Der Mann versteht die Welt nicht mehr. Das einzige, was er will, ist die Registrierung in seiner Heimatgemeinde Rapperswil-Jona. Deshalb wurde Roli Nehmet (64) am Montag nochmals auf der Stadtverwaltung vorstellig – in der Hoffnung, die «Windrichtung» habe gedreht.
Die Papiere weggeschickt
Doch er wurde enttäuscht. Bei der Einwohnerkontrolle teilte man ihm mit, dass seine Papiere wieder ins Berner Oberland – nach St. Stephan – geschickt worden seien, weil er dort die vergangenen Jahre gelebt habe. Auch auf dem Sozialamt wollte man nichts von ihm wissen. Roli, der mit seinen Hunden Zita, Flip und Filou die Nächte in einem Holzverschlag hinter den Schrebergärten beim Vita Parcours in Jona verbringt, schüttelt den Kopf: «Alles, was ich bräuchte, wäre eine faire Chance, hier wieder Fuss zu fassen. Aber wenn ich mich nicht einmal anmelden darf, ist dies wohl unmöglich.»
Das Gift im Kopf
Der gelernte Drucker, der den Schritt aus der Drogenabhängigkeit geschafft hat und wieder festen Boden unter den Füssen spürt, will auf keinen Fall zurück ins Berner Oberland: «Dort habe ich keine Freunde und keine Akzeptanz – ich spürte, wie das Gift wieder in meinem Kopf auftaucht.» Mit Gift meint er die Drogen, die sein Leben fast zerstört hätten.
In Rapperswil-Jona aber fühle er die Wärme und Empathie der Menschen, sagt Roli: «Hier bin ich zuhause.»
Grosse Solidarität der Menschen
Roli spricht die Worte auf einer Parkbank in der Altstadt. Die Menschen, die vorbeigehen, grüssen ihn. Eine ältere Frau bringt ihm einen Becher Kaffee. Ein junger Mann streichelt die Hunde.
Das Schicksal von Roli Nehmet berührt die Menschen. Der erste Artikel auf Linth24 wurde innerhalb weniger Tage von 10‘000 Personen gelesen: «Die Reaktionen waren überwältigend – die Solidarität, die ich spüre, ist riesig», sagt Roli. Nur auf der Stadtverwaltung habe man den Beitrag nicht gerne gesehen, erzählt er.
Nur die Stadtverwaltung zeigt kein Herz
Als er dort aufgetaucht sei, habe man ihm klar gemacht, dass solche Texte nicht gefragt seien: «Sie unterstellten mir, dass ich die Stadt Rapperswil-Jona schlecht gemacht habe. Dabei wollte ich das sicher nicht.» Roli sagt es mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck – er scheint zu ahnen: Auf der Stadtverwaltung in Rapperswil-Jona hat man weder ein offenes Ohr noch ein Herz für ihn. Und am liebsten wäre es den Beamt(inn)en, wenn er sich mit seinen Hunden noch heute in Luft auflösen würde.