- Was kann man tun, um diesen Menschen einen sicheren Umgang mit der Schriftsprache zu ermöglichen?
Am 8. September, dem Weltalphabetisierungstag, macht die UNESCO auf die zentrale Rolle der Kompetenzen Lesen und Schreiben aufmerksam. Um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sind Grundkompetenzen unverzichtbar. Dazu gehören neben Lesen und Schreiben auch Rechnen und digitale Kompetenzen. Das Bildungsniveau nimmt in der Schweiz zwar stetig zu. Trotzdem hat jede 6. erwachsene Person Mühe, einfache Texte zu verstehen.
Hürden und Herausforderungen
Menschen mit einer Lese- oder Schreibschwäche können nur bedingt am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben teilnehmen. Bereits alltägliche Situationen können für sie zu einer grossen Hürde werden: Zum Beispiel Formulare ausfüllen, Beipackzettel eines Medikamentes verstehen oder Korrespondenzen mit Versicherungen oder Banken führen. Sie sind auf die Unterstützung von anderen angewiesen. Die künstliche Intelligenz, die gerade richtig Fahrt aufnimmt, kann nur teilweise entlasten. Denn Grundkompetenzen sind eng miteinander verlinkt: Wer Mühe mit Lesen und Schreiben hat, tut sich oft auch schwer mit der digitalen Informationsflut. Für eine gut funktionierende, integrative Gesellschaft sind wir verpflichtet, allen Menschen den Zugang zu den Grundkompetenzen zu ermöglichen.
Kurse und niederschwellige Lernangebote
Der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben setzt sich dafür ein, dass sich Erwachsene, die Schwierigkeiten mit den Grundkompetenzen haben, weiterbilden können. Zusammen mit der Interkantonalen Konferenz für Weiterbildung IKW ist er Träger der schweizweiten Kampagne «Einfach besser!». Diese möchte Betroffene motivieren, ein Lernangebot im Bereich Lesen, Schreiben, Rechnen und digitale Kompetenzen zu besuchen. Denn es ist nie zu spät, um diese Fähigkeiten zu erlernen. Für Menschen, die Mühe mit Lesen und Schreiben haben, gibt es in der ganzen Schweiz regionale Möglichkeiten, sich entsprechend weiterzubilden:
In der Gruppe
In einem Lese- und Schreibkurs für Erwachsene treffen Betroffene auf Gleichgesinnte. In kleinen Gruppen lernen sie in ihrem eigenen Tempo anhand von Beispielen aus dem Alltag. Dies geschieht ganz ohne Leistungsdruck. Es gibt keine Noten oder Prüfungen.
Ziel ist, dass Betroffene ihre Lese-, und Schreibfähigkeiten verbessern. Ausserdem lernen sie, sich selbst neues Wissen anzueignen. Sie können ihr Selbstvertrauen aufbauen und haben dadurch weniger Angst, Fehler zu machen.
Niederschwellig und spontan
Offene Lernangebote bieten Kurse, Beratungen und Unterstützung an, zum Beispiel beim Erstellen von Bewerbungen. Diese Angebote sind gratis, teilweise mit Kinderbetreuung, und man kann ohne Anmeldung vorbeigehen.