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Kultur
08.09.2023

Diese Messe bringt Kunst unter die Leute

Die beruflichen Erfahrungen, die  Fabian J. Walter (links) und Sven Eisenhut mitbringen, ergänzen sich für die Messeorganisation optimal. Bild: Karin Steiner
Zum zweiten Mal lädt die kleine, aber feine Kunstmesse «Art Salon Zürich» von 28. September bis 1. Oktober Kunstinteressierte zu einem Einblick in das nationale, aber auch internationale Kunstschaffen ein.
  • Karin Steiner

«Die Idee, den ‹Art Salon Zürich› ins Leben zu rufen, entstand aus einem Bedürfnis heraus», sagt der Galerist Fabian J. Walter, der gemeinsam mit Sven Eisenhut, erfahrenem Messeorganisator und Gründungsmitglied der «photo basel art fair», die neue Zürcher Kunstmesse ins Leben gerufen und letztes Jahr erstmals mit Erfolg durchgeführt hat. «Aktuell fehlt in Zürich eine gute Kunstmesse, die den Bedürfnissen der Kunstszene, der Galerien und der Kunstschaffenden gerecht wird. Wir beide wissen aufgrund unserer beruflichen Erfahrungen, wo diese Bedürfnisse liegen. Aber auch viele Kunstinteressierte vermissen eine Messe, die sich auch mit der nationalen Kunstszene auseinandersetzt.»

Alle sitzen im selben Boot

Rund 30 Galerien zeigen auch dieses Jahr von 28. September bis 1. Oktober auf dem Areal der SBB in Altstetten, einem der letzten bedeutenden Entwicklungsgebiete der Stadt Zürich, ein breites Spektrum an Kunst von 300 Kunstschaffenden aus der Schweiz, aber auch aus dem Ausland.

Obwohl der Gedanke, eine neue Kunstmesse ins Leben zu rufen, schon lange ­Fabian J. Walter und Sven Eisenhut beschäftigte, nahm das Konzept vorwiegend während der Pandemie Gestalt an, als man mehr Zeit zur Verfügung hatte. «Es ist interessant, dass die Kunstkäuferinnen und -käufer während Corona nicht online abgewandert sind», so Fabian J. Walter. «Das zeigte uns, dass auch sie den Kontakt und den gegenseitigen Austausch suchen.»

So kam es, dass der erfahrene Galerist und Kurator Fabian J. Walter und der ebenso erfahrene Messeorganisator Sven Eisenhut zusammen eine kleine, aber feine Kunstmesse schufen, die für Kunst aller Art ein Podium bietet. «Ausschlaggebend für das Gelingen einer Kunstmesse ist, dass die Galerien mitmachen», sagt Sven Eisenhut. «Denn die ‹Art Salon Zürich› ist eine reine Galerienmesse, es werden nur Kunstwerke von den durch die Galerie vertretenen Kunstschaffenden ausgestellt. Eine Messe kann nicht funktionieren, wenn die Messeleitung diktiert und alle anderen gehorchen müssen. Wir sitzen alle im selben Boot, wir müssen auf die verschiedenen Bedürfnisse achten.»

Verantwortung übernehmen

In seiner Funktion als Galerist, Gründer und Präsident des Schweizerischen Kunstmarktverbandes und des Schweizerischen Galerienverbandes sieht sich Fabian J. Walter in der Verantwortung den Kunstschaffenden, den Galerien und den Kunstkäuferinnen und -käufern gegenüber. «Zürich hat die Grösse, sich als internationaler Kunststandort zu etablieren. Wir fungieren als Vermittler zwischen der Kunstszene, den Galerien und dem Kunstpublikum.»

Lokal verankert, gut vernetzt

«Wir sind lokal verankert, aber auch international vernetzt», ergänzt Sven Eisenhut. «Das ist unsere Vision, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Wir haben einen Grossteil an Schweizer Galerien unter den Ausstellenden. Rund ein Viertel der Galeristinnen und Galeristen kommen aus dem nahen, eine sogar aus dem fernen Ausland. Unser Ziel ist es, Galerien und Sammler miteinander zu vernetzen. Es ist auch interessant, zu sehen, dass wir nach der Eröffnung erst ein Fachpublikum anziehen, danach werden wir zur Publikumsmesse. Das zeigt, dass wir für alle da sind.»

Die ‹Art Salon Zürich› soll gemäss den Veranstaltern eine Initiative sein, die mit der Zeit und den Bedürfnissen geht. «Eine Messe muss wachsen», so Fabian J. Walter. «Wir wollen ein junges Publikum ansprechen und es an die Kunst heranführen. Das Zwischenmenschliche ist dabei sehr wichtig, und das kann eine Kunstmesse bieten.» Aber auch die gesamte Kunst-Community ist angesprochen.  Denn Kunst soll gemäss den beiden Organisatoren nicht dem Establishment vorbehalten sein, sondern ein breites, interessiertes Publikum ansprechen. Viele Leute hätten eine gewisse Schwellenangst, eine Galerie zu besuchen, sagen sie. Eine Messe dagegen ist ein Publikumsanlass, in dem man sich ungezwungen bewegen, alles ohne Druck begutachten und wenn nötig Fragen stellen kann. Bisweilen sind auch die Künstlerinnen und Künstler selber anwesend und gerne zu einem Gespräch bereit. Manche Besucherinnen und Besucher statten erst später der Galerie, von der sie sich angesprochen gefühlt haben, einen Besuch ab und entscheiden sich dann eventuell für den Erwerb eines Kunstwerks.

Neue digitale Technologien

Von den 30 ausstellenden Galerien sind viele das zweite Mal dabei, was die Organisatoren als gutes Zeichen für die Messe werten. Die Positionen, die sie zeigen, sind jedoch alle neu, wobei zeitgenössische Kunst etablierter Kunst der Moderne gegenübergestellt wird. «Neu haben wir das Ticketing vereinfacht», so Sven Eisenhut. Auch werden vermehrt NFTs aus dem Bereich digitale Kunst gezeigt. Dabei geht es nicht nur um den Verkauf, sondern auch um die Vermittlung dieser Technologie. Dieser kuratierte Bereich wird in der Lounge zu sehen sein. «Es ist spannend, zu sehen, wie die Leute darauf reagieren.»

Während der Messe gibt es verschiedene geführte Rundgänge, danach können sich die Besucherinnen und Be­sucher alles in Ruhe nochmals selber anschauen. Und wer die Messer verpasst hat, kann sie das ganze Jahr hindurch noch auf einem 360-Grad-Rundgang online besuchen.

Die Macher hinter der «Art Salon Zürich»

Fabian J. Walter gründete 1986 mit seiner Frau Claude die gemeinsame Galerie zunächst in Basel. Im Jahr 2002 dislozierte die Galerie nach Zürich. Neben seiner Tätigkeit als Galerist ist Fabian J. Walter auch Gründungsmitglied des Schweizerischen Kunstmarktverbandes und Präsident des Schweizerischen Galerienverbandes.

Sven Eisenhut ist der Gründungsdirektor der «photo basel art fair». Er hat die Messe im Jahr 2015 im Alter von 32 Jahren ins Leben gerufen und versteht sich als Vollblut-Messeorganisator und begeisterter globaler Netzwerker. Seit 2015 findet die «photo basel» zeitgleich mit der «Art Basel» in Basel statt.

Weitere Informationen: www.artsalonzurich.com

Karin Steiner / Goldküste24