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Hombrechtikon
28.03.2023
30.03.2023 15:09 Uhr

Das Gesicht hinter dem «Nähtruckli»

Susanna Dändliker hat auch nach über 40 Jahren noch viel Freude am Nähen. Bild: GG
Seit über 40 Jahren bietet Susanna Dändliker in Hombrechtikon ihre Nähkünste an. Hinter dem Schaufenster vom «Nähtruckli» an der Rütistrasse verbirgt sich viel mehr als nur ein kleines Nähgeschäft.

Als Kind wollte Susanna Dändliker Schneiderin, Gärtnerin oder Floristin werden. Schlussendlich hat sie sich für die Schneiderlehre entschieden. Neben einem Auslandaufenthalt und verschiedenen beruflichen Stationen hat sie sich immer mit Mode befasst.

Vom Dörfli an die Rütistrasse

Als 1982 im «alten Dörfli» ein Ladenlokal frei wurde, gründete Susanna Dändliker ihr eigenes Label, das «Nähtruckli». Sie übernahm die Mercerie-Artikel des Vorbesitzers und bot ab da ihre Nähkünste an. Auch Stoffe nahm sie neu ins Sortiment auf. Als im Lauf der Jahre zwei weitere Mercerie- und Stoffläden in unmittelbarer Nähe eröffneten, suchte Susanna Dändliker eine Veränderung. Sie fand ein neues Lokal an der Rütistrasse, wo sie bis heute ist. Sie baute das Lokal nach ihren Bedürfnissen um und eröffnete das «Schmuckstück», wie sie ihren Laden liebevoll nennt, im Jahr 1999.

Abänderungen gefragt, flicken weniger

Früher hat sie oft neue Kleider genäht, heute komme das nur noch selten vor. «Gefragt sind vor allem Abänderungen aller Art wie das Kürzen von Ärmel- und Hosenlängen.» Da müsse man versiert sein und am Ball bleiben.

Flicken sei hingegen nicht mehr so gefragt. «Es kommt zwar darauf an, was man unter Flicken versteht», sagt sie lachend und erzählt, wie neulich jemand mit einer Jeans mit Löchern vorbeigekommen sei, die er so im Internet gekauft habe. «Die habe ich dann für ihn ‹aufgerüstet›.» Darum wohl auch ihr Werbespruch draussen vor dem Shop, «Anpassen im Internet gekaufter Kleider».

Ab und zu «flickt» Susanna Dändliker auch Internet-Fehlkäufe. Bild: GG

Steiff-Kröte gerettet

«Meistens kommen die Leute mit Lieblingsstücken, die sie entsprechend verändern und retten möchten. Oder sie suchen zu einem Unter- oder Oberteil eine passende Ergänzung», weiss die Hombrechtikerin. In ihrem Laden verarbeitet sie die unterschiedlichsten Materialien. Neben gelegentlichen Lederarbeiten bekommt sie auch immer mal wieder aussergewöhnliche Aufträge. So «rettete» sie neulich zum Beispiel eine geliebte Steiff-Stoffschildkröte.

Neben ihrem Standbein, den Näharbeiten, führt Dändliker auch ein kleines Sortiment an Markenwäsche. «Ich setze in diesem Bereich bewusst auf Schweizer Ware. Qualität statt Quantität», sagt sie überzeugt.

Auch junge Kundschaft

Sie habe eine grosse Stammkundschaft, aber durch die gute Lage ihres Geschäfts und das Schaufenster würden auch immer mal wieder neue Kunden vorbeischauen. «Am meisten freut es mich, dass auch in der heutigen Zeit viele junge Leute zu mir kommen.»

Den Kommentar einer Frau, die vor ein paar Wochen auf Facebook ihr Schaufenster kritisierte, nimmt Dändliker recht gelassen. «Ich wechsle schon ab und zu mal eine Büste oder ein Shirt, aber nicht allzu oft. Anstatt solche Nachrichten zu verbreiten, würde ich mir wünschen, dass man mich direkt darauf anspricht.»

«Ich bin unkompliziert und speditiv, das schätzen meine Kunden.»
Susanna Dändliker

Bewusst keine Homepage

Eine Preisliste findet man bei Susanna Dändliker nicht. Für gewisse Abänderungen gebe es Pauschalpreise, grössere Arbeiten verrechnet sie nach Aufwand. «Der persönliche Kontakt ist das Wichtigste, darum verzichte ich auch auf eine Homepage.» Bei anspruchsvolleren Arbeiten wie zum Beispiel dem Abändern eines edlen Abendkleides sei ohnehin eine Begutachtung vor Ort notwendig, damit sie eine entsprechende Offerte abgeben könne.

Das «Nähtruckli» ist von Mittwoch bis Freitag geöffnet. Bild: GG

Faszination ungebrochen

Die Faszination für ihre Arbeit ist auch nach über 40 Jahren ungebrochen. Sie habe früher mal eine Aushilfe gehabt, «aber eigentlich war ich immer eine Einzelkämpferin», sagt sie nachdenklich. Bei dem heutigen Überangebot und dem Internet könne sie ihren Laden nur dank ihrer speziellen Dienstleistung, der Qualität und der Zuverlässigkeit noch erfolgreich führen. Die mittlerweile pensionierte Frau wohnt schon ihr ganzes Leben in Hombrechtikon. Ans Aufhören denkt sie im Moment noch nicht.

«Solange ich Spass an der Arbeit habe, mache ich weiter», sagt sie lachend. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit wirkt die aktive Frau auch noch im Gewerbeverein, im Verkehrsverein und bei den KMU-Frauen Zürich mit. «Ich ermutige junge Frauen, in Vorstände zu gehen, um etwas zu bewegen. Es ist spannend, weitsichtig und man kann sein Netzwerk ausbauen.»

Nähtruckli
Rütistrasse 58, Hombrechtikon
Telefon 055 244 33 07

Mittwoch, Donnerstag, Freitag:
9–12 / 14–18 Uhr

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost