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27.09.2023
30.09.2023 07:36 Uhr

E-Bike Fahrer sind gefährlich

Fahrer der Feuerwehr Frauenfeld mit ihren kolossalen Fahrzeugen auf der TCS-Teststrecke. Bild: Th. Renggli
Ein Besuch im TCS-Fahrzentrum Betzholz in Hinwil zum 20 Jahre Jubiläum, wo man ganz unfeierlich feststellt: ««E-Bike-Fahrern fehlt der Sicherheitsbezug».

Der Ort liegt vermeintlich in der Mitte von Nirgendwo. Und doch trifft sich im TCS-Zentrum Betzholz in Hinwil die Welt – beispielsweise während des legendären Rockfestivals «Rock the Ring», das zwischen 2014 und 2022 hier stattfand – und Musikgrössen wie Bryan Adams, Bonnie Tyler, Iggy Pop  oder Mando Diao anlockte. Oder während des kultigen Autokinos, das auch in diesem Spätsommer einen Hauch von nostalgischer Hollywood-Romantik über dem 90‘000 m2 grossen Areal verbreitete.

Unfallprävention im Vordergrund

Doch die Anlage am grössten Autokreisel weit und breit dient vor allem der Verkehrssicherheit. Dies macht Adrian Suter, Leiter Aus- und Weiberbildung, anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums des Zentrums schnell deutlich: «Wir tragen dazu bei, dass die Sicherheit auf den Strassen so gross wie möglich und das Unfallrisiko klein bleibt». Dies geschieht durch Weiterbildungskurse, Fahrprüfungsvorbereitungen und Unfallpräventionen jeglicher Art – aber auch durch das Zusammenführen der drei Themenbereiche Mensch, Infrastruktur und Verkehrsmittel.

So überprüft der Touring Club unter anderem (im Auftrag von Gemeinden) die Sicherheit auf Schulwegen, in Tunnels, auf Baustellen oder Fussgängerstreifen.

Gefälle von 11 Prozent

An diesem sonnigen Herbsttag üben beispielsweise die Fahrer der Feuerwehr Frauenfeld mit ihren kolossalen Fahrzeugen und die Absolventen einer Rekrutenschule auf der Rampe mit 11 Prozent Gefälle und diversen Wasserhindernissen. Dabei geht es in der Regel darum, wie ein Fahrzeug bei glitschiger Strasse unter Kontrolle gehalten werden kann.

Wer eine Fahrzeugflotte betreibt, kommt normalerweise nicht um die Test- und Trainingszentren des TCS herum. In Hinwil sind dies beispielsweise die Kantonspolizei Zürich, die VBZ, die Verkehrsbetriebe Schaffhausen, Schutz und Rettung der Stadt Zürich sowie die Eidgenossenschaft.

Im Bereich der Privatkunden gehören viele namhafte Autofirmen dazu – aber auch Betriebe wie Versicherungen und Logistiker, die viele Mitarbeitende im Aussendienst beschäftigen. Die SBB schliesslich lassen ihre Mitarbeitenden im Drohnenfliegen beim TCS ausbilden. Seit einigen Jahren besitzt der Touring Club quasi die Lufthoheit.

«Für die Fahrt mit einem E-Bike braucht es nur eine theoretische Töffli-Prüfung.»
Adrian Suter, Leiter Aus- und Weiberbildung

Vielseitigkeit der Fahrzeuge als Problem

Und wie hat sich die Sicherheitslage in den letzten zwanzig Jahren verändert? Für Suter ist es vor allem die gewachsene Vielseitigkeit der Fahrzeuge – von Autos über Motorräder, Lastwagen, Busse bis zu Velos, Scooter und E-Bikes. Vor allem bei Benutzern von Elektrovelos  stellt Suter eine «fehlende Affinität für Weiterbildung» fest: «Der Bezug zur Sicherheit ist bei diesen Verkehrsteilnehmern oft nicht der gleiche – weil es für die Fahrt mit einem (schnellen) E-Bike nur eine theoretische Töffli-Prüfung braucht.»

Alte Fahrer nicht gefährlicher

Und wer bucht die Fahrkurse am häufigsten?Das seien Leute aus allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen, sagt Suter – pro Jahr rund 18‘000 Kursteilnehmende in 1800 Kursen. Dass ältere Fahrerinnen und Fahrer unfallanfälliger seien, kann der Fachmann nicht bestätigen: «Es ist nicht entscheidend, wie alt ein Fahrer ist. Oft sind jene Personen in Unfälle verwickelt, die vergleichsweise wenig Erfahrung haben.»

Über den Einfluss der modernen Fahrassistenzsysteme auf das Unfallrisiko gibt es keine verbindlichen Statistiken. Zu einem massgebenden Punkt kann Adrian Suter aber eine eindeutige Zahl nennen: «90 Prozent der Unfälle basieren auf menschlichem Versagen.»

  • Adrian Suter, Leiter Aus- und Weiberbildung beim TCS in Hinwil. Bild: Th. Renggli
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  • Die SBB schliesslich lassen ihre Mitarbeiter im Drohnenfliegen beim TCS ausbilden. Drohnenpilot Marc Rief. Bild: Th. Renggli
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Thomas Renggli