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Schweiz
20.05.2023

Hetze gegen Kinder-Lesestunde

Bild: zvg
Heute findet in Oerlikon die Veranstaltung «Drag Story Time» statt. Gegen diese Veranstaltung wurde eine Kundgebung angekündigt, die nicht bewilligt wurde.

Neo-Nazis der Organisation «Junge Tat» hatten im letzten Herbst gegen die Lesestunde von Drag Queens für Kinder im Limmathaus in Zürich randaliert. Nun hetzen diese Kreise zusammen mit rechtsnationalen und Anti-Freiheits-Bürgern in den sozialen Medien erneut gegen eine solche Veranstaltung. Im Fokus steht dieses Mal eine Vorlesestunde in der Pestalozzi-Bibliothek in Oerlikon.

Weil zu kurzfristig eingereicht, wurde eine von diesen Kreisen lancierte Demonstration nicht bewilligt. Die Polizei wird vor Ort sein und die Einhaltung des Gesetzes und die Meinungsfreiheit für die Drage Queen Lesung garantieren.

Mit der Lesung in Oerlikon wird eine seit Jahren gelebte Tradition fortgesetzt, die erst in den letzten Monaten zu einem kontroversen Thema wurde.

Zunehmende Aggression

Die Diskussion um das Thema «Gender» (deutsch: Geschlecht) wird in der Schweiz zunehmend aggressiv geführt. Die SVP Schweiz erklärte «Gender-Gaga» zu ihrem grossen Wahlkampf-Thema und bewirtschaftet es intensiv.

Vergangene Woche musste die Gemeinde Stäfa nach einem Proteststurm in den sozialen Medien ihren «Gender-Tag» für Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler absagen. Auslöser war der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der die Einladung zu diesem Anlass auf Twitter gepostet hatte, worauf Angestellte der Schule bedroht und verunglimpft wurden.

Die SVP stellte sich im Zürcher Kantonsrat auf den Standpunkt, dass sie sich von Drohungen zwar ausdrücklich distanziere. Die Verantwortung für den Empörungssturm sieht sie jedoch bei der Schule, welche die Einladung für den «Gender-Tag» schlecht gestaltet habe. Wer Sternchen und Transgender-Logo auf eine solche Einladung drucke, müsse nun mal mit Reaktionen rechnen.

Zahl der Angriffe gestiegen

Die Zahl der Angriffe und Diskriminierungen gegenüber LGBTQ-Personen (englische Abkürzung für: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer beziehungsweise nicht-heterosexuelle Orientierung/Identität) erreichte im vergangenen Jahr einen Höhepunkt: 134 Mal wurde die Helpline für LGBTQ-Personen über Vorfälle informiert.

Die Helpline führt diese Entwicklung auf «zunehmende Feindseligkeiten von Politik und Medien» zurück, wie sie diese Woche mitteilte. LGBTQ-Verbände forderten deshalb Politik und Zivilgesellschaft zum Handeln auf.

MAL, Portal24