Es ist nach 22:00 Uhr, als in der Les-Vernets-Halle in Genf alle Dämme brechen. Der HC Genf-Servette, im vergangenen Frühling erstmals zum Schweizer Meister gekürt, steht auf dem europäischen Gipfel – nach einem dramatische Finale und dem 3:2-Sieg gegen das schwedische Spitzenteam Skellefteå AIK.
Gemeinsame Pokalübergabe
Mittendrin: Tanner Richard. Der 30-jährige Sohn von Lakers-Legende Mike Richard führt Servette im grössten internationalen Spiel der Klubgeschichte als Kapitän an – als Stellvertreter des Verletzten Noah Rod. Und Richard zeigt im Moment des Triumphs Fingerspitzengefühl. Anstatt den Pokal allein in Empfang zu nehmen, holt er Rod aufs Eis – und gemeinsam heben die beiden Copains die Silbertrophäe in die Höhe. Die über 7'000 Zuschauer in der ausverkauften Halle sind völlig aus dem Häuschen. Aus den Lautsprechern tönt die Hymne aller Hymnen: «We are the Champions». Allez Servette! Allez!
Zweiter Grosserfolg innerhalb von zehn Monaten
Für Tanner Richard ist es nach dem Meistertitel der grösste Triumph seiner Karriere – und einer, der beweist: Wenn es in den finalen Phasen eines Wettbewerbs um alles oder nichts geht, erreicht der Center regelmässig sein Top-Niveau.
Richards Weg an die europäische Spitze begann am Lido. Im September 2010 debütierte er bei den Rapperswil-Jona Lakers in der Nationalliga A – mit nur 17 Jahren. Dann zog es ihn ins nordamerikanische Junioren-Eishockey. 2012 wurde er von den Tampa Bay Lightning als Nummer 71 gedraftet. Im Dezember 2016 spielte er drei Spiele in der NHL.
Ein gutes Omen für die Nationalmannschaft?
2017 kehrte Tanner Richard in die Schweiz zurück und schloss sich Genève-Servette an. Es sollte eine schon fast schicksalshafte Entscheidung gewesen sein. 2021 erreichte er mit den Westschweizern das erste Mal den Play-off-Final, musste gegen den EV Zug allerdings als deutlicher Verlierer vom Eis. Im vergangenen Frühling klappte es dann gegen den EHC Biel. Und nun steht er auch europäisch ganz zuoberst. Für Tanner Richard scheint es derzeit keine Grenzen zu geben: ein gutes Omen für weitere Grosstaten – zum Beispiel mit der Schweizer Nationalmannschaft an der WM im Mai.