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Zollikon
05.05.2023
05.05.2023 18:43 Uhr

Ältere Menschen sind nicht überflüssig

Ältere Menschen erleben heute eine zweite Pubertät. (Symbolbild) Bild: pixabay
Der Verein «Senioren für ­Senioren Zollikon/Zollikerberg» ist eine Erfolgsgeschichte. Erwähnt wurde vom Philosoph Ludwig Hasler, wie wohltuend die Beziehungen zu Menschen sein kann.

Traum vom Glück im Nichtstun

Mitglied ist auch Ludwig Hasler, promovierter Physiker und Philosoph, Autor des Bestsellers «Für ein Alter, das noch was vorhat», ein Plädoyer für die Zukunft. Der Traum vom Glück im Nichtstun sei ein Traum von 57-Jährigen im Hamsterrad. Die steigende Lebenserwartung eröffne eine Art zweite Pubertät. Ein Privileg, eine Premiere in der Menschheitsgeschichte. Dazu gehört auch, sich verlieben oder als E-Bike-Held unterwegs sein. Trotzdem gibt es laut Studien ab 65 Jahren eine Zunahme an Depressionen und Alkoholsucht. Die Suche nach ­einem erfüllten Alter beschäftigt mittlerweile die Stiftung Genera­tionen-Forum Zürich, angestossen durch Ludwig Haslers Buch.

Es gibt einen grossen Unterschied innerhalb der Generationen. Junge erleben sich als Einzigartigkeit, denn seit dem Pillenknick sind es ja alles Wunschkinder, wogegen die Alten nebenher geboren wurden, wenn sich zwei liebten und sich nicht beherrschen konnten.

Am Leben teilnehmen

Mit der Langlebigkeit ergebe sich eine Passivmitgliedschaft in der Gesellschaft, die sich in Sinnproblemen manifestiert. Den Fachkräftemangel bezeichnet Ludwig Hasler deshalb als «hausgemacht». Erfahrung sei jedoch in der schnellen Entwicklung ein Innovationskiller. Was tun?

Der Verein «Senioren für Senioren» sei ein wohltuender Schritt – Überflüssigkeit sei das ­Altersproblem. Wichtig sei eine ­Bedeutung zu haben, nicht nur für sich, auch für andere. Das zeigt auch eine Harvard-Glücksstudie. Wichtig ist, dass Menschen am Leben teilnehmen. Es geht um die Lebendigkeit in Beziehungen zu Menschen. Es ist beglückend, in einer Welt mitzuwirken, auch wenn sie nicht mehr die von uns sein wird.

Hauptversammlung des Vereins

543 Frauen und 251 Männer beleben den Verein. 85 engagieren sich mit Dienstleistungen zugunsten älterer Menschen: Fahrdienst, Nachbarschaftshilfe, Computerstammtisch usw. Am 3. Mai sassen 100 Menschen an der Mitgliederversammlung im Gemeindesaal Zollikon, die erste nach der Pandemie. 

Die Co-Präsidenten Heinz Brunner und Urs Häfliger führten durch den Vormittag. Die Ressorts sind auf acht Vorstandsmitglieder verteilt. Alle verantworten, koordinieren und organisieren.

Der monatliche Computerstammtisch ist besonders gut besucht. Erfahrungen mit der Digitalisierung werden ausgetauscht. Die Ausführungen von Monika Speer über das Projekt Generationen im Klassenzimmer waren sehr spannend, denn es ist eine Win-Win-Situation, wozu es keine pädagogische Vorbildung braucht, einfach Geduld, Humor, Toleranz und eine gewisse Offenheit. So werden Schulbesuche für Seniorinnen und Senioren ein besonderes Erlebnis.

Den statutarisch korrekten Ablauf haben die Co-Präsidenten im Griff. Unter anderem war auf der Traktandenliste stehen zwei Rücktritte. Co-Präsident Urs Häfliger hat sich sieben Jahre ­engagiert. Mit 56 – also noch nicht im Seniorenalter – übernahm er die Aufgabe. Ein Porträt im Zolliker Zumiker Bote war der Auslöser, dass Häfliger dieses Amt übernahm. Die Zollikerin Regula Fuchs-Fröhlich Nachfolgerin sein. 

Weiter wurde Beatrice Tschopp, Gründungsmitgliederin,  verabschiedet. Die Pro Senectute konnte sie vor 28 Jahren mit der Idee der Nachbarschaftshilfe begeistern. Die erste Vereinssitzung als Ortsvertreterin hielt sie an ihrem Esstisch. Markant war die Digitalisierung als Chance zur Entwicklung des Vereins. Tschopp ermutigte alle zur Freiwilligenarbeit. Es bedeutet nicht nur geben, sondern auch Kontakte pflegen und überhaupt viel zurückbekommen.

Buch von Ludwig Hasler

Ludwig Hasler pflegt einen Briefwechsel mit der 50 Jahre jüngeren Samantha Zaugg als Kolumne in der Zeitung «Schweiz am Wochenende». Darin diskutieren sie über Einstellungen und Erwartungen.

Letztes Jahr ist eine Sammlung der ersten 62 Kolumnen als Buch erschienen, «Jung & Alt».

Patricia Rutz / Goldküste24