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05.08.2023

Symbol der globalen Biodiversitätskrise

Sämtliche Pinguinarten bewohnen die Südhalbkugel der Erde – auch Humboldt-Pinguine. Bild: Knies Kinderzoo
Die Rapperswiler Humboldt-Pinguine sorgen eifrig für Nachwuchs. Dessen ungeachtet, ist die Vogelart ein Symbol der globalen Biodiversitätskrise.

Keine Eisbären als Nachbarn

In manch einem Kinderbuch aus vergangenen Tagen kommt es schon mal vor, dass – in dramatischen Handlungssträngen erzählt – Pinguine von Eisbären gefressen werden. Heute würde wohl kein Verlagslektorat einem solchen Irrtum mehr unterliegen.

Die allgemein bekannte Tatsache, dass in der Wildbahn die besagten Vögel gar nie den weissen Grossbären begegnen (können), weil sich die Verbreitungsgebiete der unterschiedlichen Tierformen nicht miteinander überlappen, dürfte inzwischen Alt und Jung bewusst sein.

Während Eisbären ausschliesslich am Nordpol, in der Arktis, leben, bewohnen alle 18 unterscheidbaren Pinguinarten ausnahmslos die Südhalbkugel der Erde. Der Lebensraum dieser flugunfähigen Vögel reicht von den Eiswüsten der Antarktis über die Falklandinseln bis zur Westküste Südamerikas und dem Galapagos-Archipel am Äquator.

Aber auch in Neuseeland und in Südaustralien sowie an bestimmten Küstenabschnitten im südlichen Afrika (Angola, Namibia, Republik Südafrika) lassen sich die exzellenten Schwimmer und Taucher ausmachen. Vollends an ein Leben im Meer angepasst, sind ihre Flügel zu Flossen ausgebildet.

Die Humboldt-Pinguine

Knies Kinderzoo betreut eine reproduzierende Kolonie von Humboldt-Pinguinen, die gegenwärtig 33 Tiere umfasst. Sechs in Rapperswil geschlüpfte Jungvögel werden demnächst in eine andere Institution wechseln.

Aufgrund der vorn am Körper individuell angeordneten Punkte lassen sich die einzelnen Humboldt-Pinguine unverwechselbar voneinander unterscheiden. Die farbige Markierung am rechten oder linken Flügel (Flosse) erleichtert die Identifikation aber enorm.

In Knies Kinderzoo werden die Tiere dreimal pro Tag von Hand mit Meeresfischen, Sardellen und Makrelen, gefüttert. Das hat den Vorteil, dass die Pflegerinnen sofort erkennen, wenn ein Vogel an Appetitlosigkeit leidet, was auf eine mögliche Erkrankung hindeuten könnte.

Humboldt-Pinguine, die mehr als 20 Jahre alt werden können, brüten in selbstgegrabenen Höhlen oder in Felsnischen zweimal im Jahr. Beide Elternteile kümmern sich um das Brutgeschehen. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die im Durchschnitt 40 bis 42 Tage bebrütet werden.

Die Pinguinart bewohnt die Pazifikküste Südamerikas. Bild: Knies Kinderzoo

Gefährdete Art

Der Humboldt-Pinguin, eine monotypische Art, gehört – zoologisch betrachtet – zu einer eigenständigen Vogelordnung. Die freilebenden Vertreter der besagten Tierform bewohnen die Pazifikküste Südamerikas einschliesslich der vorgelagerten (felsigen) Inseln; das Verbreitungsgebiet der Vögel erstreckt sich über die Länder Peru und Chile.

Deren Habitat (dazu gehört vor allem das Meer, von dem sie komplett abhängig sind) ist vielerlei Gefahren ausgesetzt: Klimawandel, Meeresverschmutzung, industrielle, ausbeuterische Fischerei beziehungsweise Überfischung der Küstenabschnitte, was für die Tiere ein geringeres Nahrungsangebot zur Folge hat. Die Meldung, dass unlängst an der Ostküste Uruguays rund 2’000 ausgehungerte Magellan-Pinguine tot angespült worden sind, ging um die Welt. Und: Der zerstörerische Abbau von Guano (einem kalkreichen, verwitterten Bodensubstrat aus Vogelexkrementen und Eierschalen), bei dem die Brutplätze der Humboldt-Pinguine unwiederbringlich vernichtet werden.

Die Bestände schrumpfen zusehends. Schätzungsweise sind es heute weniger als 12’000 Brutpaare. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion wird der Humboldt-Pinguin den «gefährdeten» Arten zugeordnet.

Knies Kinderzoo betreut eine reproduzierende Kolonie von Humboldt-Pinguinen, die gegenwärtig 33 Tiere umfasst. Bild: Knies Kinderzoo

Zoo als Botschafter

In den Zoos, die schon seit langem eine sich selbsterhaltende Ex-situ-Reservepopulation nachweisen können, ist ihm die Rolle als Botschafter für einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen zugewiesen.

1834 ist die Art wissenschaftlich beschrieben worden. Den erstgeschlüpften Humboldt-Pinguin in Menschenobhut konnte der (heutige) Zoo am Meer (Bremerhaven) im Jahre 1932 vermelden. Seit 1992 existiert ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das die züchterischen Anstrengungen der Zoos international koordiniert.

«Tiere erfahren. Biodiversität bewahren.»

Artenschutz und Naturschutz – zwei zentrale Aufgaben, denen sich moderne zoologische Einrichtungen verschrieben haben – sind nicht dasselbe. Gerade am Beispiel des Humboldt-Pinguins kann dies leicht veranschaulicht werden: Nicht wegen einer (im Moment) zu geringen Populationsgrösse in den beiden südamerikanischen Herkunftsländern kämpft die Art um ihr Überleben, sondern weil die Umweltzerstörung auf dem Subkontinent unaufhörlich voranschreitet.

Dort, wo einst intakte Lebensräume unwiederbringlich verloren gehen, wird auch die gesamte Biodiversität in Mitleidenschaft gezogen – der Artenschwund ist programmiert!

Nachhaltigkeit und Evidenz, Auftrag und Mission: «Tiere erfahren. Biodiversität bewahren.», die dezidierten Ziele von Knies Kinderzoo lassen sich nur mit vereinten Kräften wirksam umsetzen.

Knies Kinderzoo Rapperswil / Linth24 / Goldküste24