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18.03.2023

5er-Stadtrat: Was kann man noch glauben?

Stadtpräsident Martin Stöckling am 14. März in der Linth-Zeitung: Nachdem die Horror-Meldungen beim Parlament nicht funktionierten, steht die nächste Hauruck-Übung vor der Türe. Bild: Linth24
Nach dem Parlaments-Aus ist für Rapperswil-Jonas Stadtpräsident auf einmal alles wieder gut. Was kann man diesen Leuten noch glauben? Nun wird schon am 5er-Stadtrat gewerkelt. Wann hört das Gemurkse endlich auf? Von Bruno Hug

Das  Marktforschungs-Institut GFK belegte mit einer Studie, dass Feuerwehrleute bei 97 Prozent der Bevölkerung volles Vertrauen geniessen. Ihnen folgen die Ärzte (87 Prozent), die Polizisten (86 Prozent), danach Lehrer usw.
Am Ende der Liste stehen die Politiker. Ihnen trauen nur 14 Prozent des Volkes.

Politiker und Fussballer

Auf dasselbe Resultat kamen eine «Readers Digest»-Umfrage sowie eine vom «Online-Vergleichsdienst». Auch hier stehen die Politiker am Schluss der Vertrauensliste, zusammen mit den Fussballern.

Auf die Idee zu dieser Recherche kam ich beim Lesen von Zeitungsberichten zum Parlaments-Aus. Einmal mehr kam ich mir von der Politik für dumm verkauft vor.

Stöcklings «Sackgasse»

Ein Blick zurück: Letzten Februar sagte Rapperswil-Jonas Stadtpräsident Martin Stöckling der Linth-Zeitung: «Der Prozess der Meinungsbildung spielt nicht mehr.» Um das politische System «zum Laufen zu bringen», brauche es dringend ein Parlament. Nach der Abstimmung sagte Stöckling der NZZ noch, der Stadtrat stecke «mit der Bürgerversammlung in einer Sackgasse».

Horror und Weltuntergang

So tönte es über Monate. Was haben wir uns von den Politikern nicht alles anhören müssen! Ohne Parlament sei alles im Eimer. Die Bürgerversammlung sei am Stillstand und an den gescheiterten Stadtprojekten schuld. FDP-Präsident Christian Meier prophezeite sogar: «Wenn wir das Parlament nicht einführen, könnten wir untergehen.» 

Auf einmal alles doch super

Offenbar alles Quatsch. Denn zwei Tage nach der Parlaments-Versenkung sagte Stöckling in der Linth-Zeitung: Der «Track Record» (in etwa: die zurückliegende Arbeit) «des Stadtrats lässt sich sehen». Die Geschäfte seien in der gesamten Legislatur sehr erfreulich gelaufen. «Praktisch alle Geschäfte haben wir an der Bürgerversammlung durchgebracht, bis auf den Lido-Entscheid, wo wir korrigieren mussten».

Da fragte ich mich, warum nur hat der Mann denn so auf Panik gemacht und uns vorgegaukelt, er könne mit der Bürgerversammlung nicht mehr regieren, wenn alles so gut läuft?

Nächster Horror geplant

Beklemmend ist: Der Stadtpräsident sagte im selben Interview noch, er plane noch vor den Wahlen im Herbst 2024 die «Neuorganisation des Stadtrates» anzugehen. Sprich, wohl den 5er-Stadtrat durchzudrücken.

Und damit werden wir dann wieder Sätze hören wie: «Ohne Neuorganisation des Stadtrates geht Rapperswil-Jona unter.» 

Hauruck bringt Stadt nicht weiter

Dazu nochmals ein Blick zurück: Stadtpräsident Stöckling liess 2015 in der Stadt einen Flyer verteilen (siehe PDF Ende Artikel). Darin stand auf Seite 2 unter dem Titel «5er-Stadtrat»: Ein solches System sei «unausgegoren». Eine Hauruckübung bringe «die Stadt nicht weiter.

Mein Tipp: Hören Sie weg, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wenn Ihnen bald wieder die nächsten Horrorszenarien aufgetischt und eine neue Stadtratsformierung vor die Nase gehängt wird. Sie wissen ja: die Politiker und die Fussballer.

Bruno Hug / Goldküste24