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24.04.2024

Barbara Dillier: «Rapperswil-Jona verdient nur das Beste»

Barbara Dillier: «Es geht darum, im Dialog mit der Bevölkerung Projekte weiterzuentwickeln.» Bild: Linth24
Mit Barbara Dillier steigt die dritte Person ins Rennen ums Rapperswil-Joner Stadtpräsidium. Im Interview mit Linth24 stellt sie sich auch unbequemen Fragen. Von Thomas Renggli

Die 51-jährige Zürcher Oberländerin Barbara Dillier verspricht frischen Wind und neue Perspektiven für Rapperswil-Jona – und sie sagt, weshalb ihre Herkunft sogar ein Vorteil ist. Mit Barbara Dillier (Parteilos), Boris Meier (GLP) und Martin Stöckling (FDP) bewerben sich am 22. September drei Personen für das Rapperswil-Joner Stadtpräsidium.

Linth24: Barbara Dillier, Sie kandidieren für das Amt der Stadtpräsidentin von Rapperswil-Jona. Was bewog Sie zu diesem Schritt?

In erster Linie die grossartige Stadt, die so viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet und so gut aufgestellt ist. Mit wunderbaren Grundlagen, auf deren Stärken man aufbauen und Politisches, Gesellschaftliches und Kulturelles weiterentwickeln kann. Rapperswil-Jona ist so vieles in einem: Kulturstadt, Sportstadt, Bildungsstadt, Energiestadt, Zirkusstadt, Zoo-Stadt – und vor allem ein wunderbarer Wohn- und Lebensraum. Ich möchte das, was ich derzeit in Fischenthal gern mache, in einem grösseren Umfeld weiterführen.

«Man begrüsst, dass jemand kommt, der unbelastet ist.»
Barbara Dillier

Sie sind aktuell Gemeindepräsidentin von Fischenthal im Zürcher Oberland. Sie sind also eine Zürcher Oberländerin. Müssen Sie sich deswegen in Rapperswil-Jona erklären?

Heute ist der Kick-off zu meiner Kandidatur. Ich habe mich bisher noch nicht öffentlich zu meiner Kandidatur geäussert. Deshalb weiss ich noch nicht, wie die Wählerinnen und Wähler auf mich reagieren. In meinem persönlichen Umfeld in Rapperswil-Jona und bei anderen lokalen Personen ist dies aber kein negatives Thema. Im Gegenteil: Man begrüsst, dass jemand kommt, der einerseits Erfahrung mitbringt, anderseits aber unbelastet ist – und eine frische Perspektive und neuen Wind in die Stadt trägt.

Sie meinen das in etwa so, wie wenn die Rapperswil-Jona Lakers einen neuen Trainer engagieren würden – dann käme es auch nicht darauf an, ob es ein Schweizer, Kanadier oder Schwede ist?

(lacht) Genau. Es sollte einfach der oder die Beste sein: Rapperswil-Jona verdient nur das Beste: im Sport und in der Politik.

«Ich habe einen Gewerbler-Hintergrund.»
Barbara Dillier

Wie positionieren Sie sich? Sie sind parteilos, kommen aber aus einer Gemeinde mit einem SVP-Wähleranteil von 60 Prozent….

Wenn ich eine SVP-Frau wäre, wäre ich Mitglied in dieser Partei. Das wäre naheliegend. Aber das bin ich nicht. Ich komme aus einer KMU-Familie: mit einem Gewerbler-Hintergrund und einem liberalen Gedankengut.

Wie würden Sie Ihren Politstil beschreiben?

Über allem steht die Sachpolitik. Ich habe in der Exekutive in Fischenthal gelernt, Mehrheiten zu schmieden und Sachlösungen zu finden. Es ist nicht zielführend, wenn man sich an Personen und Persönlichem aufreibt. Ich spreche von sozialen Themen, von gesellschaftlichen Themen, aber auch von Finanz- oder Umwelt-Themen. Es muss immer darum gehen, die besten Lösungen zu finden – unabhängig von einer politischen Partei oder Ideologie.

