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14.08.2024

Wasserstreit in Rapperswil-Jona wird immer grotesker

Baugruben verschmutzen das Grundwasser von Rapperswil-Jona - die Richter schreiten ein. Bild: Linth24
Das Verwaltungsgericht hat vor 14 Tagen der Wasserversorgung Rapperswil-Jona (WVRJ) vorgeschrieben, im Grünfeld das Grundwasser der Stadt Rapperswil-Jona zu schützen. Grotesker geht es nicht mehr! Von Bruno Hug.

Heute Morgen hat der Geschäftsführer der Wasserversorgung, Martin Kurt, eine Medienmitteilung verschickt: Im Grünfeld werde über der offenen Baugrube der Wasserfassung eine «Überdachung» gebaut. Man reibt sich rund um dieses Amtsversagen nur noch die Augen.

Ökonom für die Baustelle

Das Grünfeld wird für den Stadtrat und die Wasserversorgung zum Schlachtfeld. Die Grundzüge darum sind bekannt: Im Februar 2022 hat das St. Galler Verwaltungsgericht zum Neubau der Grundwasserfassung im Grünfeld wegen einer Baueinsprache einen Baustopp verhängt. Danach wogten die Gerichtsentscheide wie ein Sturm in einer Badewanne hin und her. Die Regie übernahm Stadtrat und Ökonom Kurt Kälin, Bauchef Christian Leutenegger verhandelte nicht mehr und Stadtpräsident Martin Stöckling trat in den Ausstand.

Baustopp über Baustopp

Anfangs April 2024 teilte der Stadtrat, – nach viel unnötig verdonnertem Steuergeld –, selbstgefällig mit, er hebe den Baustopp des Gerichts per sofort auf. Es müsse jetzt weitergebaut werden. Um diese (Leerlauf)Mitteilung zwei Wochen später wieder zurückzunehmen und mitzuteilen, es werde nun doch nicht gebaut, die Stadt wende sich zuerst ans Verwaltungsgericht.

Sie können’s nicht lassen!

Doch sie konnten's nicht lassen. Anfangs Juni 2024 verkündeten Wasserversorgung und Stadtrat erneut – und gegen das Verwaltungsgericht – an der Wasserfassung werde nun definitiv weitergebaut. In der Stadt drohe wegen der Revision der Seewasserleitung aus Stäfa eine Wassernot. Und tatsächlich fuhren sogleich die Bagger auf und öffneten über dem Grundwasser der Stadt munter deftige Gräben. Aber nur für ein paar Wochen. Denn schon Ende Juni pfiff das St. Galler Gericht die Rapperswil-Joner Amtsträger zum dritten Mal zurück.

Nix Wassernot

Die von Stadt und Wasserwerk gross angekündigte Wassernot kam dann aber doch nicht. Am 24. Juli gab Wasserversorgungs-Chef Martin Kurt öffentlich bekannt, die Sanierung der Seewasserzuleitung erfolge nicht jetzt, sondern «voraussichtlich» erst im ersten Quartal 2025. («Voraussichtlich...»)

Doch die Baugrube im Grünfeld, die schon seit 2022 geöffnet ist und nach der Baggeraktion im Juni noch viel grösser geworden ist, blieb offen. Baustopp eben, wie es im Grünfeld so läuft.

Gericht befiehlt Wasserschutz

Nun platzte dem St. Galler Verwaltungsgericht der Kragen. Es befahl vor 14 Tagen der Stadt und der Wasserversorgung, das Grundwasser der Stadt endlich zu schützen. Und dem kantonalen Wasseramt alle 14 Tage eine Wasserprobe zu senden!
Grotesker geht es wirklich nicht mehr: Die Richter müssen den Wasserfachleuten und der Stadtführung befehlen, das Wasser ihrer Bürger zu schützen. Deshalb wird die Baugrube über der Wasserfassung nun für teures Geld, gemäss Medienmitteilung «mit einem Rohrbau überdacht und mit wetterfesten Planen abgedeckt».

Gute Besserung!

Die Wasserversorgung schrieb zum Schluss ihrer Mittteilung noch, sie «wünsche weiterhin einen guten Sommer». Und Linth24 wünscht allen am Wasserstreit beteiligten Amtsträgern eine gute Besserung!

Bruno Hug