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Hombrechtikon
09.02.2024
09.02.2024 09:09 Uhr

«Eifach mal nüt»

Heidi und Hanspeter Meier: Seit bald einem halben Jahrhundert bilden sie privat und geschäftlich ein perfektes Team. Bild: gg
Seit 45 Jahren gibt’s das Uhren- und Schmuckgeschäft HP. Meier in Hombrechtikon. Nun soll Schluss sein. Per Ende Mai 2024 gehen die Meiers in Rente und wollen das «Dolcefarniente» ausprobieren.

Die Geschichte von HP. Meier Uhren & Schmuck begann im Jahr 1979 ganz bescheiden in einem Zimmer in ihrer damaligen Wohnung an der Eichtalstrasse 11. Der gelernte Uhrmacher hatte mit einem kleinen Sortiment an Uhren, Schmuck und Reparaturen angefangen, nebenbei verkaufte er noch Versicherungen. Gestartet sei er allein, rund vier Jahre später ist dann auch seine Frau in Vollzeit eingestiegen.

Umzug an Eichtalstrasse

Als «Ur-Hombrechtiker» und in Hombrechtikon aufgewachsen, war Hanspeter im Dorf bestens vernetzt. «Früher kannte man noch das ganze Dorf. Das war ein Vorteil!» Die damaligen Weihnachtsausstellungen seien gut fürs Geschäft gewesen, und so konnten sie bald ins Parterre ziehen, wo sie einen Laden mit Schaufenster bauten. 2002 zogen sie in ein grösseres Ladenlokal am heutigen Standort.

Beruflich und privat ein Team Das gemeinsame Leben und Arbeiten sei nie ein Problem gewesen. «Heidi hat sich um das Büro und den Laden gekümmert, während ich die Arbeit in der Werkstatt verrichtet habe», erzählt der 70-jährige Hanspeter. Einkäufe wurden gemeinsam erledigt, auch die Planung und die Kinderbetreuung waren Aufgaben, die sie gemeinsam bewältigt haben.

Reparieren, drehen, feilen

Meiers Sortiment bestand schon immer aus Uhren- und Schmuckprodukten, u. a. mit Schweizer Marken wie Tissot, Candino und später Aerowatch und Louis Erard. Hanspeter repariert alles – vom kleinen Wecker bis zu grossen Uhren. «Ein Uhrmacher muss einfach alles können: Drehen und feilen gehört auch dazu. Ich konnte schon so viele Uhren wieder zum Laufen bringen, da ich immer viele Ersatzteile in meinem Fundus habe, die es sonst nicht mehr gibt», erzählt Hanspeter stolz. Leider sei auch der Uhrmacher ein aussterbender Beruf.

Hanspeter Meier repariert alles, vom kleinen Wecker bis zu den grossen Uhren. Bild: gg

Mit dem Internet schwieriger

Heute würden Uhren und Schmuck oft im Internet oder in den Ferien gekauft. Auch biete jede Marke mittlerweile einen eigenen Onlineverkauf an, was es den Händlern zusätzlich schwer mache. Dem Händler bleibe da oft nur noch das Anpassen von Armbändern.

Beim Schmuck sieht es ähnlich aus: «Heute verkaufen wir vermehrt Modeschmuck. Bei Eheringen seien die Kunden noch bereit, mehr auszugeben und ins Fachgeschäft zu kommen. Doch auch da sei der Verkauf im Geschäft massiv zurückgegangen. «Haben wir früher 20 bis 25 Eheringe pro Jahr verkauft, sind es heute vielleicht noch drei oder vier.» Es kämen immer wieder Leute ins Geschäft, um die Ringgrösse zu erfahren. Da sei ihnen schon klar, dass sie sich nur informieren möchten, um später im Internet einzukaufen. «Aber auch diesen Service bieten wir an», schmunzeln beide.

Grosse Solidarität

Ein prägendes Erlebnis hatten die beiden am 25. Dezember 1996. Am Weihnachtstag wurde in ihr Geschäft eingebrochen. Sie sei- en zu der Zeit nicht versichert gewesen, weil ihr Laden für die Versicherungen zu unsicher war. Die damalige grossflächige Einbruchserie in Hombrechtikon machte schnell die Runde. Die Meiers erhielten sogar eine Anfrage vom Schweizer Fernsehen für den «Zischtigsclub». «Die Solidarität war unglaublich gross. Wir hatten das Gefühl, das ganze Dorf hat dafür gesorgt, dass ‹der Meier bleibt›. Ein schönes Erlebnis», erinnert sich die 65-Jährige.

Zeit zum Aufhören

Jetzt sei Zeit zum Aufhören. Der Grund sei ihr Alter. «Würden wir weitermachen, müssten wir die Strukturen neu überdenken», sagt Heidi. Am 31. Mai 2024 ist – nach einem grossen Ausverkauf – Schluss. «Natürlich kommt Wehmut auf, haben wir doch immer wahnsinnig gerne gearbeitet. Der Kundenkontakt wird uns fehlen. Wir danken herzlich für die langjährigen, treuen Kunden.»

Die beiden freuen sich aber auch auf die Zeit danach und die neue Freizeit. Ihr grösster Wunsch sei es, «eifach mal nüt z’mache». «Danach schauen wir, was Neues entsteht.» Vielleicht findet Hanspeter Meier ja eine kleine Werkstatt, wo er sich weiterhin handwerklich betätigen kann. «Echli chlüttere», wie er es nennt.

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost