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Zumikon
04.05.2023

Der «Pionierin» wurde die letzte Ehre erwiesen

Kopp wies jede moralische oder rechtliche Schuld stets zurück, nachdem sie 1989 zurücktreten musste. Bild: zVg
Elisabeth Kopp wurde als Bundesrätin, Gemeindepräsidentin und Mutter geehrt am Gottesdienst in Zumikon. Es waren jedoch auch kritische Stimmen zu hören.

Zwei freisinnige Frauen, die als Politikerinnen in Kopps Fussstapfen getreten sind, nämlich Bundesrätin, Karin Keller-Suter und Regierungsrätin, Carmen Walker Späh, würdigten Elisabeth Kopp. Auch Bundesrätin Viola Amherd war laut der Zürichsee-Zeitung vor Ort.

Frühere Bundesräte wie Johann Schneider-Ammann, Adolf Ogi, Arnold Koller, Ruth Metzler und Christoph Blocher erwiesen der Verstorbenen die letzte Ehre. Christoph Blocher erwähnte, dass er am gleichen Tag in den Nationalrat gewählt wurde wie Elisabeth Kopp. Sie waren nicht immer gleicher Meinung.

Die geladenen Persönlichkeiten nahmen in der Dorfkirche Abschied von Kopp. Die von Zumiker Pfarrerin Adelheid Jewanski geleitete Feier wurde in die Turnhalle Farlifang übertragen, wo auch Zumikerinnen und Zumiker an der Abdankung teilnehmen konnten. Vor allem ältere Menschen erwiesen Elisabeth Kopp die letzte Ehre vor den Monitoren. Die Halle war aber nicht voll, 70 Gäste waren da, doch es hätte Platz gehabt für 500.

Elisabeth Kopp ebnete den Weg

Elisabeth Kopp hatte Frauen den Weg in die Politik geebnet. Sie war einzigartig und mutig. Keller-Suter war selbstkritisch und erwähnte, dass sie mehr Glück hätte, weil sie Kolleginnen habe, was für Kopp immer ein Wunsch blieb. Und der Bundesrat als Institution hätte Kopp im vielleicht schwierigsten Moment des Lebens alleingelassen, als sie 1989 erzwungen zurücktreten musste. Auf Frauen und die Partei konnte Kopp nie zählen.

Menschlichkeit erfuhr Kopp durch den Gemeindepräsidenten Felix Müller und den Gemeindeschreiber Paul Imhof, der sie am Tag ihres Rücktritts begleiteten. Imhof begleitete Kopp zehn Jahre und war zu einem engen Freund geworden. Er sagte, dass sie stolz auf ihre Elisabeth waren, als sie zur ersten Bundesrätin gewählt wurde. Auch am Tag des Rücktritts waren sie immer noch stolz.

Medien haben eine Wächterrolle

Die gesellschaftliche Ächtung sei eine schwere Erfahrung gewesen. Imhof sprach auch über die Gründe, die nach dem verhängnisvollen Telefonat mit ihrem Mann dazu geführt hatten. Er erinnerte sich auch, wie sie von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Die Medien hätten eine Wächterrolle in der Demokratie, doch die Menschlichkeit dürfe nicht auf der Strecke bleiben. Er lobte die Zielstrebigkeit von Kopp, aber auch, wie sie auf ihre Gegner zugegangen sei. Kopp wollte dem Land, der Demokratie und den Menschen dienen.

Auch als Privatmensch wurde Kopp gewürdigt. Die Tochter Brigitt Küttel sprach persönlich noch von ihrer Mutter und erwähnte, dass sie nie die Öffentlichkeit gesucht hätte, ihrer Überzeugung gefolgt und so zur öffentlichen Person geworden sei. Die Tochter sang beim kleinen Chor Zug mit und verlieh der Musik noch eine besondere Note. Auch die Verbundenheit zur Heimatgemeinde Zumikon kam zur Sprache, da Kopp immer zur Bevölkerung von Zumikon stand. Sie schloss mit den Worten, dass ihre Mums als Mutter, Grossmutter, Gotte und Urgrossmutter fehlen würde und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Bei der Segnung zum Ende der Feier hatte wohl jedermann Gänsehaut in der Turnhalle. Es war wirklich speziell, zwischen Sprossenwand, und Basketballkörben von einer Zumikerin Abschied zu nehmen, die Schweizer Geschichte geschrieben hatte.

Patricia Rutz / Goldküste24