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Kanton
22.09.2023
22.09.2023 07:41 Uhr

Keine Aethiopier-Feier in Opfikon

So feierten Mitglieder der äthiopisch-orthodoxen Kirche 2021 ihr Fest. Bild: zvg
Ende September feiert die äthiopisch-orthodoxe Kirche ihr grosses «Fest der Kreuzerhöhung». Nach den Ausschreitungen unter Eritreern hat Opfikon aber die Bewilligung widerrufen. Die Organisatoren müssen nun auf Zürich ausweichen.

Roger Suter

Die weltweiten Krawalle unter Befürwortern und Gegnern der Regierung in Eritrea haben nun auch Auswirkungen auf ihre Nachbarn aus Äthiopien: Ihr «Meskel»-Fest (siehe Kasten), geplant für den 24. September, kann dieses Jahr nicht in Opfikon stattfinden. Die Stadt hat die bereits erteilte Bewilligung widerrufen. «Natürlich war ich schockiert», so Mistre Haile Selassie von der äthiopisch-orthodoxen Kirchgemeinde. «Denn unser Fest ist nichts Politisches und wir haben mit dem eritreischen Konflikt nichts zu tun.»

Der Stadtrat begründet den Entzug mit Sicherheitsbedenken. Derzeit nehme die Kantonspolizei eine Lagebeurteilung vor. Bis diese abgeschlossen sei, werde man keine Veranstaltungen mit möglichem Gefahrenpotenzial bewilligen, wie Zürich24 erfahren hat.

Betont wird aber auch, dass sich der Beschluss nicht gegen die äthiopische oder andere ausländische Gemeinschaften richte. Es gehe vielmehr darum, Menschen zu schützen. Genaueres ist nicht zu erfahren, weil die Betroffenen den entsprechenden Stadtratsbeschluss erst morgen Freitag per Post erhalten. Eine Bewilligung ist auch auf Privatgrund nötig, wenn wie hier Lautsprecheranlagen verwendet und Menschen bewirtet werden.

Alternative in der Kirche Oberstrass gefunden

«Die Bewilligung hatten wir am 6. Juni erhalten», so Mistre Haile Selassie. «Am Montag, 4. September – zwei Tage nach den Ausschreitungen im Glattpark –, hat mich der Polizeichef zum Gespräch gebeten und mir den Entzug der Bewilligung erläutert.» Er müsse den Entscheid akzeptieren, so Selassie, hat aber trotzdem einen Einsprachebrief an die Bewilligungsbehörde geschickt. Es handle sich um ein unpolitisches religiöses Fest, so sein Sohn Yared Selassie zu dessen Inhalt. «Wir haben nichts mit Politik zu tun und noch viel weniger mit eritreischer Politik. Wir verstehen die Verunsicherung, aber damit schiesst der Stadtrat übers Ziel hinaus. Wir hatten noch nie Gewaltprobleme.»

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche, die auch dem Verband der orthodoxen Kirchen im Kanton Zürich angehört, hat inzwischen in der reformierten Kirche ­Oberstrass eine Alternative gefunden. So können die Mitglieder aus der ganzen Schweiz und Süddeutschland ihre oftmals bereits organisierten Reisen nach Zürich trotzdem antreten.

Äthiopierinnen und Äthiopier feiern seit 23 Jahren in Opfikon

Um den 27. September feiern die Christen am Horn von Afrika «Meskel», das Fest der Kreuzerhöhung. Es erinnert daran, dass im 4. Jahrhundert nach Christus sein lange verschollenes Kreuz wiedergefunden wurde – was auch in der katholischen Kirche ge­feiert wird. Die äthiopisch-orthodoxe ­Tewahedo-Kirche begeht dieses Fest seit 23 Jahren in Opfikon, wo die Gemeinde gegründet wurde. Dazu reisen jeweils mehrere hundert ­Mitglieder dieser alten christlichen Kirche in weissen Gewändern an, entzünden ein Feuer. Anschliessend sind alle  – auch Gäste anderer Religionen – zum Essen eingeladen. Das Fest gehört mit Weihnachten und Ostern zu den höchsten des Kirchenjahres.

Roger Suter/Zürich24