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Schweiz
21.04.2023

Widerstand gegen Windenergie

Versiertes Publikum am Windenergie Anlass an der OST Bild: Markus Arnitz, Linth24
Die Dialog-Veranstaltung der St. Galler Regierung an der OST erhitzte die Gemüter.

Bis am 26. April führt die St. Galler Regierung vier Dialog-Veranstaltungen im Kanton durch. Am Donnerstagabend informierten Regierungsrätin Susanne Hartmann, Vorsteherin Bau- und Umweltdepartement, mit weiteren Behördenvertretern und Fachpersonen in der Aula OST und beantworteten Fragen.

Moderation statt Dialog

Der Anlass aus Information und Beantwortung von Fragen verdiente aus Sicht des zahlreichen und in der Materie gut bewandten Publikums das Prädikat «Dialog» nicht. Dialog wäre eine «…zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede.» Die Besucher der Veranstaltung kamen nur am Rande in den Genuss einer lebendig geführten Diskussion. Die inhaltliche Annäherung von Befürwortern und Gegnern von Windkraftanlagen war marginal. Dass es um eine Informationsveranstaltung ging, zeigten auch die Diskussionsregeln. Gleich zu Beginn kritisierten Interessenvertreter der Bevölkerung aus Schänis den Durchführungsort der Veranstaltung. Auf die Frage, weshalb man diesen Abend nicht in einem der geplanten Standorte durchführe, lautete die Antwort von Regierungsrätin Hartmann: «Wir suchten eine Lokalität die Platz bietet. Einen neutralen Ort.» Die Reaktionen reichten von Gelächter bis offenem Unmut.

An den Anliegen der Betroffenen vorbeigeredet

An fünf verschiedenen Stationen informierten Behörden und Experten über Richtpläne, Machbarkeitsstudien, Gesetze, Strategien, Vorgaben des Bundes, Eignungsgebiete, Grundlagen, Herausforderungen und Chancen, sowie Vorhaben in anderen Kantonen. In der ganzen Flut technischer, juristischer, politischer und energierelevanter Inhalte ging eines unter: die Anliegen der durch einen Windpark betroffenen Bevölkerung. Die anonyme Umfrage zu Beginn des Abends zeigte denn auch ein deutliches Bild. Die kritischen Voten waren mehr als doppelt so hoch wie diejenigen, welche die Nutzung der Windkraft im Kanton St. Gallen als sinnvoll erachten.

  • Regierungsrätin Susanne Hartmann, Vorsteherin Bau- und Umweltrdepartement Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Susanne Hartmann, (sitzend), Ralph Etter, Leiter Amt für Raumentwicklung (Mitte) Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Umfrage zeigt doppelt soviel Widerstand wie Zustimmung Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Einwohner von Schänis kritisieren Rapperswil als Durchführungsort Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Modelle statt Fakten

Der St. Galler Regierung muss zur Entlastung angerechnet werden, dass sie die Vorgaben des Bundes umsetzen muss. Die Energiesicherheit bleibt eine harte Herausforderung und ein hochbrisantes Thema auf verschiedenen Ebenen. Was bei vielen Anwesenden auf Unverständnis stiess war die Tatsache, dass sich die Ermittlungen von Eignungsgebieten auf Modelle, statt auf reale Messungen stützten.

Abwägung der Kollateralschäden

Dass Windkraft das Eine, der Bau der dafür notwendigen Anlagen etwas Anderes ist, kam in vielen Voten aus dem Publikum zur Sprache. Die am Abend vorgetragene Kritik am Bau von Windkraft in Siedlungsgebieten wies auf die immensen Eingriffe in Natur & Lebensraum der Bevölkerung hin. Die ganze Infrastruktur, die für Bau und Wartung von Windkraftanlagen aufgewendet und unterhalten werden muss, stelle den ökologischen und ökonomischen Wert in Zweifel.

Stimmen aus dem Publikum

Hans Oberholzer: «Die Veranstaltung war definitiv besser als jene vom Montag in Altstätten, die ich auch besucht hatte. Man merkte sofort, dass das Vorwissen um Windräder im Linthgebiet ungleich höher liegt. Entsprechend kritische Fragen haben die Veranstalter wohl auch erwartet. Insofern habe ich viele Voten mit Substanz erlebt. Viele Teilnehmer haben wohl auch mitbekommen, dass heute eher ein Informationsabend und eben nicht der angekündigte «Bevölkerungsdialog» stattfinden würde. 
Insgesamt aber war es ein Anfang, der keine unguten Gefühle zurücklässt. Offensichtlich ist aber auch, dass die direkte Diskussion auf Augenhöhe mit den Betroffenen eine Fortsetzung finden muss, es gibt noch viele Sorgen und Nöte, die nicht abgeholt wurden. Es ist zu hoffen, dass das die Kantonsregierung ebenfalls registriert hat.»

John Spillmann, Biologe, PDF im Anhang

  • Dialog geht anders Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Karte der Eignungsgebiete Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Verfahren zur Errichtung von Windenergieanlagen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Überblick weiterer Prozess Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Die beiden letzten Veranstaltungen sind
- am Freitag 21. April um 18 Uhr im Stadtsaal Wil
- am Mittwoch, 26. April um 19 Uhr am BWZ Sargans.

Markus Arnitz, Linth24 / Goldküste24