Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Sport
17.01.2024
17.01.2024 10:55 Uhr

400 Trauergäste nahmen Abschied von Walter Scheibli

Bei strahlendem Sonnenschein, aber bitterer Kälte,fand die Trauerfeier in der monumentalen Pauluskirche in Unterstrass statt. Bild: ls.
Die Kirche war sehr gut gefüllt, als Zürich heute Abschied nahm von der bekanntesten Reporterstimme der Schweiz. Pfarrer Christoph Siegrist und Journalist Thomas Renggli fanden die passenden Worte zum letzten Auftritt von Walter «Walti» Scheibli. Die Trauerfeier dauerte gut 64 Minuten, ging also knapp in die Verlängerung.

Lorenz Steinmann

Walter Scheibli hätte wohl trotz dem traurigen Grund seine helle Freude gehabt. Fast «tout» Zürich kam zu seinem Abschied in die grosse Pauluskirche beim Milchbuck. Keinen Kilometer von seiner geliebten Steinkluppe, der Homebase des Stammclubs FC Unterstrass entfernt und auch nicht weit weg vom Hallenstadion, jahrzehntelang Scheiblis Arbeitsort bei den Heimspielen des ZSC. Doch heute war trotzdem niemandem ums Feiern zumute. Die Radioreporterlegende wurde zu Grabe getragen. Scheibli erreichte das hohe Alter von 91 Jahren. Geboren wurde er am 14. Oktober 1932, gestorben ist er am 19. Dezember 2023.

Grossmünsterpfarrer Christoph Siegrist zeigte in seiner berührenden Rede, dass er durchaus eishockeyaffin ist. «Jetzt hätts gschället. Der Match der ewigen Lebens hat begonnen», sagte er und erntete einige Lacher in der Kirche. Denn welcher Fan kennt den Werbe-Spruch der Firma Schällibaum nicht ...

Walter Scheibli in einer Aufnahme vom September 2022. Bild: zvg./ Heier Lämmler

Sportreporter Thomas Renggli (ja, der Sohn des legendären «Sepp» Renggli) fesselte die Anwesenden mit einem Lebenslauf seines ehemaligen Arbeitskollegen. Walter Scheibli sei der einzige Zürcher gewesen, der in der ganzen Schweiz und auf allen Journalistentribünen beliebt gewesen sei. Und: Er sei dadurch aufgefallen, dass er immer zwei Stunden vor Matchbeginn im Stadion gewesen sei und sich akribisch aufs Spiel vorbereitete habe. «So fragte er bei neuen Spielern immer nach, wie denn die korrekte Aussprache laute», erinnerte sich Renggli. 

Zum Schluss verkündete Pfarrer Siegrist noch, dass die Stadt Zürich Walter Scheibli eine besondere Ehre zukommen liess. Nämlich die Aufnahme auf die Liste der prominenten Zürcherinnen und Zürcher. «Zürich hat einen Sportmoderator mit Kultcharakter verloren», so das Urteil der Stadtoberen. 

Musikalischer Erich Scheibli

Musikalisch umrahmt wurde die berührende Feier, die genau 64 Minuten, also im Prinzip ein Eishockeyspiel mit Teilverlängerung dauerte, von einem Organisten und einem Querflötisten. Auf der Flöte intonierte Walters Neffe Erich Scheibli etwa Yesterday, das Ave Maria und den Hit Memory aus dem Musical Cats. «Nicht nur Katzen müssen sterben», sagte Christoph Siegrist dazu. Dann rief er die gegen 400 Anwesenden auf, im Kirchgemeindezentrum noch auf Walti anzustossen. «Walter, aber auch seine Frau Margrit und sein Sohn Walter Jott freuen sich bestimmt im Himmel, wenn ihr alle kommt»,  so Siegrist.  

Nach der Abdankungsfeier ging es auf Wunsch der Trauerfamilie weiter ins Kirchgemeindehaus, ums aufs Leben von Walter Scheibli anzustossen. Bild: ls.

Von Blatter bis Schawinski, sie alle waren gekommen

Eine Promidichte wie selten erlebte die Paulkuskirche in Oberstrass heute Dienstag. Hier nur einige von vielen Anwesenden mehr: Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter, Radio-Pionier Roger Schawinski, Showstar Röbi Koller, Alois Iten, Präsident der Offenen Rennbahn in Oerlikon, ZSC-Lions-Präsident Walter Frey mit Sohn und ZSC Lions-VR-Mitglied Lorenz, zudem eine grosse ZSC-Delegation mit Captain Patrick Geering und dem Rekordinternationalen Mathias Seger, HCD-Rekord-Trainer Arno del Curto, sowie ZSC-Ehrenpräsident Ernst Meier. Er kam mit dem kultigen gelben Pulli, wie ihn Walter Scheibli als Markenzeichen so gerne trug.

Lorenz Steinmann/ Zürich24