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22.04.2025
22.04.2025 15:42 Uhr

Andreas Thiel: Abkürzungen ins Paradies

Andreas Thiel zog alle sprachlichen und visuellen Register um die Manipulationen und Heilsversprechen verschiedener Religionen blosszustellen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
Mit scharfem Verstand, Pinsel und Pointen demaskierte Kabarettist, Satiriker und Philosoph Andreas Thiel in seinem Vortrag in Uster die Tricks religiöser Ideologien.

In seinem Vortrag «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» nahm der Schweizer Satiriker sein Publikum in Uster mit auf eine erkenntnisreiche Reise durch die Rhetorik der Verführung.

Philosophischer Fährtenleser

Andreas Thiel betrat beim Vortrag nicht einfach die Bühne – er betrat ein intellektuelles Schlachtfeld. Mit seinem unverkennbar ironischen Stil und einem Flipchart bewaffnet, auf dem er während des Vortrags live zeichnete, sezierte er die Verlockungen, mit denen Ideologien aller Art seit Jahrtausenden um die Gunst der Gläubigen oder Wissenschaftsgläubigen buhlen. Thiel stand dabei nicht abseits, sondern mitten im Geschehen, als kritischer Chronist geistiger Irrfahrten.  Besonders seine Erlebnisse im indischen Varanasi zogen die Zuschauer im vollen Saal des Restaurant Turandot in Uster in den Bann.

Live-Zeichnungen als Denkwerkzeuge

In einer Mischung aus Vortrag, Kabarett und Karikatur verwandelte Thiel sein Publikum in aufmerksame Mitreisende. Seine live entstandenen Zeichnungen wirkten dabei wie Wegweiser im Labyrinth. Visuelle Denkanstösse, die Humor mit Tiefgang verbinden. Ein Männchen, das versucht über seinen Schatten zu springen, Kreuze, Rosenkränze, Bomben, Gebetstrommeln. Egal ob Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Hinduisten, alle bekamen ihr Fett ab. Sogar die Anhänger der blutrünstigen Göttin Kali. Thiels Zeichnungen sprachen oft lauter als seine Worte.

  • Andreas Thiel, «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Organisiert wurde der Vortrag von Ludwig Lingg Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Andreas Thiel, «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Andreas Thiel, «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Mit Zeichnungen untermalte Andreas Thiel seine Thesen und Erfahrungen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Andreas Thiel, «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Andreas Thiel, «Abkürzungen ins Paradies – Die wundersame Welt der Irrlehren» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Manipulation mit Methode

Thiel zeigte mit verblüffender Logik, was alle Religionen verbindet:  das Versprechen von Erlösung. Allerdings mit der Bedingung, dass sich der Mensch unterwerfe. Kontrolle werde stets im Namen eines höheren Gutes ausgeübt, egal welchen Namen dies trägt. Thiel entlarvt diese Mechanismen mit messerscharfer Ironie, aber nie ohne Respekt vor dem Denken selbst.

Der längste Weg ist der kürzeste

Seine zentrale These: Alle religiöse Dogmen, egal welcher Lehre nutzen dieselben oder ähnliche rhetorische Muster, um uns den «einfachen Weg» anzubieten: Abkürzungen, die ins Paradies führen sollen. Doch wie bei jeder vermeintlichen Abkürzung, führt dieser Weg am Ende nur tiefer in den Irrgarten der Unfreiheit.

Die Lösung? Wer selber denke, könne sich nicht auf Versprechungen verlassen. Der Weg zur Freiheit ist nicht bequem, nicht leicht, und ganz sicher keine Abkürzung. Aber er ist notwendig. Es bedeutet Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und Denken, Fühlen und Handeln nicht an Autoritäten abzugeben. Thiel lud sein Publikum ein, diesen langen Weg zu gehen – mit wachem Verstand, einem Schuss Humor und ein paar farbigen Filzstiften.

 

 

Markus Arnitz, Linth24