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Stäfa
10.05.2023
10.05.2023 17:58 Uhr

Gender-Tag in Stäfa: Empörung pur

«Gender-Tag, was für ein Scheiss»! (Symbolbild) Bild: Engin Akyurt
Der Gender-Tag für die Sekundarschülerinnen und -schüler löst einen empörten Aufschrei in den sozialen Medien aus.

Zur Geschichte

Die Einladung zum Gendertag für die Oberstufe löst alles andere als Verständnis aus.  Der Brief der Schulsozialarbeit Stäfa machte die Runde auf Social Media. Die Empörung war gewaltig. «Gender-Tag, was für ein Scheiss?» «Was soll das? Gehört das zum Lehrplan 21?» waren noch die netten Kommentare. Der Rest der Kommentare enthielt Begriffe wie «Pädokriminalität», «Wahnsinn», «Frühsexualisierung», «Katastrophe» und, Zitat: «Gendern ist wenn Denkstörung und Sprachfehler fröhlich miteinander Ping Pong spielen».

Gender alsThema im Lehrplan

Im Lehrplan ist Geschlechter und Gleichstellung als als fachübergreifendes Thema und überfachliche Kompetenz im Lehrplan 21 verankert. Die Schulen und mit ihnen die Lehrpersonen sind angehalten, dieses Thema in den Schulunterricht einzubauen und Präventionsarbeit zu leisten.
Die Zürichsee-Zeitung fragte die Schulpräsidentin, Daniela Bahnmüller (FDP) an. Sie kann die Aufregung nicht nachvollziehen, da der Gender-Tag schon seit zehn Jahren als Präventionskonzept durchgeführt wird. Laut ihr geht es nicht darum, aus Buben Mädchen zu machen oder umgekehrt, sondern, dass Schülerinnen und Schüler über die verschiedenen Geschlechterrollen und Lebensentwürfe aufgeklärt werden. Am Gender-Tag gibt es eine Einführung in das Thema und danach die Möglichkeit, in geschlechtergetrennten Gruppen darüber zu diskutieren und Fragen zu stellen.

Keine negativen Reaktionen?

Trotz den Reaktionen in den sozialen Medien hätte die Schule Stäfa keine negativen Reaktionen von der Elternschaft oder gar Abmeldungen erhalten. Eine Aussage die aufgrund der heftigen Reaktionen einer Überprüfung standhalten müsste. Der Elternbrief mit allen Erklärungen wurde bereits vor den Frühlingsferien verschickt. 

Das Schreiben, dass auf Twitter und Facebook geteilt wurde, sei ein Erinnerungsschreiben, das direkt an die Jugendlichen verteilt wurde, so Bahnmüller. Es fehlten detaillierte Informationen zum Thema.

Schreiben, das auf Twitter und Facebook kursiert. Bild: Facebook, Twitter
««Der Mensch als Schöpfer seiner selbst, dem niemand Grenzen setzt: Das ist die Phantasie der Gendertheoretiker, die den Unterschied zwischen Männern und Frauen leugnen. Sie liegen falsch – und negieren einfachste wissenschaftliche Erkenntnisse.»»
NZZ vom 17. Juni 2021
Bild: zukunft-ch.ch
  • Kommentar von Patricia Rutz

Eingriff in die Schöpfung

Mit der Genschere CRISPR/Cas besitzt erstmals ein Lebewesen der Erde die Fähigkeit, seine eigene DNA zu verändern. Der Mensch ist in der Lage, in seine eigene Keimzelle oder die Entwicklungsstadien des Embryos einzugreifen. Er erhält somit die Macht, in nicht allzu ferner Zukunft auch das Erbmaterial künftiger Generationen zu gestalten.

Was bedeutet dieser Schritt für den Menschen selber, für die ganze Gesellschaft, für die Evolution. Nicht zu vergessen, seine ethischen Grenzen?

