«Mir ist aufgefallen, dass ein Grossteil der älteren Erwachsenen unter Einsamkeitsgefühlen leidet», sagt Christine Dworschak, die das Programm «NümEinsam» gemeinsam mit einem Team von Psychologinnen und Psychologen als Doktorarbeit entwickelt hat. «Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu geführt haben. Oft sind es zum Beispiel gesundheitliche Probleme und Mobilitätseinschränkungen, die soziale Aktivitäten hemmen. Wir haben festgestellt, dass es nur wenige wirksame Hilfsangebote gegen Einsamkeit gibt ausser denen, die darauf abzielen, dass man neue Kontakte knüpfen kann. Auch hat man festgestellt, dass ältere Menschen eher selten psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. In einer Metastudie hat sich gezeigt, dass die wirksamste Methode gegen Einsamkeit darin besteht, die Gedankenmuster im Kopf, die man über längere Zeit aufgebaut hat, zu verändern. Es gibt ein Bedürfnis nach einem niedrigschwelligen Hilfsangebot gegen Einsamkeitsgefühle, bei dem man nicht bei anderen Menschen Hilfe holen muss, sondern mit dem man sich selber helfen kann.»
Eine Hilfe zur Selbsthilfe
So haben Christine Dworschak und ihr Team das internetbasierte Selbsthilfeprogramm «NumEinsam» entwickelt. «Das Programm zielt auf die Veränderung von Gedankenmustern mit verschiedenen Strategien und Techniken ab», sagt sie. Das Programm besteht aus sieben thematisch verschiedenen Modulen. Jedes Modul setzt sich aus theoretischen Inhalten und praktischen Übungen zusammen und enthält Texte, Videos und Audioaufnahmen. Das Ziel ist, dass man wöchentlich ein Modul bearbeitet, was je nach Person 30 bis 60 Minuten in Anspruch nimmt. Aber auch nachher steht das Programm als nützlicher Helfer zur Verfügung. «Man kann sich das wie ein Selbsthilfebuch vorstellen. Auch nach Abschluss des Programms kann man sich jederzeit wieder einloggen und gewisse Module noch einmal durchgehen.»
Um das Programm zu optimieren, werden nun Menschen ab 65 Jahren gesucht, die unter Einsamkeitsgefühlen leiden und bereit sind, das Programm während sieben Wochen zu testen. Einmal vor und einmal nach der Benutzung werden die Teilnehmenden gebeten, Online-Fragebögen auszufüllen. Danach wird das Programm angepasst und erneut einer grösseren Studie unterzogen, bei der die Wirksamkeit überprüft wird. Dank einer Kooperation mit der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich steht «NümEinsam» danach jedermann kostenlos zur Verfügung.
Einfache Anwendung
Alles, was es für die Nutzung des Programms braucht, sind ein Internetzugang – sei es über einen Computer oder ein Tablet – und eine gültige E-Mail-Adresse. Der Aufbau ist einfach und auf eine ältere Bevölkerung zugeschnitten. «Wir haben bei der Entwicklung auch immer wieder Personen dieser Altersgruppe mit einbezogen und Feedbacks eingeholt, um alle Schwierigkeiten auszuräumen», so Christine Dworschak. «Und falls Fragen auftreten, steht ein Support per E-Mail oder Telefon zur Verfügung.» Alle Angaben sind streng vertraulich und anonym, das heisst, man muss weder den Namen noch die Adresse angeben, und die Nutzung des Programms ist kostenlos. Falls jemand an den Studienresultaten interessiert ist, bekommt er nach Abschluss der Studie eine Zusammenfassung der Ergebnisse per E-Mail.