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Sport
14.06.2023

Steil aufwärts soll es gehen

Voller Fokus: Der Rüdlinger Philipp Bachmann fährt seit dieser Saison in der Elite-Kategorie für das Schaffhauser Team PEDALE SIMPLON. Bild: zVg.
Angetrieben vom Hunger nach Spitzenleistungen verfolgt Philipp Bachmann auf dem Mountainbike seine Ziele.

Seit dieser Saison fährt der Rüdlinger für das Schaffhauser Team PEDALE SIMPLON in der Elite-Kategorie mit. Am vergangenen Wochenende gelang ihm mit dem dritten Rang am Argovia Cup erneut ein wichtiger Schritt in seiner Karriere.

90 Minuten volle Konzentration, den Willen, die Disziplin, starke Beine und die richtige Technik: Der Rüdlinger Philipp Bachmann, der für das Schaffhauser Team PEDALE SIMPLON fährt, startet seit dieser Saison in der Elite-Kategorie. 

Am Sonntag erreichte der bald 23-Jährige beim Argovia Cup (MTB Cross Biasca, Klasse UCI C2) den starken dritten Rang. «Das Rennen war mit 1.12h relativ kurz, aber es hatte steile Anstiege und technisch anspruchsvolle Passagen», berichtet er. «Ich sehr zufrieden – ich konnte meine Leistung trotz der Hitze gut abrufen.» Mit seinem Resultat sammelte er 15 UCI-Punkte sammeln – mit Blick auf seine nächsten Ziele ein sehr wichtiger Schritt. 

Vom Plausch zu Ambitionen

Philipp Bachmann ist in Rüdlingen aufgewachsen, hat eine Lehre zum Konstrukteur absolviert und studiert aktuell Maschinentechnik an der ZHAW. Seinen ersten Kontakt mit dem Radsport machte er als 7-Jähriger. «In unserem Nachbardorf gab es eine Bikegruppe, da schloss ich mich während zwei oder drei Jahren an», erzählt der Sportler. «Daneben spielte ich aber noch Fussball.» Als 11-Jähriger entschied er sich dann, den Ball beiseite zu legen und sich auf den Ausdauersport zu konzentrieren. «Damals machte ich meinen ersten Plausch-Triathlon», erinnert er sich. «Doch das Schwimmen machte mir wenig Freude und das Velofahren eindeutig am meisten.» Bald schloss er sich dem VMC Wilchingen an und nahm zum ersten Mal an der Schaffhauser Mountainbike-Serie EKS Cup teil. «Und daraus entstand mein erstes, ambitioniertes Ziel: ich wollte den EKS Cup gewinnen», erzählt er. «Als ich das geschafft hatte, fühlte ich mich wie der Grösste und meldete mich übermotiviert zu meinem ersten nationalen Rennen an.» Dann der erste Dämpfer: Er klassierte sich etwa auf dem 50. Rang.  

Doch gleichzeitig war diese Zeit ausschlaggebend dafür, dass Philipp Bachmann mehr in den Sport investierte und weitere Fortschritte machen wollte. «In der U19 und U23 hatte ich dann die Möglichkeit, internationale Rennen zu fahren.» Im vergangenen Jahr bei den Amateuren qualifizierte sich der bald 23-Jährige für die Elite-Kategorie, unter anderem dank dem Gesamtsieg an der Schweizer Rennserie Swiss Bike Cup. 

«Ich trainiere wie ein Halbprofi»

Philipp Bachmann trainiert aktuell zwischen zehn und 20 Stunden pro Woche – auf dem Bike, aber auch viel auf dem Rennvelo. Im Oktober hat der Athlet mit dem Formaufbau begonnen, um von März bis September liefern zu können. «Neben dem Training gehören zwei ganz wichtige Aspekte zur Vorbereitung – die mentale Einstellung und die Tagesform», so der Athlet. «Meist geht es bei den MTB-Rennen zuerst gleich mal steil hoch – ich merke jeweils schnell, in der zweiten oder dritten Runde, was am Renntag möglich ist.» Was er sich immer vornimmt: über die Ziellinie zu fahren und es keinen Meter weiter mehr zu schaffen. «Wenn ich das erreiche, weiss ich, dass ich mein Bestes gegeben habe.»

