In Hongkong zum Meersegeln gekommen
Nun will Heer Geschichte schreiben. Zum Segeln auf dem Meer kam der Management-Absolvent der ZHAW Winterthur bei einem längeren Aufenthalt in Taipeh, wo er, vorwiegend in Hongkong, an zahlreichen Regatten teilnahm. 2014 absolvierte er in England den Yachtmaster und lernte auf einem Boot seine Frau Theresa kennen: «Sie weiss genau, was dieser Sport bedeutet – deshalb ist sie in jeder Beziehung eine grossartige Unterstützung.» So ist es Theresa, die Heers Kampagne managt – und ihrem Mann die bestmöglichen Bedingungen liefert. Kürzlich ist das Paar von England nach Port-la-Forêt, nördlich von Lorient, umgezogen, einer Hochburg der französischen Rennszene.
Doch zurück nach Rapperswil-Jona, wo Heer vor rund 100 Gästen seine Kampagne lanciert und von seinen Plänen und Abenteuern erzählt. Er erntet viele bewundernde Blicke und hofft, den einen oder anderen Sponsor zu gewinnen. Was er vorhat, ist nicht nur logistisch ein aufwendiges Unternehmen – auch finanziell. Wie viel er genau ausgibt, will er nicht sagen, aber die Kosten gehen in die Millionen – schliesslich ist es ein mehrjähriges Projekt.
Permanente Extremsituation
Die Anforderungen an den Segler sind an der Vendée Globe wohl grösser als in jedem anderen Wettbewerb. Wer 100 Tage auf den Weiten der Ozeane alleine unterwegs ist, befindet sich fast permanent in einer Extremsituation. Heer will pro Tag «vier bis fünf Stunden Schlafen – aber nie länger als 30 Minuten an einem Stück». Es sei wichtig, die Segel immer wieder zu richten – sonst verliere man leicht fünf bis zehn Prozent an Tempo. Weil segeln unter diesen Extrembedingungen eine hoch physische Belastung darstellt, braucht Heer rund 6000 Kalorien pro Tag: «Das sind 13 Big Macs» wie er lachend erzählt. Weil es auf hoher See aber keine Fastfood-Restaurants gibt, verpflegt sich Heer mit gefriergetrockneten Mahlzeiten – wie Gulasch oder Kartoffelstock -, die er im Wasser aufkocht.
Das härteste sei ohnehin die psychische Belastung. Um sich darauf vorzubereiten arbeitet er mit einem Mentaltrainer zusammen. Und obwohl er ein sehr extrovertierter Mensch sei, habe er kein Problem damit, auf sich allein gestellt zu sein: «Allein zu sein – und einsam zu sein, ist nicht das gleiche». Auf dem Boot gibt es ohnehin immer etwas zu tun – dazu zählt auch die Medienarbeit. Alle Teilnehmer sind verpflichtet, über Satellitenverbindung pro Tag mindestens fünf Minuten von ihren Erlebnissen zu berichten So wollen die Veranstalter das Rennen noch besser vermarkten.