt werden. Dies wurde umfassend geprüft und ist essenziell für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Wir sprechen hier von einem «Rohbau plus».
5.8 Mio. Reserve – jede solide Planung benötigt eine Reserve. Im Verhältnis zum Umsatz des GZO von rund 155 Mio. ist dies eine sehr geringe Reserve.
Alle Daten und Herleitungen sind transparent und öffentlich einsehbar. Auch an diesem Punkt lässt sich das Argument von Unvoreingenommenheit und Neutralität nicht nachvollziehen.
Die GZO AG ist mit 123 Millionen massiv überschuldet, der Neubau ist bei weitem nicht fertiggestellt. Selbst wenn ein Schuldenschnitt erreicht werden sollte: Ist die Kapitalerhöhung auf 50 Mio. nicht einfach nur ein Tropfen auf den heissen Stein?
Nein. Es ist richtig, dass aufgrund der Sistierung des Neubaus eine Sonderabschreibung vorgenommen werden musste, was zu diesem (buchhalterischen) Ergebnis 2024 führt. Fakt ist aber auch, dass sich das GZO in der Nachlassstundung befindet; ein Verfahren, das verschuldeten Unternehmen die Chance gibt, eine Sanierung herbeizuführen.
Der operative Betrieb läuft stabil, wenn man die Sondereffekte aus der Nachlassstundung aussen vorlässt. Das war ein wichtiges Argument für das Gericht, die definitive Nachlassstundung zu bewilligen.
Lassen Sie es mich so sagen: Das GZO hat kein betriebliches Problem, sondern ein Problem der Überschuldung. Das ist prinzipiell eine gute Ausgangslage. Genau hier setzt die Herausforderung der Nachlassstundung an, für die Überschuldung eine gute Lösung zu finden, welche langfristig den stabilen Fortbestand des Spitals sichert. Dafür braucht es beiden Seiten, Aktionäre wie Gläubiger.
Ist geplant, den Neubau fertigzustellen? Welche Kosten kommen da noch auf die GZO AG zu und wie soll die Fertigstellung finanziert werden?
Ja, es muss das Ziel sein, den Neubau in Betrieb zu nehmen. In welcher Form und zu welchen Kosten hängt von der künftigen Nutzung ab. Der neue Verwaltungsrat ist hier gefragt, eine sinnvolle Strategie zu erarbeiten.
Wichtig ist hier zu erwähnen, dass der Businessplan auf dem alten Gebäude abstellt, sodass keine Dringlichkeit in dieser Frage besteht. Wir können das in Ruhe ansehen und bewerten.
Plant die GZO AG, weiteres Kapital am Markt aufzunehmen? Wie hoch erachten Sie die Chancen, dass die GZO AG nach dem Debakel überhaupt noch Gläubiger findet?
Auch das ist eine Frage, die auf den neuen Verwaltungsrat zukommen wird. Es ist aktuell zu früh, hierfür eine Antwort geben zu können. Das werden die anstehenden Gespräche zeigen. Eines steht jedoch heute fest: Nach der Nachlassstundung muss das Spital auf eigenen Beinen stehen. Ein erneuter Kapitaleinschuss von den Gemeinden ist nicht vorgesehen.
Die GZO AG möchte in einen Spitalverbund «Zürich Ost». Weder Uster noch Männedorf haben Interesse an einem solchen Verbund, wie sie erst kürzlich deutlich gemacht haben.
Der neue GZO-Verwaltungsrat verfügt über ein hervorragendes Netzwerk im Gesundheitswesen. Dieses wird er in den kommenden Wochen und Monaten nutzen, um das Zielbild eines Spitalverbunds zu konkretisieren. Bitte haben Sie aber auch Verständnis dafür, dass diese Gespräche im geschützten und vertrauensvollen Rahmen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, geführt werden. Gerne werden wir zu gegebener Zeit öffentlich kommunizieren.
Ihre beruflichen Erfahrungen sind unbestritten und auch die Gemeinden Rüti und Bubikon stehen hinter Ihrer Wahl. Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Es ist nicht an mir, Vergleiche zu meinen Vorgängern zu ziehen.
Zwei tragende strategische Säulen wird der neue Verwaltungsrat aber auf jeden Fall weiterführen: Das Sanierungskonzept – weil es aus unserer Sicht die beste Möglichkeit ist, das GZO wieder in eine wirtschaftlich gesunde Zukunft zu führen. Auch wenn klar ist, dass die Kapitalerhöhung keine Frohbotschaft für die Aktionäre und dasselbe der Schuldenschnitt auf Seiten der Gläubiger sein wird. Eines möchte ich aber in diesem Zusammenhang noch festhalten: Das schlechteste Szenario wäre der Konkurs, weil es hier auf allen Seiten nur Verlierer gibt.
Der Verbundgedanke – weil wir glauben, dass sich Spitäler im aktuellen Umfeld nur in enger Zusammenarbeit stabil aufstellen können. Vor allem die grossen Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel und steigende Spezialisierung werden nur im Verbund erfolgreich zu meistern sein.
Alle weiteren Themen werden wir mit dem neuen Verwaltungsrat Schritt für Schritt aufnehmen und eine klare strategische Stossrichtung beschliessen.
Was ist Ihnen ausserdem wichtig?
Medial wird aktuell sehr prominent die betriebswirtschaftliche Lage des GZO diskutiert. Dabei geht die Leistung, die das GZO tagtäglich erbringt, völlig unter. Unsere rund 900 Mitarbeitende erbringen jeden Tag während 24 Stunden hervorragende medizinische und pflegerische Leistungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger der Region. Dies unter erschwerten Bedingungen und teilweise grosser Verunsicherung. Mein Dank und meine Anerkennung gelten vor allem unseren Mitarbeitenden, die in diesen Zeiten eine gemeinsame Kultur von «Jetzt erst recht» entwickelt haben. Sie geben jeden Tag ihr Bestes!
Genau das ist für mich, und da kann ich auch für meine übrigen Verwaltungsratskolleginnen und -kollegen sprechen, einer der grössten Motivationsgründe, dieses Spital wieder zu einem stabilen und verlässlichen Gesundheitsversorger für das Züricher Oberland zu machen.
Zur Person
Andreas Mika ist Geschäftsführer und Gründer der Beratungsfirma SimplyProjects GmbH in Galgenen SZ. Vor seiner Selbstständigkeit amtete er als Leiter Finanzen und Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung im Spital Männedorf, zudem war er mehrere Jahre in leitender Position in der Spital STS AG (Thun) tätig. Zusätzlich übernimmt er interimistische Führungsmandate auf Geschäftsleitungsstufe in verschiedenen Gesundheitsinstitutionen.
Der in Galgenen SZ wohnhafte Andreas Mika ist ursprünglich gelernter Rettungssanitäter und verfügt über einen Bachelor in Gesundheitsökonomie. Mika war Teil der Expertengruppe, welche die Erarbeitung des Sanierungskonzeptes der GZO AG Spital Wetzikon im Auftrag der Aktionärsgemeinden begleitet hat.