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31.07.2023

Über 4000 Franken für ein Apartement?

Aussenansicht einer der Häuser, die eingerichtete Apartments hat. (Symbolbild) Bild: cosmopolitan-apartments.com
Es gibt schon weltweit Wohnungen des Immobilien-Start-ups Blueground. Die Firma vermietet Apartments mit eigens gefertigten Möbeln weiter. In der Schweiz gibt es rund 200 von diesen, die Hälfte davon in Zürich.

Auf der Website ist zum Beispiel eine Zweizimmerwohnung von 82 Quadratmetern in Wiedikon für 4780 Franken oder ein Zimmer mit 43 Quadratmetern für 4380 Franken im Kreis 4 ausgeschrieben. 

Der 31-Jährige ist der Schweiz-Chef des international tätigen Immobilien-Start-ups Blueground, Jakub Kasperczyk sagt, dass im Moment alle Wohnungen in der Stadt belegt sind.

Immobilien-Start-ups Blueground

Die Firma bietet weltweit Wohnungen mit eigens gefertigten Möbeln ein und vermietet die Apartments teurer weiter. 13'500 solche Wohnungen vermietet Blueground in Grossstädten wie New York, Dubai oder Lissabon. Das Unternehmen wurde 2014 gegründet und wird laut Handelszeitung mit 750 Dollar bewertet. Einer der Investoren ist der Milliardär John Pritzker aus der Gründerfamilie des Hotelkonzerns Hyatt.

Zahl der Business-Apartments steigt

In der Stadt Zürich gibt es immer mehr Business-Apartments. Von 2700 im Jahr 2016 stieg die Zahl im Jahr 2022 auf 4300. Somit sind das 1,9 Prozent aller Wohnungen im Stadtgebiet. Die Tendenz steigt. 

Blueground hat Konkurrenz mit einer wachsenden Anzahl von Firmen, die ebenfalls Jagd auf Wohnraum machen. Sie nennen sich City Pop, Zurich Relocation, Swiss Star Apartments, Nest Temporary oder Visionapartments. Die Häuser erkennt man in den Quartieren an den renovierten Fassaden und immer gleich möbilierten Balkonen. Die Quartiere mit diesen Häusern präsentieren sich in einem fast unsichtbaren Netz.

Innenausstattung der möbilierten Apartments. (Symbolbild) Bild: theblueground.com

Nutzung bis zur eigenen Wohnung

Der Preis der Apartments ist flexibel und richtet sich nach der Nachfrage. Eine zweieinhalb Zimmer-Wohnung im zweiten Stock kostet laut Kasperczyk 3800 Franken pro Monat. Auf der Blueground-Website kostet dieselbe 4720 Franken, und sie war schon deutlich teurer, wie ein durchgestrichener Preis zeigt, nämlich 6910 Franken.

Die Kunden von Blueground können sich das leisten. Es sind hauptsächlich Angestellte von internationalen Konzernen wie Google und der UBS. Weitere Namen werden wegen der Diskretion nicht nennen, da sie vertraglich geregelt ist. Die meisten Kunden stammen aus Deutschland, den USA, England oder Frankreich. Sie nutzen das Angebot meistens als Übergang zu einer eigenen Wohnung. Im Schnitt leben sie etwas mehr als drei Monate in einem Blueground-Apartment.

Kasperczyk ist sich bewusst, dass sich die meisten Menschen mit durchschnittlichem Einkommen diese Wohnungen nicht leisten können, doch deswegen sieht er die Firma nicht als Bösewicht. Seine Firma tritt nicht mit gewöhnlichen Mietenden in Konkurrenz. Ein Vermieter, der an Blueground vermietet anstatt an Private, setzt seinen Ruf aufs Spiel.

Am besten ist es, dass Blueground ins Gespräch mit Eigentümmer/innen kommt, bevor die Wohnungen auf Online-Portalen angeboten wird. Zwei Angestellte streifen hierfür durch die Stadt und betreiben Online-Recherchen. Wenn ein Haus im Umbau ist, ist das jeweils eine gute Gelegenheit, herauszufinden, wer der Eigentümer ist, damit man mit ihm ins Gespräch kommen kann.

Manche Vermietende kommen sogar auf Blueground zu, denn sie wissen, dass mit Blueground einen verlässlichen Mieter haben, meint Kasperczyk.

Ansicht von einem anderen eingerichteten Apartment. (Symbolbild) Bild: theblueground.com

Betreiben sollte zurückgeschnitten werden

Nach AL-Gemeinderat Mischa Schiwow dürfte Blueground gar nicht existieren. Vor drei Jahren hat nämlich der Gemeinderat eine Änderung der Bau- und Zonenordnung (BZO) verabschiedet, wonach kommerziell bewirtschaftete Apartments nicht mehr Wohnanteil zugerechnet wird. Da dieser je nach Quartier bei bis zu 80 Prozent pro Haus liegt, müsste das Betreiben von Business-Apartments in der ganzen Stadt zurückgeschnitten werden. 

Die Vorschrift ist noch nicht in Kraft, denn sie wird von vier Immobilien- und Airbnb-Firmen vor Gericht angefochten. Ein Entscheid soll im Herbst 2023 vorliegen. Business-Wohnungen hätten nach dem Gemeinderatsbeschluss 2020 nicht mehr eingerichtet werden dürfen. Blueground gibt es erst seit 2022 in Zürich.

Wegen des laufenden Beschwerdeverfahrens dürfte es noch einige Zeit dauern, bis die neuen Regeln in Kraft treten. Wahrscheinlich wird die Regelung nicht rückwirkend sein, dass die Apartments wieder zu gewöhnlichen Mietwohnungen zurückgebaut werden müssen. Dies beruht auf der Besitzstandsgarantie. Blueground ist auf verschiedene Szenarien vorbereitet. An der aktuellen Praxis muss die Firma bis auf weiteres nichts ändern.

Geschäftsmodell – Einheitliche Ausstattung

Zum Blueground Geschäftsmodell gehört die einheitliche Ausstattung der Apartments. Sie besteht aus Tisch, Bett und Bild an der Wand in Braun- und Ocker-Tönen. Die ganze Einrichtung entwirft und fertigt die Firma in Istanbul und Südostasien.

Wichtig für den Erfolg der Firma ist, dass das Wohnen in diesen möblierten Wohnungen einige Annehmlichkeiten bietet. Weil Blueground mit einigen ortsansässigen Konzernen Verträge hat, müssen sie die Angestellten oft gar nicht selbst um eine Bewerbung kümmern. Ein 24-Stunden-Telefonservice kümmert sich um die Sorgen der Mietenden. Eine laminierte Anleitung informiert über die Abfalltrennung der Stadt und Region.

Die Mietenden müssen nur noch auswählen, in welchem Quartier sie wohnen möchten. Wenn die Wohnungen weit ausserhalb des Zentrums liegen, werden sie günstiger. Erste Wohnungen hat Blueground auch schon etwa in Kloten angemietet.

Patricia Rutz / Goldküste24