Thomas Bucheli, Leiter von SRF Meteo, wehrt sich dagegen, dass es für den Gebührenzahler teure Doppelspurigkeiten gebe mit dem staatlichen Wetterdienst von Meteo Schweiz. «Das ist der Markt», findet der Meteorologe. Meteo Schweiz hingegen wäre bereit, Prognosen auch für SRF bereitzustellen.
Für den Laien wichtig ist, wie das Wetter heute und morgen wird. Vielleicht noch, wie die Aussichten fürs Wochenende sind. Waren früher die Wetterprognosen im Radio und Fernsehen entscheidend, kann man sich heute online immer und überall informieren.
Speziell ist, dass sich die zwei schweizweit wichtigsten Anbieter von Wetterinformationen keine sechs Kilometer voneinander entfernt befinden. Wie bei Coop und Migros läuft hinter den Kulissen ein erbitterter Konkurrenzkampf, bei dem noch weitere Player mitfighten. Hauptakteure sind die staatliche Institution von Meteo Schweiz (Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, ehemals Schweizerische Meteorologische Zentralanstalt) beim Flughafen Kloten und SRF Meteo, also die Wetterabteilung vom Schweizer Radio und Fernsehen in Seebach. Meteo Schweiz finanziert sich durch Steuergelder und den Verkauf von Wetterdaten. SRF Meteo kann sich im Gebührentopf bedienen, liefert aber ebenfalls Wetterdaten an Private. SRF Meteo gräbt damit privaten Wetterdiensten das Wasser ab.
Thomas Bucheli reagiert leicht irritiert
Doch die zentrale Frage ist: Sind die Wetterprognosen von Meteo Schweiz und von SRF Meteo nicht Doppelspurigkeiten auf dem Buckel der Steuer- und Gebührenzahler? Thomas Bucheli reagiert leicht irritiert auf die Anfrage. «Die von Ihnen zitierte Kritik zeugt leider von einer falschen Annahme.» Richtig sei, dass die privaten Wetterbüros Meteonews, Meteotest, Meteomatics, Meteoblue, Meteodat, DTN – ehem. MeteoGroup, wie auch SRF Meteo nicht das Gleiche wie Meteo Schweiz machten. Und zwar, «weil Meteo Schweiz gar keine ‹Datenerarbeitung› und keine Wetterberichte erstellt, die von diesen sechs privaten Wetterbüros und eben auch von SRF Meteo
irgendwie prognostisch verwendet, genutzt und kopiert werden könnten».
Kernaufgabe von SRF?
Allein aus diesem Grund betreibe jedes einzelne dieser Wetterbüros einen eigenen Prognose-Wetterdienst, beschäftige eigene Meteorologinnen und Meteorologen, mache eigene Analysen und Wettervorhersagen gemäss den Vorgaben ihrer Kundschaft.
Für Thomas Bucheli ist klar, dass Wetterprognosen, wie sie SRF liefere, nicht zum gesetzlichen Auftrag von Meteo Schweiz gehören. Aber gehört, als Gegenfrage gestellt, die Fokussierung aufs Wetter zum Kernauftrag von SRF? Bucheli zählt auf, wie umfassend seine Abteilung fachlichen Fakten, Infos, Einschätzungen und Karten für täglich vier «Meteo»-Sendungen auf SRF 1 bereitstelle. Dazu komme die fachliche Betreuung des SRF-Wetterkanals (morgens 7.30 bis 8.45 Uhr) und die rund 20 Wetterberichte und 35 Live-Interviews und Beiträge, die auf allen Kanälen von SRF verbreitet würden. Nicht vorgesehen habe der Gesetzgeber für Meteo Schweiz laut Thomas Bucheli zudem die Unwetterwarnungen auf der App «Wetter-Alarm» der kantonalen Gebäudeversicherungen, die deshalb ebenfalls von «SRF Meteo» herausgegeben werden.