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Hombrechtikon
06.06.2023
08.06.2023 17:45 Uhr

Bei Schockanrufen richtig handeln

Gerade ältere Menschen werden von Schockanrufen völlig verunsichert. Bild: Adobe Stock
Mit Schockanrufen täuschen Telefonbetrüger eine Notfallsituation vor. Sie beunruhigen die Angerufenen mit einer Unfallgeschichte und erzählen, dass eine nahestehende Person einen Unfall erlitten oder ihn verursacht habe. Solche Schockanrufe sind auch in Hombrechtikon bereits mehrfach vorgekommen.

In den Medien hört und liest man immer wieder von Telefonbetrug. In letzter Zeit häufen sich die Meldungen zu den sogenannten Schockanrufen. Hier geben sich Personen als Polizisten, Personen von der Staatsanwaltschaft oder von einem Spital aus und erzählen, dass z. B. der Sohn oder die Tochter einen schweren Unfall erlitten oder einen Unfall verursacht habe und nun dringend ihre finanzielle Hilfe erforderlich sei. Die Angerufenen werden aufgefordert, Geld oder andere Wertsachen bereitzustellen. Damit soll eine Kaution für die bevorstehende Untersuchungshaft geleistet werden. Möglicherweise sollen auch Pflegekosten vorausbezahlt oder Versicherungsforderungen gedeckt werden. Die Gründe mögen verschieden sein; aber immer eilt es. Die Betrüger setzen bewusst auf das Schockmoment – darum auch der Name «Schockanruf» – und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu schnellen Entscheidungen zu drängen.

Auch in Hombrechtikon

Beim Lesen von Medienberichten zum Thema denken wohl viele: «Das ist doch klar, dass das ein Betrug ist!» Und viele meinen, dass das irgendwo weit weg passiert. Doch diese Art von Betrug ist leider auch in Hombrechtikon Realität. Der Sohn einer über 80-jährigen Frau aus Hombrechtikon, die vor einer Weile auf diese Weise kontaktiert wurde, sagt: «Die Betrüger haben sich als Kantonspolizei ausgegeben und meiner Mutter erzählt, dass ihre Tochter verunglückt sei und er sich gleich wieder melden werde.» Die Dame hatte Panik bekommen und – zum Glück – als Erstes ihre Familie kontaktiert. «Doch auch danach, als wir die Polizei informiert und ihr erklärt hatten, dass es sich um einen Betrugsversuch handelte, glaubte sie nach wie vor, dass der Tochter etwas passiert sei. Wir konnten sie kaum beruhigen», erinnert sich der Sohn betroffen.

Die Familie hatte richtig gehandelt und sich umgehend mit der Kantonspolizei in Verbindung gesetzt. Diese hätten sie gebeten, ein Formular auszufüllen.

Täuschend echt

Besonders perfide sei die täuschend echte Hintergrundkulisse, welche die Angerufenen zusätzlich verunsichern, sagt der Sohn. Während des Gesprächs habe seine Mutter im Hintergrund eine weinende Person gehört. Die erwähnte Familie aus Hombrechtikon blieb vor einem weiteren Anruf nicht verschont. Kurze Zeit später sei auch noch seine Frau kontaktiert worden. Auch da habe sich ein Mann als «Kantonspolizist Hartmann» ausgegeben und vorgegaukelt, dass ihre Tochter verunglückt sei. Auch bei diesem Anruf waren Hintergrundgeräusche zu hören, dieses Mal waren es Verkehrsgeräusche. Seine Frau blieb jedoch gelassen, weil sie nach dem Vorfall mit der Schwiegermutter wusste, was da vor sich ging – und weil sie gar keine Tochter haben. Sie habe sich alles angehört und den Mann am Ende einfach nur ausgelacht und aufgelegt.

25 Versuche in Hombrechtikon

Auf Anfrage der Redaktion bestätigt die Kantonspolizei solche Fälle in der Gemeinde Hombrechtikon. Im Jahr 2022 seien der Kantonspolizei Zürich 25 Versuche aus Hombrechtikon gemeldet worden, in einem Fall sei der Telefonbetrug vollendet worden. Ob in der kaufkraftstarken Region Zürichsee tendenziell mehr solche Telefonbetrügereien passieren als anderswo im Kanton Zürich, darauf gab die Kantonspolizei auf
Anfrage keine Antwort. Als Vergleich: In Gossau ZH wurden im Jahr 2022 gemäss Angaben der Kantonspolizei sechs Versuche gemeldet, 2023 bisher drei.

«Meine Mutter geriet in Panik und liess sich auch später kaum beruhigen.»
Betroffener Angehöriger aus Hombrechtikon

Fälle bei Gemeinde bekannt

Hansueli Nüssli, Leiter Sicherheit und Einwohnerdienste bei der Gemeinde Hombrechtikon, bestätigt, dass man bei der Gemeinde Kenntnisse von solchen Telefonbetrügereien habe. Er rät allen Betroffenen dringend, sich nicht zu genieren und sich umgehend mit der Kantonspolizei in Verbindung zu setzen. «Gerade ältere Menschen können, wie von dem Angehörigen beschrieben, völlig überfordert reagieren und in Panik geraten. Darum ist es auch wichtig, ältere Menschen wie Eltern oder Grosseltern auf dieses Thema zu sensibilisieren», sagt Hansueli Nüssli.

