Der drohende Felssturz beim Bündner Bergdorf Brienz beschäftigt die ganze Schweiz. Es erinnert an den Bergsturz von Goldau im Jahr 1806 – die grösste Naturkatastrophe der jüngeren Schweizer Geschichte. 457 Menschen verloren dabei ihr Leben. Beim gewaltigen Ereignis wurden die Ortschaften Goldau, Röthen und Teile von Buosingen unter einer 10 bis 50 Meter hohen Schuttschicht begraben.
Bis heute rumpelt es immer mal wieder am Rossberg, zuletzt 2005, als bei einem Unwetter an mehreren Stellen Murgänge niedergingen. Im Mai dieses Jahres löste sich dann oberhalb der Bahnlinie zwischen Zug und Arth-Goldau ein 500 Tonnen schwerer Felsbrocken. Dieser konnte inzwischen gesichert werden.
«Sturzgefahr geringer»
Im ganzen Kanton gibt es mehrere solcher Abschnitte, auf die die Behörden ein Auge haben. Alle davon liegen im inneren Kantonsteil.
Ein Nullrisiko hinsichtlich Bergstürzen gibt es bei uns im äusseren Kantonsteil deshalb nicht. Aber: «Die Gefahr für grosse Sturzereignisse in Ausserschwyz ist aufgrund der weniger gebirgigen Topographie tatsächlich geringer», sagt Lukas Inderbitzin, Geologe und Leiter Fachbereich Naturgefahren im kantonalen Amt für Wald und Natur.
Vier Menschenleben gefordert
Laut Inderbitzin stehen bei uns in dafür andere Naturgefahrenereignissen im Fokus. Hochwasserprozesse spielen dabei die Hauptrolle, sagt er. Denn Starkregen werde durch den Klimawandel bei uns tendenziell immer intensiver und häufiger.
Welche dramatischen Folgen solche Naturereignisse haben können, zeigt ein Vorfall von 1969 auf der Wägitalerstrasse. «Bei diesem Ereignis ist die steile Flanke des Tobels der Wägitaleraa abgesackt und hat die Wägitalerstrasse auf einer Länge von rund 200 Metern verschüttet», erzählt Inderbitzin. Rund 150'000 Kubikmeter Erde donnerten auf die Strasse. Das Unglück forderte vier Menschenleben – die Wägitalerstrasse war zeitweise vollständig unbefahrbar.