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08.04.2023

«Umwege, Irrwege, Heimwege»

Horst Züger (r.) liest am Montagabend, 17. April 2023, aus seiner bewegenden Familien-Biographie «Umwege, Irrwege, Heimwege». Bild: zVg
Der in Rapperswil-Jona lebende Horst Züger hält Rückschau auf sein bewegtes Leben. Entstanden ist nicht nur eine Biographie, vielmehr ein absolut berührendes Stück Zeit- und Kulturgeschichte. Züger liest daraus.

Lesung mit Horst Züger

Anlass: Lesung mit Horst Züger aus ‹Umwege, Irrwege, Heimwege›
Termin: Montag, 17. April 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr
Ort: Bären Rapperswil, Marktgasse 9, 8640 Rapperswil
Veranstalter: Buchhandlung Bücher Spatz
Preis: Eintritt frei – Kollekte
Anmeldung: erwünscht (hier)

Horst Züger weiss anschaulich aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Die Autobiographie mutet wie ein unwirklicher Roman an: die Auswanderung seines Grossvaters aus der Schweiz nach Ostpreussen, Leben und Arbeit im dortigen Umfeld, dann die kriegsbedingte Flucht unter prekärsten Umständen via Berlin in die für sie komplett fremde Schweiz, als Züger erst wenige Monate alt ist.

Die mit nichts als dem nackten Leben geflüchtete Familie wird an ihrem Bürgerort Wangen SZ am oberen Zürichsee nicht gerade mit grosser Begeisterung empfangen. Sie wird im grossen Kosthaus in Nuolen einquartiert, Vater Meinrad arbeitet im Steinbruch Kuster, Mutter Johanna in der Zwirnerei. Später kann die Familie auf dem Uznaberg bei Uznach einen alten Schuppen erwerben, der in der Folge zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut wird.

Weiter erzählt Züger aus seiner Schulzeit und von seinem immer wiederkehrenden Gefühl, ein Fremder im eigenen Land zu sein, von seiner Begeisterung für den Fussball und für den Film, aber auch von seinen ersten Begegnungen mit italienischen Gastarbeitern. In der Fabrik lernt er die Sizilianerin Carolina kennen, die schliesslich seine langjährige Ehefrau wird.

Starker Zusammenhalt der Familie

Was durch das ganze Buch hindurch deutlich spürbar ist, ist der starke Zusammenhalt der Familie, der schon bei der damaligen Flüchtlings-/Rückwandererfamilie Züger zwangsläufig vorhanden sein musste, dann aber auch innerhalb Horsts und Carolinas Familie mit den drei Kindern. Nicht umsonst bemerkte auch Jörg Schneider, der bekannte Schweizer Schauspieler, anlässlich von Dreharbeiten für einen von Zügers Filmen, er habe noch kaum je einen so starken Familienzusammenhalt erlebt wie bei den Zügers.

Aber das Buch will beileibe nicht nur als Familiendokument, vielmehr als ein Stück Zeitgeschichte verstanden werden – vom einfachen Leben im alten Ostpreussen über die entbehrungsreiche Kriegszeit und die Flucht unter haarsträubenden Umständen, die allgemeine Zunahme des Wohlstands nach dem Krieg, die Welle von italienischen Gastarbeitern ab den 1960er Jahren und viele nachfolgende Entwicklungen bis in die heutige Zeit, so vieles wird im Text angeschnitten oder sogar vertieft behandelt.

Zum Autor

Horst Züger, geboren 1944 in Fischau (Ostpreussen, heute Polen). Bürger von Wangen SZ, von wo sein Grossvater einst nach Ostpreussen ausgewandert war. Nach Jobs in der Textilbranche autodidaktischer Einstieg ins Filmmetier. In «Senza» (1988) erzählt er aus dem Leben eines Gastarbeiterkindes; der Film wird unter anderem ans Unesco- Kinderfilmfestival nach Manila eingeladen.

Es folgen weitere Produktionen wie «Stempeltage» (2001) und «Ameisenweg» (2007), bei denen auch bekanntere Schweizer Schauspieler wie Edward Piccin, Jörg Schneider oder Beat Gärtner mitwirken. 2002 gründet er mit vier jungen Filmemachern die Produktionsfirma Aaronfilm. Ab 2009 zieht er sich aus der aktiven Filmerei zurück und pflegt seine mittlerweile gelähmte Frau.

Monika Künzler, Bücher Spatz Rapperswil