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Schweiz
12.06.2023

St.Galler Zivilschutz wappnet sich für den Ernstfall

Orten/Retten im Einsatz (Zugang zu eingeschlossenen Personen schaffen). Bild: pd
Sie sind da, wenn es bei einer Naturkatastrophe Personen unter zerstörten Gebäuden begraben werden: Der St.Galler Zivilschutz.

Die Angehörigen des Kantonalen Einsatzelements intensivierten vom 5. bis 9. Juni an einem Wiederholungskurs ihr Know-how.

Ein Erdbeben, Häuser in Trümmern, darunter verschüttete Personen. Die Aufgabe: Bestimmen, wo genau diese liegen und anschliessend aus den Trümmern befreien. Dies mit modernster Ausrüstung: An den Trümmern wird ein «Searchsystem» angebracht, bestehend aus mehreren Sensoren, die minimalste Geräusche ausmachen können.

Ein mehrstufiges Sicherheitssystem, das kleinste Bewegungen registriert, überwacht die Trümmer, während die Zivilschützer die verschütteten Personen orten, und sorgt so für deren Sicherheit. Die Aufgabe ist schliesslich erfüllt, nun kommen die Spezialisten zum Zug, die die Verschütteten aus der Tiefe bergen und in Sicherheit bringen.

Lernphase bereits abgeschlossen

Es ist dieses Szenario, dass die Angehörigen des KEE-Bereiches «Orten und Retten» in Wangen an der Aare während fünf Tagen übten. Zum ersten Mal fand dieser WK des Kantonalen Einsatzelements in besagter Form statt. Der Bereich «Orten/Retten» wurde ab 2018 aufgebaut.

Die Ausbildung orientiert sich dabei an den internationalen Richtlinien zur Ausbildung und materiellen Bestückung (Insarag) von USAR Teams (Urban Search and Rescue-Teams). Die Grundausbildung der neuen Formation «Orten/Retten» ist abgeschlossen und das Know-How befindet sich bereits auf hohem Niveau, wie es am Wiederholungskurs in Wangen an der Aare deutlich wurde.

«Die Lernphase ist definitiv vorüber. Wir befinden uns nun intensiv im Training mit den Geräten und Systemen», sagt Christian Heeb, Batallionskommandant des kantonalen Einsatzelements KEE SG.

Am Wiederholungskurs wurde aber nicht nur das Orten und Retten verschütteter Personen geübt. So schärften die Angehörigen des KEEs weiter ihre Fertigkeiten in der Bewältigung von Überschwemmungen, etwa in der Handhabung von Wasserwehren und modernster Pumpen.

Nicht zuletzt für die Weiterbildung in diesen Bereichen zeigte sich das Übungsdorf der Schweizer Armee in Wangen an der Aare als von besonderem Stellenwert, wartet es etwa mit speziellen Flutanlagen auf, die Überschwemmungen simulieren können.

  • Am Besuchstag wurde auch die biologische Suche durch REDOG Schweiz vorgestellt. Bild: pd
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  • Interessierte Besucher am Besuchstag des WK. Bild: pd
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  • Wasserwehr High bei der Arbeit (Beaver Hochwassersperre). Bild: pd
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Training mit Redog

Ein weiterer Höhepunkt des WKs war das Training mit den Angehörigen von Redog, dem Schweizerischer Verein für Such- und Rettungshunde. Diese waren etwa bei den Erdbeben in der Türkei Anfang Februar im Einsatz. In Wangen an der Aare übten sie das Aufspüren von Vermissten in Trümmern. Dieser übergreifende Einsatz ist von besonderer Bedeutung.

Im Ernstfall sind ebenso verschiedene Organisationen auf dem Schadensplatz und es bedarf einer reibungslosen Zusammenarbeit. Dass sich die Gelegenheit für diesen gemeinsamen Übungseinsatz ergeben hat, freut die Angehörigen des KEEs, dies sich aber der Fertigkeiten der Hunde und ihrer Führer beeindruckt zeigten.

Gewappnet für die Zukunft

Beeindruckt zeigte sich auch Jörg Köhler, Leiter des Amtes für Militär und Zivilschutz des Kantons St.Gallen und Chef des Kantonalen Führungsstabes bei seinem Besuch in Wangen an der Aare.

«Wir haben hier eine Türe in die Zukunft geöffnet, ohne den Bezug zur Gegenwart zu verlieren», sagt er. Die Fertigkeiten der KEE-Angehörigen seien gefragter denn je. «Migration, Klimawandel, Strommangel und Naturkatastrophen führen dazu, dass die Grundlast der Bevölkerung die vergangenen Jahre massiv gestiegen ist». Auch der Kanton St.Gallen sei nicht gefeit vor möglichen Katastrophen, etwa Erdbeben.

Aber, auch wenn es an einigen Stellen noch Verbesserungspotential gibt, am WK in Wangen an der Aare hat sich deutlich gezeigt, dass der Kanton St.Gallen gewappnet ist, für die vielfältigen Herausforderungen, die die Zukunft mit sich bringt.

KEE: Kantonales Einsatzelement

Das Kantonale Einsatzelement, kurz KEE, wurde im Rahmen der Umstrukturierung des St.Galler Zivilschutzes über das Projekt «Zivilschutz 2015+» geschaffen. Damals wurden die 20 Zivilschutzorganisationen des Kantons zu acht Regionen zusammengefasst. Ein neuntes Element, kantonal geführt und organisiert, wurde als Dienstleister für die anderen acht Regionen gegründet und konzipiert.

Das KEE umfasst die Bereiche Periodische Schutzraumkontrolle (PSK), Kulturgüterschutz (KGS), internationale Tierseuchengruppe (TSG), Führungsunterstützung (FU), Logistik, Krisenintervention (Wasserwehr, Wasseraufbereitung und Stromversorgung) und Orten/Retten.

sir/pd/Goldküste24