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30.07.2023

Bei der Seeüberquerung verloren gegangen?

Das Lützelauschwimmen ist in der Region Rapperswil-Jona sehr beliebt. (Symbolbild) Bild: SLRG Rapperswil-Jona
Gleich sechsmal wird der Zürichsee in den kommenden Wochen von Hunderten von Seemeitlis und -buben durchschwommen. Ob von der Gold- an die Pfnüselküste oder in umgekehrter Richtung. Beliebt ist der Schwimmevent.

Die Seeüberquerungen sind beliebt, wie die Zürichsee-Zeitung schreibt. Das liegt sicherlich auch daran, dass keine Ranglisten erstellt werden. Alle können einfach stolz sein, dass sie den See überquert haben.

Bei diesem Event gibt es auch immer wieder besondere Geschichten:

Erweiterter Turnunterricht

Die Seeüberquerung von Männedorf nach Wädenswil ist mit 2,65 Kilometern die längste. 1956 fand sie das erste Mal statt. Somit ist sie auch die älteste der noch existierenden Veranstaltungen. Die allererste Überquerung fand 1945 statt und zwar von Stäfa zur Bächau. Ein Stäfner Lehrer rief sie ins Leben. Alle zwei Jahre liess er seine Sekschüler den See als erweiterter Turnunterricht durchschwimmen. Diese war 3,2 Kilometer lang, die längste also. 1967 fand diese Überquerung das letzte Mal statt.

Keine Müdigkeit

2015 brachte eine Teilnehmerin ihren Hund mit zur Seeüberquerung von Küsnacht nach Kilchberg. Weil es ein speziell ausgebildeter Rettungshund war, durfte er mit der Besitzerin die Überquerung antreten. Der Hund schaffte die Strecke von 1,8 Kilometern locker. Am Ziel sah man ihm keine Anstrengung an, so die Aussage des Tauchclubs Glaukos, der seit vielen Jahren die Seeüberquerung organisiert.

Gegenverkehr

Die erst offizielle Stadtzürcher Überquerung fand 1985 statt und war vor allem für die Stadtschulkinder gedacht. Besonders war, dass diese in beiden Richtungen schwammen. Die, die rechts von der Limmat wohnten, starteten am Mythenquai, die anderen von der Gegenseite beim Tiefenbrunnen. Weil die Schwimmenden unterschiedlich schnell unterwegs waren, wurde die Streckenführung vor rund zwanzig Jahren in der heutigen Richtung vereinheitlicht.

Ein Schwimmer geht verloren

Seeüberquerungen finden nie ohne Sicherheitskonzept statt. Damit alle Teilnehmenden sicher ans Ziel kommen, sorgen Begleitboote, Rettungschwimmer und viele Freiwillige von lokalen Veranstaltern. Trotzdem kam es vor einigen Jahren beim beliebten Lützelauschwimmen zu einer hektischen Suchaktion. So stieg ein Mensch auf der Insel Lützelau ins Wasser, kam aber nie bei der Ausgangskontrolle der 1,5 Kilometer entfernten Stadtbadi an. Der Fall wurde durch ein Telefonat von Angehörigen rasch aufgeklärt, denn der vermisste Schwimmer war bereits beim Kapuzinerzipfel ausgestiegen. Das OK des Lützelauschwimmens bestätigt, dass das noch oft passiere, dass Teilnehmende direkt ein Floss in der Seebadi ansteuern und dort entspannen. Diese Vermissten findet man in der Regel rasch.

Warmes Wasser und vermeintliche Fischbisse

Der Juli 2012 war sehr durchzogen, doch im darauffolgenden August war das Wasser gleich an mehreren Seeüberquerungen rekordverdächtig. Das Wasser war mit 25,9 Grad sehr warm.

Immer wieder kursieren Gerüchte, wonach Schwimmer von Fischen gebissen werden. Doch die Organisatoren können das nicht bestätigen. Die meisten Verletzungen werden durch Muscheln verursacht. Für die kleinen Schnittwunden reichen Pflästerli meist aus.

Doch kein Jogging auf dem Wasser

Weil fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung joggt, wurde 2011 die Kategorie Aquajogging eingeführt. Doch bereits nach vier Durchgängen wurde das Angebot wegen zu geringer Nachfrage wieder abgeschafft. Es nahmen maximal nur 24 Menschen teil.

Ein Schreckmoment gab es 2015 bei der Seeüberquerung Thalwil-Küsnacht, als ein kleines Mädchen beim Gepäcktransport am Badeplatz Ludretikon helfen wollte und dabei prompt ins Wasser fiel. Zum Glück waren zwei Seeretter in nächster Nähe und reagierten sofort. Auch deren Bruder wurde nass, weil auch er sofort sprang, um seiner Schwester zu Hilfe zu kommen.

Kein Handicap zu gross

Viele Menschen schwimmen nicht so gerne im offenen See, doch bei Seeüberquerungen kommt es immer wieder zu fast übermenschlichen Leistungen. Ein beinamputierter Mann schwamm bei der Überquerung von Küsnacht nach Kilchberg mehrmals erfolgreich mit. Auch die Stadtzürcher Veranstalter berichteten von einer blinden Schwimmerin, die den See in Begleitung überquerte. Beim Lützelauschwimmen gehört ein Rollstuhlfahrer zu den treusten Teilnehmenden.

Patricia Rutz / Goldküste24