Es löst Entsetzen aus, wenn von solchen Themen gesprochen wird. Ein Biologe, der von seinen Forschungen spricht, wirkte sichtlich nervös, als er von seinen Experimenten erzählt. Es ist ein Menschen-Experiment an einem Lebewesen in der Petrischale, ein brutaler Übergriff, dem das Lebewesen nicht entfliehen kann. Schon 2020 waren die Wissenschaftler in grosser Unruhe, dass solche Forschungen irgendwann aus dem Ruder laufen. Ein Biologe ist grundsätzlich in der Lage, Gene von Embryonen zu verändern. Forscher lehnten bis jetzt diese Eingriffe ab, da sie eine grosse Gefahr sehen. Es sind damit sicher auch Erbkrankheiten zu verhindern, doch da fangen Diskussionen an, wieweit ein Mensch in die zufällige Produktion der Vereinigung von Samen und Eizellen eingreifen darf? Oder überhaupt in das Produkt einer Festlegung lange vor der Geburt.

Warum sind wir da?

Haben wir Menschen das Recht, in die Schöpfung einzugreifen? Wen JA, WER hat uns das Recht gegeben? Sind wir beerchtigt, unser Geschlecht in Frage zu stellen? Gibt es nicht Dinge, die von höherer Gewalt entschieden werden? Warum ist ein Mann ein Mann, eine Weib ein Weib? 

Betrachten wir die These und die Erfahrungen mit Reinkarnation, dann begibt sich die Seele bei jeder Geburt auf eine Lebensreise. Die Reise ist wie eine Schule. Ein Leben entspricht einer Klassenstufe. Mit dem Tod endet diese Stufe. Das was die Seele gelernt hat, nimmt sie in die nächste Stufe mit und bekommt nochmals eine Wiederholung, falls nicht alles klar war. Diese Lebensreisen sind festgelegt.

Wenn ich die Geschichte von dieser Seite her betrachte, dann ist mir klar, dass ich als Frau hier bin und die Aufgabe habe, mit diesen Fähigkeiten mein Leben zu meistern. Wenn ich ausweiche, dann werde ich immer wieder in diese Situation kommen. Es ist also meine Aufgabe, mich mit den vielleicht schwierigen Themen meines Frauseins auseinanderzusetzen, auch wenn es mir unmöglich scheint, gewisse Dinge zu verstehen. Wenn ich mich entscheide, das Geschlecht zu ändern, dann ist das für mich eine Flucht. Temporär fühle ich mich vielleicht gut, weil ich das, was ich mir vorgestellt habe, plötzlich verkörpern kann. Doch was passiert längerfristig mit mir, wenn ich meine Identität verleugne?

Auferlegte Verunsicherung

Es ist mir ein Rätsel, wie ein Kind damit umgeht, wenn es nicht mehr weiss, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Ein beseeltes Wesen hat diese Frage nicht. Diese Fragen werden ihm von irdischen Wesen auferlegt, mitgegeben. Und damit wird ihm eine grosse Verunsicherung und auch eine Identitätskrise auf den Weg gegeben. Das finde ich persönlich nicht richtig. Das steht mir nicht zu. Kein einziges Kleinkind stellt sein Geschlecht in Frage. Durch die spätere Auswahl, ob es nun ein Junge oder Mädchen sein möchte, kommt es in eine Überforderung meiner Meinung nach. Es ist ein Übergriff, genauso wie der Übergriff in der Petrischale, um vermeintlich Fehler auszubügeln.

Ich bin der Meinung, dass es uns absolut nicht erlaubt ist, in die Schöpfung einzugreifen, ob wir nun an die Reinkarnation glauben oder an eine andere Geschichte. Was massen wir uns an? Wir sind in der Geschichte der Welt nichts. Wir haben an der Milliarden-alten-Geschichte nur einen winzigen, geringen Teil beigetragen und dabei vielleicht auch unwissend viel zerstört durch unsere Machtgier. Die Natur ist mächtig, jedoch missbraucht sie ihre Macht nie.

Ich denke, dass der Schulbrief über den Gendertag auch zum Nachdenken anregen soll. Ob er nun gerechtfertigt ist oder nicht. Diese Frage kann wohl im Moment niemand beantworten, ausser er bemächtigt sich dieser Kompetenz selber.

Patricia Rutz, Goldküste24/Markus Arnitz, Linth24