Sie sprechen von liberalem Gedankengut. Der amtierende Stadtpräsident Martin Stöckling vertritt die FDP. Wie grenzen Sie sich von ihm ab?

Ich muss mich nicht von ihm abgrenzen. Ich stehe als eigenständige Kandidatin – mit meinen eigenen Ideen und Werten. Ich will mich mit meinen Kompetenzen und meinem Wissen so einbringen, dass es das Beste ist für Rapperswil-Jona ist. Ich konzentriere mich auf mich – ich will mich als Barbara Dillier positionieren: als Politikerin, die Rapperswil-Jona weiterbringen kann.

«Diese Schuhe passen mir ausgezeichnet.»
Barbara Dillier

In Rapperswil-Jona gibt es derzeit viele Baustellen: das Badi-Projekt, den China-Deal, den Wasserstreit. Braucht es einen Neuanfang, um diese Probleme zu lösen?

Wie gesagt, sind die Grundlagen vorhanden. Rapperswil-Jona ist gut aufgestellt. Es wurde solide Arbeit geleistet – aber nun geht es darum, im Dialog mit der Bevölkerung diese Projekte weiterzuentwickeln und den eingeschlagenen Prozess weiterzuführen. Natürlich gibt es gewisse Brennpunkte, die auf der Agenda stehen – und denen ich mich stellen würde.

Fischenthal hat 2600 Einwohnerinnen und Einwohner – Rapperswil-Jona zehnmal mehr. Das ist ein anderes Paar Schuhe…

… absolut. Aber diese Schuhe passen mir ausgezeichnet. Selbstverständlich ist Rapperswil-Jona ein viel grösserer Ort – und hat teilweise andere Herausforderungen als die Landgemeinde Fischenthal. Ich bin aber ganz klar der Meinung, dass effektive und erfolgreiche Gemeindeführung übertragbar ist und nicht zwingend von der Grösse des Orts abhängt. Es sind schliesslich dieselben Grundprinzipien, die zählen und relevant sind. Diese Erfahrungen habe ich gesammelt, diese Kompetenzen habe ich mir angeeignet. Und man darf nicht vergessen: Die Unterstützung, die man in einer grösseren Verwaltung wie in Rapperswil-Jona geniesst, ist ein echter Mehrwert. So gesehen kann ich mit gutem Gewissen sagen: Ich fühle mich gewappnet, dieses Amt auszuüben.

«In Fischenthal konnten wir sogar den Steuerfuss senken.»
Barbara Dillier

Als Sie in Fischenthal vor sechs Jahren gewählt wurden, standen Sie vor einer ziemlich grossen Baustelle…

…. das ist richtig. Wir waren in vielerlei Dingen gefordert: Wir mussten die Verwaltung reorganisieren und die Finanzen in den Griff kriegen. Dass uns dies nicht so schlecht gelungen ist, zeigt unter anderem der Fakt, dass wir im Vorjahr den Steuerfuss senken konnten.

Nochmals zu Ihrer Herkunft. Ein anderer Vorwurf, den man Ihnen machen könnte: Sie sind Zürcherin! Ist Rapperswil-Jona bereit für eine Zürcher Stadtpräsidentin?

Selbstverständlich. Rapperswil-Jona ist eine so weltoffene, vielfältige und fortschrittliche Stadt, dass sie auch bereit ist für eine Stadtpräsidentin aus dem Zürcher Oberland – die aber – und das darf ich hier betonen – das Bürgerrecht von Rapperswil-Jona besitzt. Schliesslich hängt in diesem Saal das Familienwappen der Dilliers.

Ist die Ehe zu Ihrem Mann die wichtigste Verbindung zur Stadt Rapperswil-Jona?

Wir sind seit über 20 Jahren verheiratet, wir verbringen viel Zeit hier, wir haben unsere Freunde und einen Teil der Familie da. Da fühle ich mich automatisch zuhause. Und das ist ausschlaggebend, dass ich mich der Stadt Rapperswil-Jona so nahe fühle und mich hier politisch engagieren will.

