Viele Menschen beschäftigen sich mit der Energiezukunft der Schweiz. Dabei ist klar, dass Solarenergie eine bedeutende Rolle spielen wird. Allerdings reicht Photovoltaik allein nicht aus, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Die Notwendigkeit einer breiter abgestützten und nachhaltigeren Energieversorgung ist aus verschiedenen Gründen offensichtlich.
Reduzierung der Abhängigkeit
Die Schweiz ist zu 70 Prozent von Energieimporten aus dem Ausland abhängig. Davon entfallen 11 Prozentpunkte auf russisches Uran für Kernkraftwerke. Rund 47 Prozent des Energieverbrauchs bestehen aus fossilen Brennstoffen wie Gas, Heizöl, Benzin und Diesel. Dies führt zu enormen Kosten.
2023 gaben Schweizer Verbraucher etwa 18 Milliarden Franken für fossile Energieträger aus. Neben dem hohen finanziellen Abfluss ins Ausland wirft diese Abhängigkeit moralische Fragen auf, insbesondere in Bezug auf Lieferländer mit problematischen Menschenrechtslagen.
Effizienz durch Elektrifizierung
Elektrische Energie, die in der Schweiz erzeugt werden kann, ist vielseitig einsetzbar – sei es für Mobilität oder zum Heizen. Beispielsweise reduziert eine Wärmepumpe im Vergleich zu einer Ölheizung den Primärenergieverbrauch auf etwa ein Drittel. Elektrofahrzeuge sind zudem rund dreimal effizienter als Verbrenner. Dies bedeutet, dass der Anteil fossiler Primärenergie von 60 Prozent auf etwa 20 Prozent gesenkt werden kann. Die Elektrifizierung ist somit eine der effektivsten Maßnahmen zur Energieeinsparung.
Erhöhung der Elektrizitätsproduktion
Um den steigenden Bedarf an elektrischer Energie zu decken und die Unabhängigkeit zu erhöhen, braucht es neue Kraftwerke und einen kontrollierten Ausbau der Stromimporte. Prognosen zeigen, dass die Schweiz bis 2050 etwa 78 bis 91 Terawattstunden (TWh) Strom benötigen wird – ein Anstieg von rund 25 Prozent gegenüber heute.
Solarenergie wird voraussichtlich eine zentrale Rolle spielen, insbesondere durch den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf bestehenden Gebäuden. Allerdings konzentriert sich die Produktion dieser Anlagen vor allem auf die Sommermonate. Im Winter steigt jedoch der Stromverbrauch, unter anderem durch den Einsatz von Wärmepumpen. Gleichzeitig sollen Kernkraftwerke schrittweise abgeschaltet werden, was eine Versorgungslücke schafft.
Herausforderungen
Die sogenannte Winterstromlücke betrug in den vergangenen Jahren etwa 4 TWh, die durch Importe gedeckt wurden. Ohne weitere Maßnahmen könnte sie bis 2050 auf 9 TWh anwachsen.
Eine der rentabelsten Lösungen zur Winterstromspeicherung sind Speicherkraftwerke in den Alpen. Das Schmelzwasser aus Schnee wird dort gespeichert und in den Wintermonaten zur Stromerzeugung genutzt. Im Jahr 2023 lag die gespeicherte Energiemenge bei 8,8 TWh – ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung der Winterstromlücke, aber nicht ausreichend, um den gesamten Winterbedarf von etwa 35 TWh zu decken.
Potenziale
Um die Winterstromversorgung zu verbessern, müssen zusätzliche Stromquellen erschlossen werden:
- Das Potenzial für Laufwasserkraftwerke ist nahezu ausgeschöpft, da weitere große Eingriffe in die Natur, wie am Rheinfall, kaum umsetzbar sind.
- Zusätzliche Speicherkraftwerke in den Bergen sind umstritten und nur begrenzt realisierbar. Die diskutierten 15 Projekte könnten etwa 2 TWh Winterstrom liefern.
Die nachhaltige Sicherstellung der Energieversorgung erfordert eine Kombination aus Elektrifizierung, effizienter Nutzung und dem gezielten Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere für die Wintermonate.