Wie ist es möglich, dass ein Barbershop pro Haarschnitt nur 25 bis 35 Franken verlangt? Viele andere Coiffeur-Betriebe können mit diesen Preisen nicht mithalten.
Sie schiessen wie Pilze aus dem Boden. Sie heissen Golden Coast Barber, Uetikon am See, Glaucio's, Küsnacht oder Niciro, Adliswil. Laufend kommen Neue dazu und sie sind einander keine Konkurrenz, wie die Zürichseezeitung berichtet.
Suter hat im Kantonsrat mit zwei Kollegen eine Anfrage an die Regierung verfasst. Sie wollen wissen, wie der Regierungsrat die Situation in der Branche beurteilt. Ausserdem soll geprüft werden, ob sich die Barbershops an die Regeln halten. Brancheninsider vermuten Lohndumping, Schwarzarbeit und andere Verstösse gegen das Gesetz.
Hohe Frequenz drückt Preis
Den tiefen Preis können die Barbershops wegen des sogenannten Fade (Englisch für verblassen) anbieten. Gemeint ist der Übergang der Frisur. Sie beginnt mit einem Millimeterschnitt, der die Kopfhaut durchscheinen lässt, bis sich das Haar zur Höhe der Schläfe hin verdichtet und auf der Schädeldecke schliesslich drei, vier Zentimeter misst.
Die Frisur, die mit einem Milimeterschnitt beginnt, beschrieben im Wort Fade, ist der Klassiker in den Barbershops. Auch der Bart kann gestutzt und geformt werden. Die ganze Arbeit ist in 15 bis 20 Minuten erledigt. Die hohe Frequenz drückt somit den Preis. Suter ist für die Marktwirtschaft und schliesst nicht aus, dass sich die Barbershops die Situation erarbeitet haben.
Gesamtarbeitsvertrag nicht eingehalten
Ein Barbershop in Hombrechtikon leidet trotzdem unter der Konkurrenz. Der Betreiber muss noch im Nebenjob Taxifahren, damit er seine Familie durchbringt. Er würde lieber mehr pro Haarschnitt verlangen als seine Konkurrenten. Sie verlangen 20 Franken. Er würde lieber 50 Franken verlangen.
Laut dem Verein Paritätische Kommission für das schweizerische Coiffeurgewerbe (PK Coiffure) halten sich fast die Hälfte nicht an den Gesamtarbeitsvertrag. Meistens werden die Mindestlöhne von 3800 Franken nicht eingehalten und die Sozialversicherungen nicht bezahlt. Die meisten Betriebe haben das Wissen über das Lohnwesen nicht. Doch nach einer Kontrolle besuchen sie meist Kurse und wollen sich verbessern. Es ist nicht bekannt, wie viele von den 2600 Friseursalons gegen die Regeln verstossen.