Horst Züger weiss anschaulich aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Die Autobiographie mutet wie ein unwirklicher Roman an: die Auswanderung seines Grossvaters aus der Schweiz nach Ostpreussen, Leben und Arbeit im dortigen Umfeld, dann die kriegsbedingte Flucht unter prekärsten Umständen via Berlin in die für sie komplett fremde Schweiz, als Züger erst wenige Monate alt ist.
Die mit nichts als dem nackten Leben geflüchtete Familie wird an ihrem Bürgerort Wangen SZ am oberen Zürichsee nicht gerade mit grosser Begeisterung empfangen. Sie wird im grossen Kosthaus in Nuolen einquartiert, Vater Meinrad arbeitet im Steinbruch Kuster, Mutter Johanna in der Zwirnerei. Später kann die Familie auf dem Uznaberg bei Uznach einen alten Schuppen erwerben, der in der Folge zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut wird.
Weiter erzählt Züger aus seiner Schulzeit und von seinem immer wiederkehrenden Gefühl, ein Fremder im eigenen Land zu sein, von seiner Begeisterung für den Fussball und für den Film, aber auch von seinen ersten Begegnungen mit italienischen Gastarbeitern. In der Fabrik lernt er die Sizilianerin Carolina kennen, die schliesslich seine langjährige Ehefrau wird.
Starker Zusammenhalt der Familie
Was durch das ganze Buch hindurch deutlich spürbar ist, ist der starke Zusammenhalt der Familie, der schon bei der damaligen Flüchtlings-/Rückwandererfamilie Züger zwangsläufig vorhanden sein musste, dann aber auch innerhalb Horsts und Carolinas Familie mit den drei Kindern. Nicht umsonst bemerkte auch Jörg Schneider, der bekannte Schweizer Schauspieler, anlässlich von Dreharbeiten für einen von Zügers Filmen, er habe noch kaum je einen so starken Familienzusammenhalt erlebt wie bei den Zügers.
Aber das Buch will beileibe nicht nur als Familiendokument, vielmehr als ein Stück Zeitgeschichte verstanden werden – vom einfachen Leben im alten Ostpreussen über die entbehrungsreiche Kriegszeit und die Flucht unter haarsträubenden Umständen, die allgemeine Zunahme des Wohlstands nach dem Krieg, die Welle von italienischen Gastarbeitern ab den 1960er Jahren und viele nachfolgende Entwicklungen bis in die heutige Zeit, so vieles wird im Text angeschnitten oder sogar vertieft behandelt.