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Uetikon am See
23.04.2023
23.04.2023 18:00 Uhr

Skepsis wegen der Schadstoffe, die bleiben

Die Schadstoffe entstanden durch die Düngerproduktion. (Symbolbild) Bild: metron.ch
Der Riedstegsaal war komplett voll, denn die Bevölkerung von Uetikon wollte wissen, wie es mit den Schadstoffen der Chemie Uetikon steht, die fast zwei Jahrhunderte in den See gelangten.

Eine berechtigte Frage war auch, wie sicher die Projektänderung der Seegrundsanierung des Kantons denn ist, die er plant.

Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) möchte das Sanierungsverfahren ändern, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet. Eigentlich wollte man die Schadstoffe wie Blei, Arsen oder radioaktives Material am Seegrund absaugen, nun soll ein Teil der Stoffe mit Kies und Sand überschüttet werden. Ein Fünftel des Sanierungsbereichs ist betroffen. Das Problem laut der Awel ist, dass die Schadstoffe wesentlich tiefer liegen als ursprünglich angenommen.

Nachweis der Sanierung

Warum man zu diesen Überlegungen kam, erklärte die Projektleiterin der Awel, Bettina Flury. Hätte man nur die obere Schicht weggenommen, dann wäre die nächste Schicht mit Schadstoffen freigelegt worden. Laut Flury ist es unverhältnismässig, sowohl wegen der Kosten wie auch Risiken. Sie bezeichnete das Abrutschen der Ufermauer als ein Szenario.

Das Material wird Schicht für Schicht aufgetragen und Aufwirbelungen werden abgesaugt, erklärte Manuel Schiffmann, Geschäftsführer der Arge Marti Uetikon, die mit der Sanierung beauftragt wurde. Bei grossen Stürmen hat man zwei bis drei Meter unter dem Wasserspiegel keine Bewegung mehr.

Nach der Sanierung wird man nachweisen, dass keine Schadstoffe mehr in Seewasser gelangen, als Überprüfung, wie erfolgreich die Sanierung gewesen sei. Doch dieser Bereich bleibt im Kataster der belasteten Standorte.

Die Karte zeigt den ungefähren Bereich der Sanierungsparameter.

hellgrün – Sanierung durch absaugen, blau – Blockentwurf, orange – Aufschüttbereich. Bild: mst

Sorgen nicht getilgt

Auf die Frage der Langzeiterfahrungen wurde klar, dass diese fehlen. Awel ist in der Pionierrolle. Bei der Seegrundsanierung in Thalwil wurde der Teerteppich nicht überschüttet, sondern entfernt.

Balthasar Thalmann, stellvertretender Leiter des Awel meinte, dass man das Bedürfnis nach öffentlicher Information unterschätzt hätte. Eigentlich hat man schon im November gewusst, wie das Projekt aussehen werde und somit hätte man im Riedstegsaal informieren müssen. Er entschuldigte sich bei den Anwesenden und versprach, dass man nun transparent informieren und nicht verstecken werde.

Die Kosten waren auch ein Thema – diese muss zu 80 Prozent vom Verursacher, also von der Zeochem AG getragen werden. Sollte der Verursacher ausfallen, also die Zeochem AG nicht mehr existieren würde, dann müssen für die Kosten der Bund und der Kanton aufkommen, meinte Flury.

Es gab grundlegende Meinungsverschiedenheiten zwischen der Awel und der Lobby für Uetikon. Nicht begreiflich war für die Lobby, dass man 100 Tonnen Schadstoffe mit 30'000 Kubikmetern Material zuschütten würde. Die Antwort der Variantenstudie, die Flury erwähnte, genügte nicht.

Die Awel konnte die Sorgen der Anwesenden nicht zerstreuen, sie blieben im Zweifel. Die daraus resultierende Skepsis könnte eine Verzögerung der Sanierung nach sich ziehen. 20 Menschen haben den Baurechtsentscheid verlangt, dadurch sind sie einspracheberechtigt bei der Projektänderung.

Patricia Rutz / Goldküste24