Lorenz Steinmann
«Keine Aussicht», «unbequem», «zu tiefe Sitze» und «zu heiss»: Das sind die Hauptkritikpunkte der vielen Reaktionen der Passagiere der neuen Limmatboote. «Durchgefallen» würde es bei einer Prüfung oder bei einer Theaterpremiere heissen. Dabei sah es beim Saisonstart der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) am 2. April noch ganz akzeptabel aus. Hervorgehoben wurde vor allem der Batterieantrieb anstatt des lärmigen und stinkigen Dieselmotors. «Von einem wahren Wunder», sprach damals ZSG-Direktor Roman Knecht. Doch schon nach wenigen Wochen waren sie da, die negativen Schlagzeilen. Gegenüber dem «Regionaljournal» des SRF musste Knecht später eingestehen, dass man über die Bücher gehen müsse. «Wir bekamen viele Reklamationen, und wir versuchen, im Winter etwas zu verändern.» Diese Zeitung hat nun nachgefragt. Grund: Auf dem Spazierweg an der Werft in Wollishofen vorbei kann man die drei Schiffe schön bestaunen, wie sie aufgebockt im Trockendock stehen.
Die Sicht aufs Wasser verbessern
Doch was wird eigentlich genau gemacht? Es scheint eher ein Flickwerk zu geben, grosse Verbesserungen sind nicht in Sicht. Die wenig beliebten längs angeordneten Sitze bleiben, wie sie sind. «Eine Querbestuhlung ist aufgrund heutiger Anforderungen und der daraus resultierenden geringeren Breite im Schiff nicht umsetzbar», heisst es auf Anfrage. Die Sitze können zudem nicht erhöht werden, ohne gegen weitere Auflagen zu verstossen. «Unser Ansatz gilt daher den Fenstern. Diese sollen weiter hinab zum Leist gezogen werden, was die Sichtkante nach unten versetzt», hofft die ZSG. Dies verbessere die Aussicht auf das Wasser und den See. Nun warte man auf die dazu benötigten Teile. Dann erfolgten möglichst noch diesen Winter «entsprechende Erprobungen». Kürzlich hiess es noch, die ZSG wolle die Sitzanordnung überarbeiten.
Stärkere Klimaanlagen einbauen
Bei der ebenfalls stark kritisierten Klimaanlage lag die Ursache in einer «unzureichenden Rückkühlung» mit zu schwacher Klimaleistung. Das habe man nun angepasst, und zudem habe man beim Einstieg leistungsstärkere Geräte installiert.
Auffällig für das Auge war ausserdem, dass der Aussenlack der drei Neuanschaffungen aus Stralsund an der Ostsee rasch unschön verkratzt war. Die ZSG führt dies auf «die Einflottung mit etlichen Stunden in der Fahrschule» zurück. Dabei sei es «zu vermehrtem Kontakt der Anlegestellen» gekommen, wie es heisst. Nun würden Scheuerleiste und Freibord ausgebessert. «Bei der nächsten Überarbeitung planen wir zudem, den Unterwasseranstrich höher zu ziehen. Diese Massnahmen sollen künftig die unschönen schwarzen Streifen an der Seite eliminieren», hofft die ZSG. Dann sehen die Boote mit den Namen «Fluvius», «Navalis» und «Pontus» wenigstens fast wie neu aus. Saisonbeginn ist im kommenden Jahr an Ostern, am 31. März 2024.