Polizei verlangt niemals Bargeld

Die Kantonspolizei hat speziell zu diesem Thema eine Internetseite eingerichtet, wo man Rat und auch ein Formular zum Melden eines Betrugsversuchs findet. (siehe Info-Box) Einer der wichtigsten Ratschläge der Kantonspolizei: Man soll sich am Telefon nicht zu kurzfristigen und unüberlegten Entscheidungen verleiten lassen, ganz egal, wie glaubwürdig eine Situation auch dargestellt werde. Auch solle man sich niemals unter Druck setzen lassen. «Polizei oder Staatsanwaltschaft verlangen niemals Bargeld oder Wertgegenstände, um eine Drittperson vor einem Gefängnisaufenthalt zu bewahren. Auch ist die Behandlung eines Unfallopfers nie von einer vorherigen Anzahlung abhängig», schreibt die Kantonspolizei. Darum soll auch niemals ohne weitere Abklärungen für angebliche Unfallkosten bezahlt werden.

Eine weitere wichtige Regel: den Anruf unterbrechen und sich direkt bei den Familienangehörigen nach ihrem Wohlbefinden erkundigen. Man dürfe sich auch jederzeit an die richtige Polizei wenden, wenn man keine beruhigende Antwort von den Angehörigen erhalten habe.

 

«Es ist wichtig, auch ältere Menschen wie Eltern oder Grosseltern auf dieses Thema zu sensibilisieren.»
Hansueli Nüssli, Leiter Sicherheit und Einwohnerdienste

Nicht von Telefonnummer beeindrucken lassen

Telefonbetrüger nutzen gemäss Kantonspolizei eine spezielle Technik (Spoofing = Verschleiern), die bei einem Anruf auf dem Telefon eine unverdächtige oder gar irreführende Telefonnummer erscheinen lässt. Von so einer Nummer soll man sich nicht beeinflussen lassen.

Telefonbuch-Eintrag anpassen

Eine Möglichkeit, sich vor betrügerischen Anrufen zu schützen, ist laut Kantonspolizei die Anpassung des Telefonbucheintrags, wenn man  denn einen hat. Durch die Reduktion des Vornamens auf den Anfangsbuchstaben wird die Identität anonymisiert. Ein entsprechendes Formular findet man z.B. auf telefonbetrug.ch.

Schutz vor Telefonbetrug

Seien Sie misstrauisch, wenn die Polizei anruft.
Die richtige Polizei verlangt niemals am Telefon Geld oder Wertsachen. Die richtige Polizei wird auch nie versuchen, Sie dazu zu bringen, Edelmetalle oder Schmuck auszuhändigen oder irgendwo zu deponieren.

Seien Sie misstrauisch, wenn Sie am Telefon eine Bandansage der Polizei hören.
Telefonbetrüger spielen vielfach eine Bandansage ab, auf welcher die angebliche Polizei die Bevölkerung warnt, beispielsweise aktuell vor Einbrechern in Ihrer Region. Die Bandansage endet mit der Ankündigung, dass sich in Kürze jemand von der Polizei mit Ihnen in Verbindung setzen wird. Die richtige Polizei spielt Ihnen keine Bandansagen via Telefon ab. Legen Sie einfach auf.

Seien Sie misstrauisch, wenn Sie für die Polizei den Lockvogel spielen sollen.
Falsche Polizisten versuchen ihre Opfer zur Zusammenarbeit zu bewegen. Geschichten wie: «Wir sind einer Falschgeldbande auf der Spur und vermuten Komplizen bei der Bank» oder «Wir sind einer Betrügerbande auf der Spur und Sie können uns helfen, indem Sie…» sollen Sie dazu bringen, die falsche Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Solche Lockvogelgeschichten dürfen Sie niemals ernst nehmen. Die richtige Polizei wird Sie nie telefonisch zur Zusammenarbeit in einem Kriminalfall bitten.

Lassen Sie sich nicht mit der Polizei verbinden.
Telefonbetrüger versuchen mit einem Trick, Ihre Zweifel an der Echtheit des anrufenden «Polizisten» auszuräumen. Ihnen wird vorgeschlagen, sich vom Polizeinotruf bestätigen zu lassen, dass die anrufende Person tatsächlich von der Polizei ist. Dazu sollen Sie nach dem Piepton direkt die 117 wählen. Wenn Sie das tun, haben Sie nicht die richtige Polizei, sondern einen weiteren Telefonbetrüger am Apparat. Dieser wird Ihnen natürlich Ihre Anfrage bestätigen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie selbst den Anruf mit der roten Taste auf ihrem Gerät beenden. Warten Sie einen Moment und stellen Sie dann selbst eine neue Verbindung her. Wählen Sie die Notrufnummer 117 der Polizei. So sind Sie sicher, dass Sie mit der richtigen Polizei telefonieren. Noch besser: Sie benützen ein anderes Telefon, um die richtige Polizei anzurufen.

Speichern Sie Telefonnummern aus Ihrem Umfeld ab.
Telefonnummern aus Ihrer Verwandtschaft, Ihrem Bekannten- und Freundeskreis und andere wichtige Nummern (z. B. Hausarzt, Verwaltung, Versicherung, Bank etc.) können Sie auf Ihrem Telefon abspeichern. Geben Sie diesen gespeicherten Nummern einen entsprechenden Namen. Nehmen Sie Anrufe von fremden, also von nicht bei Ihnen gespeicherten, Telefonnummern gar nicht erst an. Wenn Sie den Anruf nicht entgegennehmen, hat die anrufende Person die Möglichkeit, eine Mitteilung zu hinterlassen. Hören Sie sich solche Mitteilungen in aller Ruhe an und entscheiden Sie ohne Druck, ob Sie jemanden zurückrufen wollen oder nicht.

Ein Telefonbetrug kann per Telefon 117 oder online gemeldet werden.

Weitere Informationen: www.telefonbetrug.ch

Barbara Tudor, Redaktion Ährenpost