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16.04.2023

Wie bringt man fast 1000 Geflüchtete unter?

Kanton und Gemeinden können gemeinsam die Herausforderung bewältigen. (Symbolbild)
Pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern muss jede Gemeinde ab dem 1. Juni 13 statt wie bisher 9 Geflüchteten eine Unterkunft bieten können. Vor zwei Jahren lag die Quote bei 5 Geflüchteten pro 1000 Einwohnenden.

Zusätzlich muss 949 Geflüchteten ab dem 1. Juni 2023 Platz geboten werden, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet.

Sicherheitsvorsteher, Mario Fehr (parteilos) ist sicher, dass Kanton und Gemeinden gemeinsam die Herausforderungen im Asylwesen bewältigen können. Für ein paar Gemeinden ist jetzt schon die Schmerzgrenze erreicht. Am Zürichsee gibt es drei Gruppen: die Vorbereiteten, Suchenden, und Ausnahmen.

Gemeinde Bevölkerung Ist Soll Differenz
Erlenbach   5700   78   74     4
Herrliberg   6800   58   88 - 30
Hombrechtikon   9200   84 120 - 36
Küsnacht 14500 186 190 -   4
Männedorf 11400 115 149 - 34
Meilen 14900 134 194 - 60
Oetwil am See   4900   60   65 -   5
Stäfa 14900 168 195 - 27
Uetikon   6300   55   86 - 31
Zollikon 13600 222 177   45
Zumikon   5600   72   73 -   1

Vorbereitet

Die Gemeinden, welche vorbereitet sind, sehen dem 1. Juni relativ entspannt entgegen. Diese Gemeinden haben genügend Unterkünfte um zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen.

In Küsnacht wohnen heute 186 Geflüchtete, ab Juni müssen 190 Platz haben, Oetwil hat heute 60 Geflüchtete, ab Juni müssen 65 untergebracht sein, Meilen hat heute 134, ab Juni sind es 194, die Platz haben müssen und Hombrechtikon hat heute 84 ab Juni sind es dann 120. Die zusätzlichen Flüchtlinge, die aufgenommen werden müssen, können in gemeindeeigenen Liegenschaften oder von ihr angemieteten Wohnungen untergebracht werden.

Zumikon muss aktuell nur einen zusätzlichen Menschen unterbringen. Doch die Unterkunft Mettelacher muss voraussichtlich im September einem Neubau weichen. Da würden 25 bis 30 Betten verloren gehen. Dazu kommt, dass einige Menschen nach sieben Jahren aus dem Gemeindekontingent fallen. Dieses Problem haben auch andere Gemeinden. Wenn diese Menschen nicht mehr dem Kontingent angerechnet werden können, wird der Kanton wohl diese Plätze wieder auffüllen.

In Stäfa wohnen in einer neuen Containersiedlung insgesamt 168 Flüchtlinge. Die Gemeinde hält weiterhin Ausschau nach Wohnreserven, damit sie maximal 195 Menschen aufnehmen könnten.

Suchend

Die bisherigen Aufnahmequoten erfüllen alle Goldküsten-Gemeinden, doch zusätzliche aufzunehmen, wird z.B. für Herrliberg eine Herausforderung. Sie müssen bis im Juni 10 Menschen eine Bleibe organisieren. Herrliberg bittet um Hilfe aus der Bevölkerung. So geht es auch Uetikon. Sie brauchen private Zimmer oder Wohnungen. Bis am 1. Juni werden 12 Flüchtlinge in der Unterkunft Trautheim Platz haben. Doch Uetikon muss insgesamt 31 Menschen mehr aufnehmen als heute. Sie werden kurzfristig Gemeindeliegenschaften umnutzen und langfristig eine Containersiedlung für bis zu 50 Menschen planen.

Männedorf braucht zusätzlich Platz für maximal 34 Flüchtlinge. Die Gemeinde verdichtet bestehenden Wohnraum, mietet zusätzlichen an, nutzt Gemeindeliegenschaften um und plant eine Containersiedlung und eine Holzmodulanlage.

Ausnahmen

Erlenbach und Zollikon erfüllen die höheren Aufnahmequoten schon heute. Erlenbach hat im ehemaligen Pflegeheim am See der Gemeinde Küsnacht und bei Gastfamilien 78 Geflüchtete untergebracht, das sind 4 mehr als sie per 1. Juni aufnehmen müssten.

In Zollikon liegt die günstige Situation daran, dass die Gemeinde ein kantonales Durchgangszentrum beherbergt. Von diesem Zentrum aus werden die Asylsuchenden oder vorläufig Aufgenommenen auf die Gemeinden verteilt. Somit muss die Gemeinde einen Menschen weniger in kommunale Unterkünfte aufnehmen. Damit übertrifft Zollikon mit 45 Menschen die Pflicht, denn 100 Plätze kann sich die Gemeinde für das Zentrum anrechnen lassen und weitere 122 Flüchtlinge wohnen schon hier.

Auch die linksseitige Seeseite hat ihre Herausforderung. Bild: Pixabay

Situation der anderen Gemeinden

Gemeinde Bevölkerung Ist Soll Differenz
Adliswil 19200 297 250   47
Horgen 24000 231 307 - 30
Kilchberg   9300 110 121 - 11
Langnau   8000   76 105 -   4
Oberrieden   5100   41   67 - 26
Richterswil 13900 108 181     0*
Rüschlikon   6200   78   81 -   3 
Thalwil 18500 172 241 - 69
Wädenswil 25200 295 327 - 32

*Richterswil ist wegen des Durchgangszentrums von der Aufnahmequote befreit

Tabelle: dae  Quelle: Anfragen bei Gemeinden

Patricia Rutz / Goldküste24