Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Schweiz
04.06.2023

Kantone wollen bei Klimaprojekten vorwärts machen

Ressourcenprojekt zur Bodenverbesserung. Bild: LID
Die kantonalen Landwirtschaftsämter wollen voneinander lernen, um die klimaverträgliche Landwirtschaft zu stärken. Ohne die Konsumentinnen und Konsumenten einzubeziehen, sind die Veränderung aber kaum machbar.

Die Reduktion der Treibhausgasemissionen ist ein wichtiger Punkt bei der Klimastrategie des Bundes. Darum hat die Konferenz der Landwirtschaftsämter der Schweiz KOLAS das Gremium Klima ins Leben gerufen: «Das Ziel der Arbeitsgruppe ist, die Kantone in dieser Sache zusammenzubringen, so dass wir Diskussion und Austausch ermöglichen und gemeinsam voneinander lernen können», erklärt Lukas Kilcher, Leiter des Klimagremiums der KOLAS und des Ebenrainzentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Basel-Landschaft.

So haben sich 43 Vertreterinnen und Vertreter aus 19 Kantonen diese Woche an einer KOLAS-Tagung in Zollikofen getroffen. Sie tauschten sich über die Bewertung von Treibhausgasreduktionen und Kohlenstoffsenken in der Landwirtschaft aus und bewerteten, welche Erkenntnisse aus der Forschung und Praxis für die Kantone wichtig und bei der Umsetzung von Massnahmen massgebend sein könnten. Denn die Herausforderung sei oft, wie Aktivitäten und Projekte im Klimaschutz gemessen, bewertet sowie Reduktions- und Senkungsleistungen ausgewiesen werden könnten: «Es geht darum, belegen zu können, was wir in der Landwirtschaft diesbezüglich erreichen», erklärt Lukas Kilcher.

Ohne Auftrag keine Massnahmen

Die Landwirtschaft steht öfters in der Kritik, dass sie bei der Erreichung der Klimaziele zu lasch vorgeht. Allerdings liegt das nicht selten auch daran, dass dafür der konkrete Auftrag fehlt. «Die Landwirtschaftsämter der Kantone können nicht zu ihren jeweiligen Regierungsräten gehen und Budget für Massnahmen für eine klimaverantwortliche Landwirtschaft und Ernährung verlangen, ohne einen entsprechenden Auftrag», erklärt Lukas Kilcher und ergänzt: «Damit wir in den Kantonen Massnahmen umsetzen können, brauchen wir einen Auftrag – sei es ein Gesetzesauftrag oder eine Bundesstrategie.»

Trotzdem würden die Kantone grosse Anstrengungen unternehmen, um die Umsetzung von Klimaprojekten auch in der Landwirtschaft voranzutreiben, sagt Lukas Kilcher: «Die Situation in den Kantonen zeigt, dass viele den Mut haben und in den letzten Jahren den Mut gehabt haben, erste Projekte, Aktivitäten und auch erste Strategien für eine klimaverantwortliche Landwirtschaft zu starten.»

«Die Situation in den Kantonen zeigt, dass viele den Mut haben und in den letzten Jahren den Mut gehabt haben, erste Projekte, Aktivitäten und auch erste Strategien für eine klimaverantwortliche Landwirtschaft zu starten.» Lukas Kilcher Leiter des Klimagremiums der KOLAS und des Ebenrainzentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Basel-Landschaft

Es braucht keine Sündenböcke

Dabei sei es nicht förderlich, nach Sündenböcken für die aktuelle Klimaentwicklung zu suchen, unterstreicht Biologe Daniel Bretscher von der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft beim Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung Agroscope und verantwortlich für das Treibhausgasinventar der schweizerischen Landwirtschaft an der KOLAS-Tagung: «Wir dürfen nicht Zeit vergeuden, um nach Brandstiftern zu suchen, sondern löschen, Lösungen finden und mit praktikablen und wirksamen Lösungen die Treibhausgasemissionen verringern – dabei gilt es jeden möglichen Hahn zuzudrehen.»

«Wir müssen gemeinsam die grossen Hebel suchen und dort bewegen», ergänzt Adrian Müller vom Departement für Agrar- und Ernährungssysteme des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL. Bei der Landwirtschaft sei unter anderem beim Produktionsportfolio anzusetzen: Dieses müsse verstärkt robust, nachhaltig, klimafreundlich und systemisch ausgerichtet werden. Weiter sei auch an der Tierhaltung respektive den Tierbeständen zu schrauben, erläutert Adrian Müller weiter: «Es braucht eine Umstellung von weniger Futter vom Acker zu mehr Proteinen vom Acker.»

Konsumenten müssen mitziehen

Um diese Veränderung zu schaffen, müsse allerdings auch der Konsum und die Ernährung mitziehen, ergänzt Lukas Kilcher. «Die Bäuerinnen und Bauern produzieren das, was die Konsumentinnen und Konsumenten einkaufen – wenn Geflügelfleisch nachgefragt wird, boomt dieser Bereich, wenn Bio-Produkte nachgefragt werden, geht die Produktion in diese Richtung und wenn pflanzliche Proteine aus Schweizer Anbau nachgefragt werden, dann geht es dort vorwärts», illustriert Lukas Kilcher.

Daher sei es berechtigt, dass Bäuerinnen und Bauern darauf bestehen würden, dass die Klimastrategie zusammen angegangen werden müsse. Für das Klimagremium der KOLAS sei die zentrale Frage darum auch, wie die Veränderung hin zu einer klimaverträglicheren Landwirtschaft zu schaffen sei und wie sich Bund und Kantone einbringen können: «Wie können wir überlegtes Handeln unterstützen und den Wandel begleiten?»

Es gelte, den Handlungsspielraum zu suchen und auszustecken, meint Lukas Kilcher weiter. «Wir haben in der Schweiz sehr vielfältige Realitäten und Landwirtschaftsausprägungen und wir müssen zusammen herausfinden, welche Massnahmen wo am besten passen», erklärt er. Das Ziel der KOLAS sei es, mit der Vielfalt, die in der Schweiz herrsche, zu versuchen, das nötige Portfolio an Ansätzen zu stärken und sich dort auszutauschen. «Wenn wir die Ernährung und den Konsum mit an Bord haben, können wir viel erreichen und kommen insbesondere beim Ziel, dass die Temperatur nicht weiter zunimmt, schneller voran », ist Lukas Kilcher überzeugt. Zum ersten Mal sei bei der Klimastrategie des Bundes die Ernährung mit dabei und das sei entscheidend wichtig.

Redaktion March 24 & Höfe24 / Goldküste24