Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Magazin
14.04.2023

Börse nach Ostern gut gehalten

Christopher Chandiramani: «Anhaltende Hoffnungen auf eine mittelfristige Lockerung der Geldpolitik dürften vorerst die Aktienmärkte stützen.» Bild: Linth24
Die CS-Übernahme durch die UBS rückt näher. Das «Pentagon-Leck» der USA schockiert und wirft Fragen auf. Entspannte Inflation weckt Hoffnung auf Zinssenkung. SMI in verkürzter Osterwoche kaum verändert.

An einer dreitägigen Sondersession hat sich das Schweizer Parlament mit zahlreichen emotionalen Voten zum Zusammenschluss der Grossbanken geäussert. Der Ständerat hat dem Milliardenkredit zähneknirschend zugestimmt, der Nationalrat hat abgelehnt. Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen. Es gibt Staatsrechtler, die äussern sich dahin, dass das Notrecht überspannt wurde. Teiltranchen des Rettungskredits könnten offenbar die Zustimmung beider Räte benötigen. Auch sonst werden viele Themen noch zu reden geben: Bankengrösse, Risiken, Eigenkapital, Liquiditätsvorschriften, Corporate Governance und die Bonuskultur.

Pentagon-Leaks: Ein Datenklau und die Internet-Veröffentlichung von Geheimdienstakten in den USA hat viel Staub aufgewirbelt. Ein IT-Mitarbeiter der amerikanischen Luftwaffe wurde als mutmasslicher Urheber des Lecks verhaftet. Die Inhalte beziehen sich vermutlich auch auf die US-Taktiken im Ukrainekrieg.

In den USA sind die Verbraucherpreise im März um 5.0 Prozent gestiegen. Zuvor hatte die Inflationsrate noch 6.0 Prozent betragen. Die Inflationsrate in Deutschland hat sich von 8.7 auch 7.4 Prozent ermässigt. In der Schweiz ist im März das Preisniveau lediglich um durchschnittlich 2.9 Prozent höher. Diese Ermässigung bei der Teuerung weckt auch eine allmähliche Entspannung bei den Zinsen.

Immobilienpreise: Wer ein eigenes Haus wünschte, musste in den letzten zwölf Monaten trotz höheren Hypothekarzinsen mit einem Quadratmeterpreis von rund CHF 6'625 rechnen. Verglichen mit den 12 Monaten ist dies eine Steigerung von 9 Prozent. Auch die Mieten sind um rund 8 Prozent angestiegen.

Konkurse: erstmals mehr als 10'000 Firmenpleiten als Rekord. Im vergangenen Jahr hat es in der Schweiz so viele Firmenkonkurse gegeben wie noch nie, auch bedingt durch die Corona-Pandemiephase.

Unternehmensnachrichten

In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 verzeichnete der Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan einen Umsatz von CHF 1'773 Mio. Das entspricht einem Anstieg von 3.6 Prozent auf vergleichbarer Basis und einem Rückgang von 0.4 Prozent in CHF.

Der Maschinenbauer Bystronic steigert in den ersten drei Monaten des Jahres den Umsatz im ersten Quartal 2023 um 14 Prozent auf CHF 233 Mio. Doch der Bestellungseingang sank um 18 Prozent.

Beim Hersteller von Röntgenröhren Comet ist der Nettoumsatz mit CHF 107.5 Millionen um 13.9 Prozent niedriger als im in den ersten drei Monaten des Jahres 2022.  Das Gesamtjahr dürfte schwächer ausfallen

Grosse «optische Kursverluste» von über 5 Prozent verzeichneten die Versicherungen Zurich und Swiss Re am Tage des Dividendenabgangs (Handel Ex-Dividende).

Swiss Life Asset Managers mit mehreren Personalrochaden: Das Executive Committee des Lebensversicherers ordnet sich neu. Im Sommer werden gleich mehrere Funktionen neu vergeben oder getauscht.

Der gebürtige Hamburger Klaus-Michael Kühne ist mit rund CHF 40 Mrd. einer der reichsten Bewohner der Schweiz. Der Hauptteil seines Vermögens ist die Aktienmehrheit der Logistikgesellschaft Kühne & Nagel.

Der Verwaltungsrat hat einen neuen Chief Executive Officer (CEO) der Barry Callebaut Gruppe ernannt. Peter Feld folgt auf den bisherigen Peter Boone

Aussichten

Die Bankenrettungen in den USA und der Schweiz haben wieder Ruhe ins System gebracht. Verunsichert hat die darauf folgende Zinsentwicklung. Die Notenbanken sind mit der Teuerungsbekämpfung noch nicht am Ziel. Weitere Leitzinserhöhungen würden aber das Finanzsystem destabilisieren.

Zurzeit sind wir mitten in der Saison der Generalversammlungen. Gehaltene oder sogar steigende Dividenden überraschen. Quartalszahlen sind erst teilweise bekannt.

Die geopolitischen Probleme sind nicht gelöst. Der Krieg in der Ukraine ist zwar kaum noch ein Thema an der Börse, aber die Spannungen zwischen China und Taiwan nehmen wieder zu und wecken Ängste (Ausfall eines der wichtigsten Hersteller von Halbleiterprodukten).

Anhaltende Hoffnungen auf eine mittelfristige Lockerung der Geldpolitik dürften vorerst die Aktienmärkte stützen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Goldküste24