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19.08.2023

Zuviel Pessimismus an der Börse

Bild: px
Auch in dieser Woche gaben die Aktienkurse weiter nach. Der SMI durchbrach die untere Marke von 10‘800 Punkten. Wirtschaftskrise in China, Stagnation in Europa und wiederkehrende Zinsängste belasteten. Robuste US- Konjunkturdaten lassen vermuten, dass die straffe Geldpolitik gegen die Inflation noch anhält.

Für das laufende Jahr 2023 rechnet die Schweiz mit einem Defizit von CHF 1.5 Mrd. Budgetiert waren 4.8 Mrd. Gründe für die Verbesserungen sind, ein kleinerer Rettungsschirm für die Elektrizitätswirtschaft und das Ende der  Bundesgarantie für die UBS.

Allgemeine Skepsis

Chinas Wirtschaft schwächelt: Die Schuldenberge wachsen, Immobilienpreise fallen, Rezession und Deflation wachsen zunehmend, Überalterungsprobleme (Folgen der 1-Kindfamilien), Jugendarbeitslosigkeit und zögernde Erholung nach Corona, Spuren der US-Sanktionen. Die ausländischen Investoren ziehen sich in der Folge zurück.

Zerfall des Rubels: Russlands Zentralbank erhöhte den Leitzins drastisch von 8.6 auf 12 Prozent. Für den Westen keimen Hoffnungen, dass russisches Öl, Gas und Treibstoffe günstiger werden.

In einem halben Jahr ist wieder Winter. Die Lage bezüglich Energieversorgung dürfte jedoch weniger angespannt sein als vor einem Jahr. Die Schweiz muss viel Winterstrom importieren, aber die Landesversorgung sei garantiert. Die Preise dürften allerdings hoch bleiben.

Unternehmensnachrichten

Der Solothurner Elektrokomponentenhersteller Schaffner wird in neue Hände übergehen: Das amerikanisch-schweizerische Sensorikunternehmen TE Connectivity legt ein öffentliches Kaufangebot vor: CHF 505 je Aktie. Das ist ein Aufpreis von 79.1 Prozent gegenüber dem letzten Aktienkurs vor dem Angebot. Die Gesellschaft war vor Jahren eine Elektrowatt-Tochter.

Der Dentalimplantatehersteller Straumann steigerte im ersten Semester den Umsatz 3.3% auf CHF1.22 Mrd., musste jedoch einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der Betriebsgewinn (Ebit) sank deutlich auf CHF 296.6 Mio., nach CHF 323.9 Mio. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Gesamthaft verblieb ein deutlich tieferer Reingewinn von CHF 206 Mio. Fr., nach 265.3 Mio. im Vorjahr. Grund dafür sind Neuinvestitionen.

Der Countdown für die Sandoz-Abspaltung läuft. Dieser Spin-off wird voraussichtlich am 4. Oktober, stattfinden. Die Novartis-Aktionäre werden an der ausserordentlichen Generalversammlung am 15. September über die Ausschüttung einer Sachdividende entscheiden. 5 Novartis-Titel würden 1 neue Sandoz-Aktie ergeben.

Die Geberit Gruppe erzielte im ersten Halbjahr 2023 in einem ausserordentlich schwierigen Umfeld mit einer rückläufigen Bauindustrie in Europa relativ gute Resultate. Dies war dank konsequentem Preismanagement und tieferen Energiepreisen möglich. Obwohl das Volumen im Vergleich zu den Rekordwerten des Vorjahres rückläufig waren, war die Profitabilität besser. Der Umsatz sank um 14.1 Prozent auf CHF 1’662 Mio. Der Cashflow erreichte CHF 526 Mio. Der Gewinn je Aktie nahm um 5.4 Prozent auf CHF 10.93 ab.

Die Halbjahreszahlen des Baukonzerns Implenia sind aufgrund der hohen Vergleichsbasis zwar eingebrochen, liegen jedoch über den Erwartungen. Der Umsatz ist um 2.1 Prozent auf CHF 1.73 Mrd. Fr. gesunken, der Betriebsgewinn lag noch bei CHF 49.9 Mio. (Vorjahr 95.1 Mio.). Implenia hält an den Jahreszielen fest.

Die St. Galler Kantonalbank hat dank günstigem Zinsumfeld den Gewinn im ersten Semester auf CHF 108.4 Mio. Fr. gesteigert. In der ersten Hälfte 2022 waren es noch 91.2 Mio. Die verwalteten Vermögen sind auf 58.4 (Ende 2022 53,6 Mrd.) gewachsen. Ähnlich gut haben sich auch die Thurgauer und Waadtländer Kantonalbank entwickelt. 

Der Milchverarbeiter Emmi hat den Umsatz im ersten Halbjahr 4.3% auf CHF 2,1 Mrd. Fr. erhöht. Das Betriebsergebnis stieg aber 27.5 Prozent auf CHF 138,5 Mio. Fr. Unter dem Strich blieb ein 25 Prozent höherer Gewinn von CHF 97,8 Mio., was die Erwartungen teilweise deutlich übertroffen hat.

Der Spezialkunststoffherstelle Gurit hat im ersten Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Der Umsatz ist auf CHF 244.6 Mio. gestiegen, der Betriebsgewinn auf CHF 13.6 Mio. Unter dem Strich weist Gurit CHF 4.4 Mio. Gewinn aus.

An der GV der Ems-Chemie haben die Aktionäre allen Anträgen des Verwaltungsrats zugestimmt, unter anderem auch einer Dividende von CHF 20.00 je Aktie inklusive Sonderausschüttung.

Aussichten

Die wirtschaftliche Dynamik nimmt weltweit ab. Auftragseingänge sinken. Da die Inflation im Ausland immer noch relativ hoch ist, halten die Notenbanken an straffen Zinszügeln fest. Dieses Zinsumfeld begünstigt den Finanzbereich und speziell die Kantonalbanken, wo die Kreditzinsen stärker steigen als die Vergütungen an Kunden. Bei der Industrie sollte für Neuengagements abgewartet werden. Weitere kleinere bis mittelgrosse Firmen könnten sich zusammenschliessen oder übernommen werden wie beispielsweise Schaffner in der vergangenen Woche.

Christopher Chandiramani, Börsen- und Wirtschaftsanalyst und freier Mitarbeiter Linth24