Pascal Turin
Direkt neben dem Geschäft der Zürcher Uhrenmarke Maurice de Mauriac im Enge-Quartier befindet sich die Galerie Alex Schlesinger. Ihr Besitzer, der Namensgeber ist, hat die Kunsthandlung vor 20 Jahren gegründet, damals allerdings an einem anderen Standort beim Spyriplatz im Kreis 7. Erst 2007 zog es Schlesinger an die Tödistrasse. Dort ist er seither geblieben und ist «happy», wie er erzählt.
Die Galerie Alex Schlesinger setzt auf zeitgenössische figurative Malerei. Der Schwerpunkt der ausgestellten Werke ist Architektur und urbanes Leben. «Es gab früher zwischen Paradeplatz und Sihlcity fast an jeder Seitenstrasse eine Galerie», erinnert sich der 63-Jährige. Heute habe sich die Galerieszene aber in die Gegend um die Rämistrasse, das Bellevue und das Kunsthaus verschoben. «Ein Vorteil der Enge ist sicher, dass auch immer wieder Passantinnen und Passanten auf dem Weg vom Büro nach Hause oder zum Konzert in die Tonhalle zu mir finden», sagt der Zürcher.
Erfolgsdruck ist tiefer
Schlesinger hat französische Sprache und Literatur an der Universität Zürich studiert und sich später an der Marketing- und Kommunikationsschule Sawi zum Kulturmanager ausbilden lassen. Heute vertritt er über 20 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler, deren Werke ihm auch selbst gefallen, wie er betont. Etwa sieben Ausstellungen führt Schlesinger pro Jahr durch. Er hat auch schon an Kunstmessen in Paris, Berlin und Basel ausgestellt. Im Juni nimmt er an der Photo Basel und im September am neuen Art Salon Zürich teil.
Die Galerie selbst ist allerdings nur am Freitag- und am Samstagnachmittag geöffnet. «Ich arbeite hauptberuflich als Lehrer am Realgymnasium Rämibühl», sagt Schlesinger, der in Fluntern wohnt. Galerist ist lediglich sein Nebenjob – allerdings ein ziemlich zeitintensiver. Dafür ist der Erfolgsdruck etwas tiefer, weil er nicht alleine davon leben muss. «Ich bin sehr realistisch. Wichtig ist mir, dass am Ende eine schwarze Null bleibt.»
«Transhelvetica» zu Gast
Für das 20-jährige Bestehen hat sich der Galerist etwas Besonderes einfallen lassen. Zeitgleich mit der Eröffnung der neuen Ausstellung seines französischen Künstlers Raphaël Renaud am 3. Juni wird eine neue Ausgabe des Reisemagazins «Transhelvetica» mit dem Fokusthema Wald vorgestellt. Raphaël Renaud, der neben urbanen Motiven auch Naturbilder malt, kommt darin vor. «Ich kenne den Mitgründer Jon Bollmann privat. Als vor zwölf Jahren das Magazin zum ersten Mal erschien, fand die Vernissage in meiner Galerie statt», erklärt Schlesinger. Erwartet werden an der Jubiläumsveranstaltung rund 200 Besucherinnen und Besucher. Das Heft liegt natürlich auf.
In zwei Jahren wird Schlesinger pensioniert. Wird er sich dann voll auf seine Galerie konzentrieren? Er denkt kurz nach und sagt lächelnd: «Das werden wir sehen. Langeweile und Stagnation kann ich auf alle Fälle nicht aushalten.»