Die Schweizer Wirtschaft wächst im nächsten Jahr langsamer als erwartet. Die Konjunkturforscher vom KOF (ETH) revidieren ihre Wachstumsprognose für 2024 nach unten auf 1.9 Prozent. Der Arbeitsmarkt bleibt hingegen solide, die Inflation steigt offenbar wieder über 2 Prozent.
Im Sinkflug: Die jährliche Teuerungsrate im Euroraum sinkt. Im August war sie bei 5.2, gegenüber 5.3 Prozent im Juli. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 9.1 Prozent betragen, das gibt der EZB zukünftiges Potenzial für Zinssenkungen.
Seit der Leitzinspause der Nationalbank ist der Schweizerfranken gegenüber Euro und US-Dollar spürbar schwächer. Zinsdifferenzen spielen hier eine grosse Rolle.
Hypothekarzinsen in den USA erreichen den höchsten Stand seit 23 Jahren. Der Zinssatz für eine 30-jährige Festhypothek in den USA beträgt derzeit 7.41 Prozent.
Turbulenzen im Gesundheitswesen: Für die Versicherten wird die Kranken-Grundversicherung 2024 erneut massiv teurer. Im Durchschnitt steigen die Prämien laut Bundesrat Alain Berset um 8.7 Prozent. Nach den Spitalschliessungen plant der Kanton St.Gallen Massenentlassungen, 400 von total 9'000 Angestellten, eigentlich bräuchte es mehr Pflegepersonal.
Zweitgrösste Stadt Englands in Finanznöten: Ein Gerichtsentscheid stürzt Birmingham in die Insolvenz. Es geht um Lohnnachzahlungen für das städtische Personal.
Unternehmensnachrichten
Die Aktien von Novartis nähern sich im Vorfeld der Sandoz-Platzierung dem Allzeithoch. Die Abspaltung erfolgt am 4. Oktober. 5 Novartis- ergeben eine Sandoz-Aktie. Preisindikationen sind noch keine bekannt. Banken empfehlen bei unerwartetem Druck Zukäufe und bei Kursübertreibungen nach oben Gewinnmitnahmen.
Die US-Justiz hat den Verdacht, dass die beiden Schweizer Grossbanken UBS und CS die Russlandsanktionen teilweise umgangen hätten. Gemäss einem Bericht wollen die USA dies nun untersuchen. Die Aktie kam unter Druck. Aber die UBS steuert aufgrund der CS-Übernahme auf grössten Quartalsgewinn seit 14 Jahren zu.
Der Versicherer Swiss Life startet am 2. Oktober einen Aktienrückkauf im Umfang von CHF 300 Mio. Das Programm dauert bis zum 28. März 2024.
Der Versicherer Helvetia hat im ersten Halbjahr gegenüber den revidierten Vorjahreszahlen den Gewinn um ein Drittel auf CHF 257.8 Mio. gesteigert. Grund dafür sind die sehr gute Entwicklung des Kerngeschäfts und an den Finanzmärkten.
Beim VW-Konzern hat eine Netzwerkstörung die Produktion lahmgelegt. Betroffen waren zahlreiche Standorte wie Wolfsburg, Emden, Osnabrück und Zwickau sowie die Komponentenproduktion in Kassel, Braunschweig und Salzgitter. Von Mittwochnachmittag bis Donnerstagmorgen war im gesamten VW-Konzern die IT gestört. Am Freitag lief die Produktion wieder ordnungsgemäss.
Frankreich ruft das iPhone 12 von Apple vorläufig zurück. Das könnte auch in der Schweiz Einfluss haben. Im Worst-Case Szenario hiesse dies ein Verbot für dieses Smartphone-Modells in der heutigen Ausführung wegen zu starker Strahlung. Da ein Vertrag mit der EU besteht, müsste die Schweiz ebenfalls die Geräte verbieten.
Bei der LLB Schweiz AG – frühere Bank Linth AG – übernimmt der UBS-Banker René Zwicky per Januar 2024 den Vorsitz der Geschäftsleitung. Sein Vorgänger David Sarasin scheidet bei der Bank aus.
Ringier (nicht börsenkotierte Familiengesellschaft) erkauft sich die Kontrolle über die Zeitschriften wie «Beobachter» und «Schweizer Illustrierte». Der Schweizer Medienkonzern erwirbt von Axel Springer dessen Anteile an total 20 Zeitschriften. Chefin wird Ringier-Managerin Ladina Heimgartner. Blick-TV wird dagegen eingestellt.
Rückblick und Ausblick
Ruhig war es an den Finanzmärkten im 3. Quartal 2023 keineswegs. Die Ölpreise waren wieder steigend, die Renditen von US-Hypotheken und Staatsanleihen zogen sogar recht deutlich an. Man spricht hier sogar von einem Mehrjahreshoch. Dazu kamen Sorgen bezüglich Chinas Wirtschaft, vor allem bei den hoch bewerteten Immobilien. Die Aktienmärkte gaben bis jetzt kaum nach (SMI minus 1.5 Prozent, Gesamtjahr plus 2.7 Prozent), was als durchaus solide betrachtet werden kann.
In Bezug auf den weiteren Verlauf müssen wir mit einer Wachstumsabschwächung der Weltwirtschaft rechnen, auch mit Gewinnschmälerungen und Dividendenkürzungen, aber nicht in allen Branchen. Banken und Versicherungen verdienen mehr mit höheren Zinsen. Mit den Erhöhungen von zahlreichen staatlich administrierten Preisen (Mieten, Strom, Krankenkassen usw.) werden wir weiterhin zu kämpfen haben. Die Nationalbank entscheidet im Dezember, ob sie mit Leitzinserhöhungen der Inflation nochmals entgegenwirken will. Die lange andauernde Frankenaufwertung liefert den Beweis dafür, dass man hauptsächlich in dieser Währung investiert bleiben sollte.