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Schweiz
29.04.2025

Debatte um Fliege «Erika»

Stubenfliege «Erika» Bild: reckhaus.com
Eine konservierte Stubenfliege namens «Erika» sorgt an der Hochschule St.Gallen für eine Debatte um Kunst und Werte.

Die Universität St.Gallen (HSG) ist Schauplatz einer ungewöhnlichen Kunstdebatte: Im Zentrum steht «Erika», eine westfälische Stubenfliege, deren konservierter Körper seit Jahren Teil der renommierten Kunstsammlung der Hochschule war – ausgestellt zwischen Werken von Gerhard Richter, Joan Miró und Alberto Giacometti.

«Erika» wurde im Jahr 2012 als Hauptgewinn einer Lotterie in Depperndorf (Westfalen) bekannt, bevor sie im Rahmen einer Sonderaktion an die HSG gelangte. Dort genoss sie zunächst eine prominente Position als ironisches Kunstobjekt.

Die Fliege wurde jedoch nicht dauerhaft erworben, sondern auf Basis eines befristeten Leihvertrags von einem Unternehmer aus Bielefeld bereitgestellt.

Mit dem baldigen Auslaufen des Leihvertrags stellt sich die Hochschule die Frage, wie mit dem ungewöhnlichen «Kunstwerk» weiter verfahren werden soll.

Während sich einzelne Vertreter für eine Verlängerung aussprechen, gibt es auch Stimmen, die Zweifel am künstlerischen Wert der Fliege äussern.

Die ursprüngliche Idee, Alltägliches auf humorvolle Weise in den Kunstkontext zu heben, stammt von Alan Naranjo, dem Initiator der Unterzeichnersammlung für den Erhalt von «Erika». Der Unternehmer, dem die Fliege gehört, möchte eine Fortsetzung der Ausstellung – notfalls auch über öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Zugleich sorgt das Vorgehen für Diskussionen innerhalb der HSG: Muss alles, was provoziert, als Kunst akzeptiert werden? Oder braucht es klare Qualitätskriterien für die Sammlung einer Hochschule, die sich international positioniert?

Eine zusätzliche Wendung erhält die Geschichte durch die Geschäftspraktiken des Fliegen-Besitzers, der inzwischen unter anderem Lizenzen für Fliegensiegel und biologisches Schädlingsmanagement vertreibt.

Ob «Erika» ein weiteres Mal ausgestellt wird oder endgültig die Sammlung verlässt, wird die Hochschule demnächst entscheiden.

Die Debatte darüber hat bereits jetzt ein Schlaglicht auf die Herausforderungen geworfen, die sich beim Zusammenspiel von Kunst, Kommerz und akademischem Anspruch ergeben.

stgallen24/stz.