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Gesundheit
20.07.2023
21.07.2023 06:22 Uhr

Altersmedizin konzentriert im Spital Waid

Altersmedizin im Waidspital konzentriert. (Symbolbild) Bild: pixabay
Die Abteilung der Altersmedizin im Unispital wird geschlossen. Als Grund führt der Spitalrat den Platzmangel auf dem Campus an. Die bauliche Gesamterneuerung zwingt das Spital dazu, Betten abzubauen.

Eine bedarfsgerechte Erweiterung der Altersmedizin ist im Unispital nicht möglich. Das Spital muss Betten abbauen. Zudem teilt das Unispital kürzlich in einem Communiqué mit, dass es eine neue Strategie fahre. Der Spitalrat will die Position des Universitätsspital als Plattform für hoch spezialisierte Medizin schärfen. Er setzt vermehrt auf Kooperation.

Die Altersforscherin Heike Bischoff-Ferrari soll nun ans Stadtspital wechseln, wie die Zürichsee-Zeitung mitteilt. Sie ist die erste Professorin für Altersmedizin in Zürich. Vor zehn Jahren hat die Universität den Lehrstuhl für Geriatrie und Altersforschung geschaffen und Bischoff-Ferrari durfte ihn besetzen. Beinahe wäre sie an die Charité Berlin gegangen, von der sie ein attraktives Angebot erhalten hatte.

Der neue Lehrstuhl, eine eigene Klinik am Unispital und der Geriatrie-Verbund Zürich waren ausschlaggebend, dass sie in Zürich blieb. Zum Geriatrie-Verbund haben sich das Uni- und das Stadtspital zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Forschung und die Behandlung der alten Menschen enger zu vernetzen.

Bischoff-Ferrari leitet neben ihrer mit rund 12 Betten kleinen Klinik im Unispital auch die älteste und kantonsweit grösste Klinik für Akutgeriatrie im Waidspital, die aktuell 48 Betten umfasst. Ihr Forschungszentrum befindet sich ebenfalls am Waidspital. Zudem gehört das Pflegezentrum Käferberg zum universitären Verbund.

Einzelerkrankung im Fokus

Heike Bischoff-Ferrari ist nicht so begeistert von der Verschiebung ins Waidspital. Sie will den aktuellen Entscheid nicht kommentieren. Sie legte einmal aus, dass sie die Verankerung der Altersmedizin im ganzen Unispital anstrebe.

Die 80-jährigen Patientinnen und Patienten, eine stark wachsende Gruppe, sollen nicht nur von Spezialisten, sondern auch von einer Geriaterin oder einem Geriater abgeklärt werden. Es geht grundsätzlich nicht nur um akute Gesundheitsprobleme. 

Die Medizin fokussiert sich stark auf eine einzelne Erkrankung. Doch das wird den alten Menschen nicht gerecht. Neben dem akuten Problem, weswegen sie ins Spital kamen, haben sie oft eine Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme wie Diabetes, Depressionen, Unterernährung, Arthrose, Herzschwäche oder Demenz. Dies sind nur einige Beispiele. Wenn die Grunderkrankungen mit einbezogen werden, dann kommen die Menschen wieder rascher auf die Beine.

Die Herausforderung, die alten Menschen ganzheitlich zu behandeln, stellt sich laut Bischoff-Ferrari in allen Medizinbereichen. Die Unfallchirurgie hat dies als erste erkannt. Zur Onkologie und Herzchirurgie sind die Beziehungen ebenfalls gut. Es gibt jedoch auch Klinikdirektoren, die wenig Interesse an der Kooperation haben.

Der Spitalpräsident, André Zemp verneint eine Schwächung der Altersmedizin. Im Gegenteil gibt es Projekte, um die Altersmedizin zu stärken. Dafür braucht diese nicht zwingend eine eigene Klinik. Geriatrische Behandlungen müssen nicht im Bett erfolgen. Der Zugang in der Altersmedizin in den anderen Kliniken soll verbessert werden.

Im Notfall soll mehr altersmedizinisch geschultes Personal eingesetzt werden, und der geriatrische Beratungsdienst im Spital soll weiterentwickelt werden. Es gibt Fortbildungen zu altersmedizinischen Themen, und Assistenzärztinnen wie Pflegekräfte werden zwischen dem Unispital und dem Waid rotieren.

Gemeinsamer Entscheid

Die Entscheidung, den Lehrstuhl ans Waidspital zu transferieren, hat das Unispital zusammen mit der Universität und dem Stadtspital beschlossen, meint Zemp. Keine andere Professur ist bislang im Stadtspital Zürich angesiedelt.

Der Zürcher Gesundheitsvorsteher, Andreas Hauri, freut sich, denn dadurch wird die Position des Stadtspitals gestärkt. Für Hauri ist es ein logischer Schritt. Die Konzentration der altersmedizinischen Forschung und Behandlung am Waid werde die Gesundheitsversorgung der älteren Menschen in Zürich verbessern.

Das Waidspital wird als Kompetenzzentrum für Altersmedizin in den nächsten Jahren ausgebaut. Zurzach Care wird dort eine Klinik für geriatrische Rehabilitation betreiben, verbunden mit einem zusätzlichen Lehrstuhl für dieses Spezialgebiet. 

Andere Optionen offen

Heike Bischoff-Ferrari will sich zu ihrer Zukunft nicht äussern. Sie hat noch andere Optionen bis sie pensioniert wird. So leitet sie zusammen mit Kolleginnen der Universität Toulouse das grosse internationale Forschungsprogramm Health Age, das kürzlich von der französischen Regierung eine Anschubfinanzierung von 10 Millionen Euro erhalten hat. Unterstützt wird dies auch von der WHO und führenden US-Universitäten. Das Programm hat zum Ziel , dass Menschen im Alter länger gesund bleiben.

Patricia Rutz / Goldküste24