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06.09.2023

Neuer 67-Tonnen-Findling vom Glärnisch

Der graue Stein, so wird er bezeichnet. (Symbolbild) Bild: Lorenz Steinmann
Beim Aushub für das neue Sekundarschulhaus Im Isengrind in Affoltern fanden die Bauarbeiter einen Findling. Er soll für die Nachwelt vor Ort erhalten bleiben. Er ist einer von vielen Findlingen in Zürich.

Pia Meier

Der «graue Stein», wie ihn Anwohnende bezeichnen, bei der Siedlung der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich in Unteraffoltern, beeindruckt vor allem durch seine Grösse. Die Bauarbeiter hätten den Findling mit einem Spezialkran aus der Baugrube des neuen Sekundarschulhauses Im Isengrind heben müssen, was sehr spektakulär zum Zuschauen war. Auf Nachfrage bestätigt das Amt für Hochbauten: «Der Findling hat ein stattliches Gewicht von 67 Tonnen. Er wurde mittels zweier Pneukrans aus der Baugrube gehoben und vorsichtig bei der unmittelbaren benachbarten Wegabzweigung auf dem Grundstück der Stiftung Alterswohnungen abgesetzt.» Allerdings handelt es sich nicht einfach um einen «grauen Stein», sondern um ein spezielles Überbleibsel der Eiszeit, wie das Amt für Hochbauten festhält.

Sedimentgestein mit Fossilresten

«Der gefundene Findling ist ein Sedimentgestein, das sich aus zwei unterschiedlichen, sich abwechselnden Gesteinsarten zusammensetzt: einerseits aus einem dunkelgrauen, feinkörnigen Kalk mit Fossilresten (Seelilienstielglieder, Muschelschalen), andererseits aus einem rötlich-bräunlichen, groben Quarzsandstein.» Durchzogen sei das Gestein mit weissen Adern, die mit Kalzit verheilte Klüfte darstellen. «Diese Adern entstanden viel später und hängen mit der Bildung der Alpen zusammen», erläutert das Amt für Hochbauten. «Das Gestein selbst dürfte vor zirka 165 bis 175 Millionen Jahren, im sogenannten Dogger-Zeitalter, in einem eher flachen Meer entstanden sein.» Den Findling nach ­Affoltern transportiert hat der Linth­gletscher. Diesem sind neben dem Zürichsee auch die Katzenseen zu verdanken. Der Steinbrocken stammt aus dem Gebiet des Glärnisch im Kanton Glarus. «Auf dem Findling sieht man noch Schleifspuren von dieser Reise, wenn man genau hinsieht», so das Amt für Hochbauten. Der Findling soll vor Ort bleiben und nach der Fertigstellung des Sekundarschulhauses für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Findlinge aus vielen Gebieten

In der Stadt Zürich wurden in der Vergangenheit verschiedene Findlinge entdeckt. Auch in Affoltern wurden bereits Findlinge gefunden. So zum Beispiel ein Kalkstein mit weissen Kalkadern aus der Zeit des Trias vor 235 Millionen Jahre. Auch dieser stammte aus dem Glarnerland oder allenfalls vom Walensee-Gebiet, wie der Auflistung vom Findlingslehrpfad zu ­entnehmen ist. Aber auch in Oerlikon, Höngg, Witikon und Altstetten wurden Findlinge entdeckt. Verschiedene lokale Findlinge sind im Findlingsgarten ­Kappenbühl des Verschönerungsvereins Höngg auf dem Hönggerberg ausgestellt. Das Besondere am Findlingsgarten Kappenbühl: Seit 2021 sind die Findlinge mit QR-Codes ausgestattet. Wer diese auf sein Handy scannt, erfährt alles Wissenswerte über die Gesteinsbrocken. Da sind etwa der dunkelgraue, unreine Kalk aus dem Mittleren Walenseetal, der bräunliche Quarz-Sandstein aus dem Gebiet des Piz Sardona oder der Glarner Verrucano aus dem Glarnerland.

nsgesamt sind neun Zeugen der Vergangenheit zu sehen, die der Linthgletscher hierher transportiert hat. Der Findlingslehrpfad am Adlisberg beim Dolder präsentiert eine Fülle von Findlingen, die im Kanton Zürich gefunden wurden. Hier werden anhand von rund 100 Findlingen Informationen über die Geologie der Gesteine erläutert. Neben der Entstehung der Findlinge vermittelt der Lehrpfad Kenntnisse über deren Herkunft und Beschaffenheit.

Der Geissturm-Findling

Findlinge wurden aber auch als Baumaterial verwendet oder von Künstlern gestaltet. Ein Beispiel eines Findlingsblockes stellt der sogenannte Geissturm-Findling an der Ecke Chilegass/Zwingliplatz dar. Er war ursprünglich ein Teil der Mauer vom Geissturm. Er besteht aus Glarner Verrucano, einem rund 270 Millionen Jahre alten festländischen Ablagerungsgestein. «Verrucano» ist ein typisches Gestein, das der Linthgletscher in die Region Zürich gebracht hat. Hier kennt man es auch unter dem Namen «Roter Ackerstein». Der Felsblock an der Selnaustrasse 9 gilt als Zürichs grösster Findling. Findlinge aus Sedimentgesteinen (Kalke, Sandsteine, Quarzite) über ein Meter Länge sind geschützt.

Am Hönggerberg kommen Geologieinteressierte auf ihre Rechnung. Hier sind viele Findlinge ausgestellt, die in der Eiszeit aus den Alpen via Gletscherfluss bis nach Zürich transportiert wurden. Bild: Lorenz Steinmann
Pia Meier / Goldküste24