Neben seinem Vollzeitstudium sind die hohen Trainingsumfänge teils eine Herausforderung. «Ich würde sagen, ich trainiere wie ein Halbprofi», so der Sportler und ergänzt mit einem Augenzwinkern. «Da kann es schon mal vorkommen, dass ich das Studium etwas vernachlässige.» Um die Trainingsintensität zu erreichen, welche er sich vornimmt, absolviert er im Vergleich zu seinen Teamkollegen weniger Stunden – dementsprechend sind die Einheiten intensiver. «Bei mir geht es darum, jede Minute auf dem Velo möglichst effizient zu gestalten», so der Sportler. «Der Nachteil ist, dass ich an meinen Ruhetagen nicht am See, sondern im Studium sitze.» 

Doch trotz allem: Philipp Bachmann hat die Ambitionen, in der Weltrangliste möglichst weit nach vorne zu kommen und so ab kommender Saison auch Weltcup-Rennen (ab 60 UCI-Punkte) fahren zu können. 

Philipp Bachmann verfolgt grosse Ziele. Bild: zVg.

Der Hunger nach der Topform

«Jede Strecke und jeder Wettkampf sind anders, es braucht nicht nur starke Beine, sondern verlangt technisch viel ab», antwortet er auf die Frage, was für ihn die Faszination Mountainbiken ausmacht. «Zudem bin ich gerne im Wald und in der Natur unterwegs.» Angetrieben wird er vom Hunger nach der Topform und dem perfekten Rennen. «Man muss sich quälen können.»

Zu seinen Routinen vor Rennen zählt der Sportler auch den mentalen Aspekt: «Mir ist es wichtig, das Training möglichst realistisch zu gestalten», so Philipp Bachmann. «Das heisst: Auch wenn ich mich nicht danach fühle, dass ich eine Einheit trotzdem durchziehe.» Dazu komme, dass in der Elite grosse Namen an der gleichen Startlinie stehen. «Ein gutes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind sehr wichtig.» 

«Wenn man sportlich etwas erreichen will, ist das schon mit Verzicht verbunden», so der Rüdlinger. «Wenn andere in den Ausgang gehen, steht bei mir noch ein Training an.» Einen strikten Diätplan hat er nicht und versucht auch sonst möglichst flexibel zu bleiben. «An dieser Stelle ist es mir ein grosses Anliegen, mich bei meinem Team, meinen Sponsoren und meiner Familie zu bedanken – ohne sie wäre das alles nicht möglich.» 

Der Weg stimmt

Mit dem Auftakt in seine erste Saison in der Elite-Kategorie ist der Rüdlinger zufrieden. «Die Leistungsdichte im Cross Country ist extrem hoch», sagt Philipp Bachmann. «Mein grosses Ziel ist es, mich vorne im Feld zu etablieren.» Er befindet sich auf einem guten Weg: «Ich trainiere viel, aber lange nicht so viel wie andere», meint er. «2020 war ich ein Jahr im Militär und habe keinen Sport gemacht. Ein Jahr später habe ich mit 10 Stunden Trainings pro Woche bei den Amateuren gewonnen und nun stehe ich mit knapp dem doppelten Umfang im Mittelfeld bei der Elite.» Das Potential ist auf jeden Fall da. «Steile, lange Anstiege am Berg liegen mir besonders gut», so Philipp Bachmann. «Im Bereich Sprintqualität konnte ich im vergangenen Jahr grosse Fortschritte machen, auch durch das Training auf dem Rennvelo. Aber beim Technischen habe ich sicher noch Luft nach oben.»

Bevor Philipp Bachmann nun Ende Juni an seinem nächste Rennen, dem Swiss Bike Cup in Savognin, startet, gilt es, sich nun voll auf das Studium zu fokussieren – denn die Prüfungsphase steht vor der Tür.

Lara Gansser, Schaffhausen24 / Goldküste24