Ist die Temperaturmessung für Zürich in Zürich-Fluntern tatsächlich repräsentativ? Die Messstelle liegt doch gut 150 Meter über Seehöhe und eher abseits der grossen Wohngebiete.
Cornelia Schwierz von der Abteilung Klima in Zürich-Kloten: Die Messstationen von Meteo Schweiz werden gemäss Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) so aufgestellt, dass sie von Hindernissen oder Wärmequellen in der Umgebung möglichst nicht beeinflusst werden. Je nach Güte der Aufstellung werden die Stationen in verschiedene Klassen eingeteilt. Für Klasse 1 muss die Temperaturmessung über Gras vorgenommen werden und im Umkreis von 100 Metern darf sich keine Wärmequelle wie ein Haus, eine Strasse oder ein Platz befinden. Stadtnahe Stationen von Meteo Schweiz wurden deshalb im Laufe der Geschichte auch immer wieder an peripherere Lagen gezügelt, um vom städtischen Wärmeinseleffekt möglichst unbeeinflusst zu sein. Die Messstationen sollen für ein grösseres Gebiet repräsentativ sein und aus den langjährigen Messreihen soll die Klimaentwicklung sichtbar werden.
Meteo Schweiz ist informiert
Meteo Schweiz ist die Wichtigkeit der Stadtklima-Thematik sehr bewusst. Neben der flächendeckenden Messung der gesamten Schweiz haben wir klar auch ein Interesse und den Auftrag, Grundlagen in Städten zu liefern. Wir arbeiten mit Partnern (zum Beispiel anderen Bundesstellen und kantonalen Ämtern) zusammen, welche solche Messungen ausführen. Dadurch ist es möglich, Aussagen zu Unterschieden zwischen unseren Messungen und der Temperatur in der Stadt zu machen.
In der Stadt Zürich etwa wird im Rahmen des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) eine Messstation im Kasernenareal und vom AWEL im Rahmen des Luftqualitätsmonitorings Messstationen an verschiedenen Standorten mit stark befahrenen Strassen betrieben. Auf Basis dieser Daten kann der städtische Wärmeinseleffekt dann quantifiziert werden. Wir haben in letzter Zeit einige Publikationen dazu veröffentlicht. Besonders relevant sind beim Wärmeinseleffekt ja die Nächte, in denen der Unterschied zum Umland besonders gross wird.