Der Verein «Freie Landschaft St. Gallen» fordert von der Regierung einen ernstgemeinten Dialog mit der Bevölkerung zu den geplanten Windkraftanlagen. Ein «Bevölkerungsdialog», wie er angekündigt wurde, erfordert ein Anhören und Berücksichtigen der Gegenseite. Aufgrund der massiven Auswirkungen industrieller Grosswindkraftanlagen ist das bei 17 geplanten Standorten nicht mit vier auf je 200 Besucher beschränkten Sammelveranstaltungen getan.
Wenn die Regierung den «Dialog» ehrlich meint, dann muss sie in die betroffenen Gemeinden kommen und sich den Argumenten der Bevölkerung stellen. Dies betrifft vor allem Krinau (Wattwil) und Schänis, wo es mit ÄlpliGegenwind und Schänner Landschaftsschutz bereits organisierten Widerstand gibt. Ansonsten müssen wir davon ausgehen, dass es sich bei den angekündigten «Dialogveranstaltungen» um eine reine Alibi-PR-Aktion zur Durchsetzung vorgefasster Entscheidungen handelt.
St.Gallen ist kein Windkanton – fünf Gründe gegen Windkraft
Die neue St.Galler Windenergieplanung sieht 92 Windkraftanlagen auf 17 Standorten in 39 Gemeinden vor. Bis 2050 sollen 300 GWh Windstrom pro Jahr produziert werden. Das ist zwölfmal so viel wie die bisherige Planung von 25 GWh. Die neue Planung ist völlig überrissen, unrealistisch und schädlich für den Kanton. St.Gallen ist kein Windkanton!
Wir haben die 17 Standorte einer ersten Beurteilung unterzogen und kommen in unserer Stellungnahme Ergebnis, dass alle Standorte für die Nutzung der Windenergie ungeeignet sind und/oder die Interessensabwägung dagegenspricht:
1. Unzureichendes Windpotenzial: Das Windpotenzial ist vor allem in den Tallagen viel zu gering für eine effiziente und wirtschaftliche Nutzung. Die Schweiz ist kein Windland, und der Kanton St.Gallen hat mit das schlechteste Windpotenzial in der Schweiz. Windparks sind unter den gegebenen Schwachwindbedingungen nur mit auf Dauer angelegten massiven Subventionen möglich. Der produzierte Windstrom ist viel zu gering, um einen wesentlichen Beitrag zur Stromversorgung leisten zu können.
2. Zu nahe bei Siedlungen: Von den 17 Standorten befinden sich 9 in Siedlungsnähe und sind allein aus diesem Grunde abzulehnen. Die Auswirkungen der über 200 m hohen Turbinen erfordern einen ausreichenden Mindestabstand zum Schutz der Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner.
3. Eingriffe in Landschaft: 12 Standorte befinden sich in den Bergen oder im Hügelland. Schönste Landschaften des Kantons sollen zerstört und in Industrielandschaften verwandelt werden.
4. Tötung von Vögeln, Fledermäusen und Insekten / Biodiversität: An vielen Standorten besteht ein grosses bis sehr grosses Kollisionsrisiko mit Vögeln (besonders Rheinau) und Fledermäusen. Der besorgniserregende Biodiversitätsschwund würde zusätzlich angetrieben.
5. Schutzgebiete und Wald: 10 Standorte befinden sich ganz oder teilweise im Wald. Windräder im Wald waren früher tabu und sind aus Naturschutz-Gründen entschieden abzulehnen. Fast alle Standorte betreffen auch Natur- und Landschaftsschutzgebiete, darunter fünf BLN-Gebiete sowie die UNESCO Welterbestätte Tektonikarena Sardona.
Weitere negative Auswirkungen sind die Entwertung von Immobilien, Beeinträchtigung von Erholungsgebieten und Tourismus, Verlust von Lebensqualität und Standortattraktivität. Die Interessensabwägung kommt zum klaren Ergebnis, dass der Schaden viel höher wäre als der geringe, noch dazu massiv subventionierte Stromertrag.
Bevölkerung, Landschaft und Natur zählen nichts mehr
Die neue Windenergieplanung ist ein Grossangriff auf Bevölkerung, Landschaft und Natur, die offenbar nichts mehr zählen, sondern nur noch die Vorgabe des Bundes. Beispielsweise wurde der bei der letzten Richtplanrevision aus Gründen des Vogelschutzes fallen gelassene Standort Rheinau (Sargans) wieder aufgenommen, und der Standort Krinau wurde trotz ablehnendem Gutachten der Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) nicht nur bestätigt, sondern sogar noch erweitert.