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Kultur
27.05.2023

Der heimliche Star unter den Museen

WOW: Wie Alice im Wunderland fühlt man sich im privaten Museum am Werdmühleplatz, gleich neben der Bahnhofstrasse. Bild: kinderregion.ch
Seit Juni 2020 gibt es ein Museum, das Klein und Gross, Jung und Alt zum Staunen, zum Sichwundern, zum Lernen und zum Nachdenken bringt. «Wow!», entfährt einem als Erstes, wenn man diese Wunderwelt betritt.

WOW heisst auch das Museum, das bald nach München expandiert. Wenn man das Wort WOW spiegelt, ergibt es MOM. Und Vanessa Kammermann ist eine wahre Power-Mom. Die Mutter von vier Kindern strotzt nur so vor Energie, und die Kreativität sprudelt nur so aus ihr. Kammermann hatte ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, arbeitete aber als Eventmanagerin.

Die inspirierende Reise nach Japan

Wie es zu der Idee, ein Museum zu gründen, kam? Vanessa und Ehemann Matthias Kammermann reisten mit ihren damals noch drei Kindern nach Japan, Australien und Neuseeland, wo sie irgendwo im Nirgendwo das Puzzling World besuchten. Sie erzählt: «Das hat uns so verzaubert, dass mein Mann meinte, es wäre schön, auch in Zürich so etwas zu realisieren.» Matthias Kammermann als Strategieberater war überzeugt, dass diese Idee sich auszahlen werde. Noch im selben Jahr wurde Vanessa Kammermann mit ihrem vierten Kind schwanger, was sie jedoch nicht abhielt, das gemeinsame Herzensprojekt durchzusetzen.

Bank war schnell überzeugt

Die Bank war schnell von ihrem Konzept überzeugt, die Location zu einem zahlbaren Mietzins gefunden und die Agentur Aroma als Partner eingesetzt. So hatten sich alle nötigen Teile zu einem Puzzle zusammengefügt. Alles mit ihrem gemeinsamen Privatvermögen finanziert.

Vanessa Kammermann lud diese Zeitung zu einer persönlichen Führung durch die zwölf Räume auf drei Etagen von insgesamt 400 Quadratmetern ein. Räume voller optischer Illusionen, Sinnestäuschungen, Farben- und Lichtspiele. Kammermann erklärt: «Besucherinnen und Besucher sollen ihre eigene Wahrnehmung hinterfragen. Nichts ist so, wie es scheint. Man sieht Dinge, die sich nicht anfassen lassen. Farben, die je nach Umfeld wechseln. Spiegel, die eine andere Version widerspiegeln. Grössenverhältnisse werden auf den Kopf gestellt.»

Man wird Teil der Ausstellung

Es wird mit den Sinnen gespielt, man taucht in andere Welten ein und wird selbst Teil der Ausstellung, und das auch mit Hilfe eines Smartphones, das via CR-Code die jeweiligen Funktionen erklärt. Überhaupt ist das Smartphone fast unerlässlich. Viele Aha-Momente sollten als Selfie festgehalten werden.

Unter Einstein-Beobachtung

Da schaut einem der gute Albert Einstein beim Vorbeigehen zu: Mehrere Reliefs scheinen einen mit den Augen zu verfolgen. Was man beim ersten Hinsehen nicht bemerkt: Die Reliefs sind negativ, also nach innen vertieft.Eine graue Scheibe wechselt je nach Farbe des Untergrunds zu Lila, Grün oder Rot. Das Auge lässt sich so leicht ver-führen. Nichts für solche mit Höhenangst: Man steht quasi auf einem Balkon und schaut in ein Lichtermeer von unendlicher Tiefe. Dieser Effekt wird jedoch durch einen Spiegelboden erzeugt, man steht nämlich ganz ebenerdig.

 

Und dann das grosse Kaleidoskop: Man steckt seinen Kopf rein, und – o Wunder – man sieht sich tausendfach widergespiegelt. Wow, was für ein Erlebnis! Das sollte auch für die Ewigkeit festgehalten werden. Eine weitere interessante Idee: Man kann sich selbst völlig verpixelt, schwarz oder farbig abstrahiert sehen.

Knacknuss Perspektive

Immer wieder wird die Perspektive relativiert: Wenn man sich auf einen bestimmten Punkt stellt, sieht man, wie jemand, ganz klein geschrumpft, auf einem Stuhl sitzt und mit einem danebenstehenden Riesen kommuniziert. Es gibt noch viele Überraschungen, doch sollte sich jede oder jeder sein eigenes Bild von den vielen «Wow!»-Momenten machen. Es lohnt sich, in diese zauberhafte Welt einzutauchen und sich wie Alice im Wunderland zu fühlen. Ganz wichtig zu erwähnen sind die beiden Programmierer Fabian Kuhn und Luigi Cassaro der Firma Naut GmbH, die für die Installationen zuständig waren und sind. Sie hatten unter anderem die 80 000 LED-Lampen einzeln programmiert.

Ein respektables KMU

«Heute hat das Museum acht Fixangestellte und zwanzig temporäre Kräfte. Im letzten Jahr zählten wir über 100 000 Besucher», erwähnt Vanessa Kammermann nicht ohne Stolz. «Während Corona mussten wir schliessen, haben uns aber auch dazu etwas einfallen lassen. Wir haben den City-Rallye-Stadtrundgang ins Leben gerufen, auf welchem man Zürich aus ­einer anderen Perspektive, nämlich aus versteckten Ecken, entdecken kann. Der ist auch heute noch ein Teil unseres Angebotes», führt sie weiter aus.

Bald in München

«Wichtig ist mir die Botschaft, dass es kein Richtig oder Falsch gibt und dass ­jeder die Dinge anders sieht», so Kammermann. Und wie sieht die Zukunft für die Kammermanns aus? «Bald wird ein weiteres WOW Museum in München an prominenter Lage eingeweiht», verrät sie.  Die so erfolgreiche Idee wird also international.

Über 100 000 Besuchende

Das von aussen recht bescheiden wirkende WOW Museum gehört eintrittsmässig schon nach drei Jahren Betriebszeit zu den grossen Museen in Zürich.

Zum Vergleich: Das private Fifa-Museum am Tessinerplatz zählte 2022, 195 000 Eintritte, das (staatliche) Museum Rietberg gut 80 000 Eintritte pro Jahr, also gut 20 Prozent weniger als das WOW Museum. (red)

Informationen

WOW Museum, Werdmühlestrasse 10, 8001 Zürich, 044 597 84 00

öffentliche Führungen bis 4. Dezember täglich um 18.15 Uhr

Tickets online buchen: www.wow-museum.ch

Jeannette Gerber / Goldküste24