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23.08.2023
23.08.2023 06:41 Uhr

In Zürich ist es heisser, als offiziell gemessen

Meteo Schweiz misst die für Zürich massgebende Lufttemperatur hier im Quartier Fluntern nahe beim Zoo. Da herrscht gute Durchlüftung und es hat viele Bäume. Bild: ajm.
Meteo Schweiz misst die Lufttemperatur aus historischen Gründen gut 150 Höhenmeter über dem Zürichsee und inmitten von viel Grün. In der City ist es aktuell bis zu fünf Grad wärmer – mindestens.

Ist die Temperaturmessung für Zürich in Zürich-Fluntern tatsächlich repräsentativ? Die Messstelle liegt doch gut 150 Meter über Seehöhe und eher abseits der grossen Wohngebiete.

Cornelia Schwierz von der Abteilung Klima in Zürich-Kloten: Die Messstationen von Meteo Schweiz werden gemäss Vorgaben der Weltorganisation für Meteoro­logie (WMO) so aufgestellt, dass sie von ­Hindernissen oder Wärmequellen in der Umgebung möglichst nicht beeinflusst werden. Je nach Güte der Aufstellung werden die Stationen in verschiedene Klassen eingeteilt. Für Klasse 1 muss die Tempe­raturmessung über Gras vorgenommen werden und im Umkreis von 100 Metern darf sich keine Wärmequelle wie ein Haus, eine Strasse oder ein Platz befinden. Stadtnahe Stationen von Meteo Schweiz wurden deshalb im Laufe der Geschichte auch immer wieder an peripherere Lagen gezügelt, um vom städtischen Wärme­inseleffekt möglichst unbeeinflusst zu sein. Die Messstationen sollen für ein grösseres Gebiet repräsentativ sein und aus den langjährigen Messreihen soll die Klimaentwicklung sichtbar werden.

Meteo Schweiz ist informiert

Meteo Schweiz ist die Wichtigkeit der Stadtklima-Thematik sehr bewusst. Neben der flächendeckenden Messung der gesamten Schweiz haben wir klar auch ein Interesse und den Auftrag, Grundlagen in Städten zu liefern. Wir arbeiten mit Partnern (zum Beispiel anderen Bundesstellen und kantonalen Ämtern) zusammen, welche solche Messungen ausführen. Dadurch ist es möglich, Aussagen zu Unterschieden zwischen unseren Messungen und der Temperatur in der Stadt zu machen.

In der Stadt Zürich etwa wird im Rahmen des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) eine Messstation im Kasernenareal und vom AWEL im Rahmen des Luftqualitätsmonitorings Messstationen an verschiedenen Standorten mit stark befahrenen Strassen betrieben. Auf Basis dieser Daten kann der städtische Wärmeinseleffekt dann quantifiziert werden. Wir haben in letzter Zeit einige Publikationen dazu veröffentlicht. Besonders relevant sind beim Wärme­inseleffekt ja die Nächte, in denen der Unterschied zum Umland besonders gross wird. 

Vertiefende Info: www.meteoschweiz.admin.ch

Stichwort «Hitzeperioden»

Entwicklung verschlafen?

Warum werden in Zürich trotz immer höherer Temperaturen Asphaltplätze ohne Bäume gebaut? Den früheren Chefbeamten und Landschaftsarchitekten Peter Stünzi frustriert dies, wie er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» betont. «Seit 35 Jahren weiss Zürich, dass die Hitze ein Problem wird», so der 76-Jährige. Man habe damals viel Grün, Bäume, Durchlüftungskorridore und freie Gewässerräume vorgeschlagen. Nur habe dies niemanden interessiert.

Dieser Artikel erschien in leicht anderer Form schon vor gut einem Jahr auf Zürich24. Aus aktuellem Anlass wird er nochmals veröffentlicht.

Lorenz Steinmann / Goldküste24