Ein weiterer Punkt Ihrer Kandidatur ist, wie es dazu gekommen ist. Ist es richtig, dass sie zuerst von Bruno Hug kontaktiert wurden?

Ja, das ist richtig. Weil er durch einen Mitarbeitenden von ihm auf mich aufmerksam gemacht wurde. Danach entstand ein erster Kontakt zu drei und dann zu vier Ortsparteien. Und danach habe ich mich in Absprache mit meiner Familie und mit meinen engsten Vertrauten dazu entschieden, fürs Stadtpräsidium in Rapperswil-Jona zu kandidieren.

«Meine Referenz sind die Bürgerinnen und Bürger.»
Barbara Dillier

Sie können also ausschliessen, dass sie – im Falle einer Wahl – im Präsidium zu einem verlängerten Arm von Bruno Hug werden?

Meine Referenz sind die Bürgerinnen und Bürger von Rapperswil-Jona – und mein Ziel ist es immer, mehrheitsfähige Lösungen zu finden. Deshalb kann man nie von verlängerten Armen für irgendwer sprechen.

Als ausgebildete Schulleiterin und Sekundarlehrerin steht ihnen das Bildungswesen nah. Wäre dies ein Thema, dem sie besonderes Gewicht schenken würden?

Ich kandidiere als Stadtpräsidentin. Das Ressort Bildung wird und würde weiterhin durch ein Stadtratsmitglied geführt. Ich würde die Bildungspolitik aus naheliegenden Gründen sicherlich eng verfolgen, die Verantwortung läge aber nicht bei mir. In Fischenthal verantworte ich die Finanzen. Als Präsidentin ist mir dieses Dossier wichtig. Eine umsichtige Finanz- und Aufgabenplanung ist zusammen mit der Raumplanung entscheidend, wie sich eine Stadt entwickelt.

Kandidieren Sie auch für den Stadtrat?

Nein.

«In der Rolle als Präsidentin fühle ich mich wohl.»
Barbara Dillier

Weshalb nicht?

Ich bin nun Gemeindepräsidentin. Und in dieser Führungsrolle fühle ich mich wohl. Ich würde diese Aufgabe gerne in Rapperswil-Jona weiterführen.

Der Stadtrat in Rapperswil-Jona verkleinert sich von sieben auf fünf. Wie beurteilen Sie diese Redimensionierung?

Die Aufgabengebiete der Stadträtinnen und Stadträte werden umfassender. Dadurch haben die Regierungsmitglieder aber auch ein volles Amt und die Möglichkeit, sich den jeweiligen Themen mit hundertprozentigem Engagement zu widmen. Das kann ein Vorteil sein. Die Arbeitsbelastung wird aber sicher nicht kleiner, wenn man von sieben auf fünf Mitglieder reduziert.

Und das Gremium wird professionalisiert. Ist das richtig?

Ja. So werden die Abläufe und die Amtsführung professionalisiert. Das kommt auch dem Präsidenten oder der Präsidentin zugute – und der ganzen Stadt.

«Ich bin eine Frau für lange Distanzen, kann aber auch sprinten.»
Barbara Dillier

Sie sind Sportlerin – mit einer Marathonbestzeit von bemerkenswerten 3:17 Stunden. Sind sie fit für den Wahlkampf-Marathon?

(lacht) Ich bin eine Frau für lange Distanzen – kann aber auch sprinten, wenn es die Situation erfordert. So gesehen, bin ich fit für den Marathon.

Wie viel würden Sie auf Ihre Wahl wetten?

Ich wette nie.

Webseite von Barbara Dillier: Link

Barbara Dillier (51) stammt aus Fischenthal im Zürcher Oberland. Sie hat an der ETH Zürich Sport- und Bewegungswissenschaft sowie an der Universität Zürich Sprachwissenschaften studiert. Sie ist ausgebildete Sekundarlehrerin und in Bauma als Schulleiterin tätig. In Fischenthal präsidiert sie (als Parteilose) seit sechs Jahren den Gemeinderat.

Thomas Renggli