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Stäfa
10.11.2023
09.11.2023 22:07 Uhr

Konzession für Fernwärme geht an Energie 360° AG

Bild: Gemeinde Stäfa
Der Gemeinderat erteilt dem Unternehmen Energie 360° AG die unentgeltliche Konzession, den öffentlichen Grund auf dem Gebiet der Gemeinde für die Erstellung und den Betrieb für ihre Verteilnetze Gas und Fernwärme zu nutzen.

Energie 360° schafft gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden nachhaltige Energie- und Mobilitätslösungen der Zukunft. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2040 ausschliesslich erneuerbare Energie zu liefern.

Entsprechend möchte sie Gasleitungen auf dem Gemeindegebiet mit Leitungen für Fernwärme ersetzen und ihre Kundinnen und Kunden künftig mit lokal gewonnener, erneuerbarer Energie versorgen. Energie 360° plant dafür die Realisierung eines Energieverbunds, welcher die Energie des Zürichsees nutzt. Dabei wird dem Seewasser in einer Energiezentrale die Energie entzogen und auf die gewünschte Temperatur erhitzt. Das Wasser wird sauber und unversehrt in den See zurückgeleitet.

In einem geschlossenen Kreislauf zirkuliert heisses Wasser im Fernwärmetz. So erhalten angeschlossene Liegenschaften erneuerbare Wärme fürs Heizen und Warmwasser. Das bestehende Gasnetz in Stäfa soll nun redimensioniert werden. Künftig soll es hauptsächlich für Prozesswärme und Spitzenlastdeckung eingesetzt werden sowie die Wärmeversorgung in Gebieten sicherstellen, bei welchen gemäss Energieplanung eine Weiterversorgung mit erneuerbarem Gas zu bevorzugen ist. Das Fernwärmenetz wird von Energie 360°geplant, gebaut und finanziert.

Antrag Energie 360° AG für erweiterte Konzession

Zur Umsetzung ihrer unternehmerischen Ziele hat Energie 360° beantragt, die Konzession von 2003 durch eine neue zu ersetzen, welche Fernwärmeleitungen ermöglicht. Gemäss der Nachhaltigkeitsstrategie 2040 des Gemeinderats Stäfa stehen lokale Stromproduktion und Energieeffizienz, vor allem aber die Umstellung der Heizenergie auf erneuerbare Energien im Fokus. Entsprechend war der Gemeinderat bereit, den bestehenden Konzessionsvertrag mit dem Unternehmen Energie 360°, anzupassen.

Der neue Konzessionsvertrag verpflichtet Energie 360°, im entstehenden Energieverbund eine sichere Fernwärmelieferung zu marktüblichen, diskriminierungsfreien und transparenten Bedingungen und Preisen anzubieten und dafür erforderliche Anlagen zu betreiben und sogenannte nicht marktzutrittsberechtigte Kundinnen und Kunden auf dem Gemeindegebiet mit Wärme auf der Basis von Erdgas zu versorgen. Andererseits berechtigt der bestehende Vertrag Energie 360°, auf dem Gemeindegebiet die dafür erforderlichen Anlagen zu erstellen, betreiben und unterhalten sowie die Gemeindegrundstücke unentgeltlich für ihre Bauten und Anlagen zu benützen. Dafür plant Energie 360° den Bau einer Pumpstation, einer Energie- zentrale sowie ein Fernwärmenetz zur Versorgung mit erneuerbarer Energie. Die neue Konzession hat eine Dauer von vierzig Jahren und ist gültig bis 2063.

Langjährige Partnerschaft mit Energie 360°

Seit 1922 bestehen zwischen der Stadt Zürich und der Gemeinde Stäfa Verträge über den Bezug und die Verteilung von Gas für Heizungen. In den mehr als hundert Jahren wurde der Vertrag mehrfach geändert und erneuert. 1980 schlossen Zürich und Stäfa einen Vertrag «für die Versorgung der Gemeinde mit Gas» ab. Der Vertrag löste die früheren Vereinbarungen ab und beinhaltete im Wesentlichen die Anforderungen an die Gaslieferungen durch die Stadt und die wie bisher unentgeltliche Konzession für die Benützung des öffentlichen Grundes. 2003 folgte die bis anhin letzte Vereinbarung zwischen der damaligen Erdgas Zürich AG, die sich vollständig im Besitz der Stadt Zürich befand, und der Gemeinde Stäfa. Sie regelt die Beanspruchung des öffentlichen Grundes und den Fortbestand der Infrastrukturanla- gen auf eine Dauer von 50 Jahren (bis 2053).

Studie der Fachhochschule OST bildet Grundlage für Energierichtplan

Mit der Konzession wird Energie 360° verpflichtet, die Ausübung der ihr übertragenen Konzession nach dem Energierichtplan der Gemeinde Stäfa auszurichten. Dieser besteht noch nicht. Es ist geplant, ihn 2024 der Gemeindeversammlung zum Erlass vorzuschlagen. Er wird auf der Energetischen Potentialanalyse der Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Solartechnik SPF, Rapperswil, basieren.

Die Fachhochschule hat sich im Auftrag des Gemeinderats Stäfa mit der momentanen Situation und möglichen Entwicklungsszenarien zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors in Stäfa befasst. Im heutigen Gebäudebestand werden rund 75 % der notwendigen Wärmeenergie für die Haushalte durch die fossilen Energieträger Heizöl und Erdgas bereitgestellt. Die Klimaemissionen, welche aus der Wärmeversorgung der Haushalte entstehen (~3.0 Ton- nen CO2eq / Kopf), sind höher als das gesetzte Ziel gemäss kantonalem Energiegesetz für 2050 über alle Bereiche (~2.2 Tonnen CO2eq / Kopf).

Auf dem Gemeindegebiet gibt es hohe Kapazitäten an heute ungenutzten erneuerbaren Ressourcen. Grosse Teile des Gebäudeparks können durch Wärmepumpenanwendungen (Erdwärme und Luft) versorgt werden. In den dicht bebauten Gebieten bietet sich die Erstellung eines Wärmenetzes an. Dieses soll primär den Zürichsee als Ressource nutzen.

Das Potenzial der Nutzung von Energieholz zur Wärmeversorgung auf dem Gemeindegebiet ist heute ausgeschöpft. Bezüglich der Nutzung von Solarenergie zur Stromproduktion besteht ein sehr hohes ungenutztes Potenzial und es ist in Zukunft mit einem massgeblichen Anstieg an erneuerbarem Strom aus Solaranwendungen zu rechnen. Neben Massnahmen zum Ersatz der fossilen Wärmeerzeuger spielen energetische Sanierungen an bestehenden Gebäuden eine wichtige Rolle. Durch sie könnte der Gesamtwärmebedarf bis 2050 um rund 30 % gesenkt werden. Hierzu ist eine massgebliche Erhöhung der energetischen Sanierungsrate notwendig. Ein Wärmenetz unter Nutzung von Seewasser als Energiequelle spielt in allen betrachteten Szenarien eine wichtige Rolle.

Stäfa steht Hinblick auf die angestrebte Dekarbonisierung des Gebäudeparks vor grossen Herausforderungen. In einem nächsten Schritt sollten die notwendigen strategischen Grundlagen für einen gezielten Umbau geschaffen werden, insbesondere ein Energierichtplan. Dazu hat der Gemeinderat bereits die entsprechenden Aufträge erteilt, die Arbeiten sind im vollen Gange.

Gemeinde Stäfa