Als das Schweizer Fernsehen im Jahr 2005 das People-Magazin «Glanz und Gloria» lancierte, war dies in der Schweizer Medienwelt eine kleine Kulturrevolution.
Es war, als würde die «Neue Zürcher Zeitung» plötzlich vom Dschungelcamp der Stars berichten oder die Bachelor-Kandidaten in einer mehrwöchigen Serie vorstellen.
Hausinterner Liebesentzug
Dass der Sendung hausintern wenig Nächstenliebe entgegengebracht wurde, änderte an ihrem Erfolg nichts. Nach gewissen Startschwierigkeiten erreichte das Format täglich über 200'000 Zuschauer und einen Marktanteil von über 25 Prozent. Damit hielt es sich in der Spitzengruppe der SRF-Sendungen.
Doch die Skepsis in den eigenen vier Wänden hielt sich hartnäckig. Es heisst, vor allem Vertreter(innen) der (vermeintlich) hohen Kultur hätten sich für das Unterhaltungsformat geschämt.
Vom Erfolgsmodell zum Zungenbrecher
Um dem aufoktroyierten Anspruch nach mehr Relevanz gerecht zu werden, änderte die Sendung im Dezember 2020 den Namen. Seither heisst sie offiziell «Gesichter & Geschichten» - ein Zungenbrecher, der es nie bis in die Volksseele schaffte.
Einzige Plattform der Populärkultur
Dennoch blieb das Format beliebt; vor allem bei den Vertreterinnen und Vertretern der Populärkultur, die hier die einzige Plattform für ihre Künste fanden.
Der schwarze Mittwoch
Doch seit Mittwoch ist alles anders. Am 5. Februar 2025 kommunizierte die SRF-Leitung das Ende des Formats - per 30. Juni: zwanzig Jahre nach der Premiere – nach 6243 Sendungen und rund 24'000 Beiträgen. SRF-Direktorin Nathalie Wappler sagt zum bevorstehenden Sendestopp: «Ich bedaure den Entscheid, aber wir müssen unsere Mittel dorthin verlagern, wo die meisten Leute zuschauen.»
Talentschmiede und Experimentierfeld
Dabei war «G&G» immer mehr als eine kommune TV-Sendung. Das Format war Talentschiede, Experimentierfeld und Geburtsort so mancher kreativen Rubrik. «G&G» hat einige der bekanntesten und beliebtesten Moderatorinnen und Moderatoren hervorgebracht.
Es etablierte das wohl populärste Spiel im Fernsehen («Ich oder Du»). Und es gab immer wieder zu reden. Vor allem bot es eine wohltuende Abwechslung zum ernsthaften und nicht selten ideologisierten Inhalt der Newsformate.
Der Gebührenbezahler fragt sich: Gibt es in dieser Fernsehwelt keinen Platz für leichte Unterhaltung? Muss es immer Krieg und Totschlag sein?
Der wichtigste Referenzwert
Oder wie es der grosse Showmanager Freddy Burger sagt: «Für jeden Veranstalter einer Unterhaltungsshow gibt es in den Schweizer Medien vor allem einen Referenzwert: G&G.» Damit ist ab Sommer Schluss. SRF spart so zwei Millionen Franken und 20 Stellen.
Zurück bleibt beim «G&G»-Team ein grosses Mass an Bestürzung – und beim TV-Zuschauer ein Verdacht: Hier wird am falschen Ort gespart.