Hereinspaziert! Wer das Zirkuszelt betritt, lässt den Alltag hinter sich. «Das schönste an meinem Job ist es, dass wir anderen Menschen Freude bereiten, sie begeistern und die Sorgen vergessen lassen», sagt Fredy Knie jun. Was der Patron der berühmtesten Schweizer Familie anspricht, kann wohl jeder Zirkusbesucher nachvollziehen. Unter der Zeltkuppel scheint die Zeit stillzustehen. Das Lachen der Clowns, das Klappern der Pferdehufe, die Salti der verwegenen Artisten, die Klänge des Orchesters sind die wunderbaren Elemente dieser kleinen geschützten Welt: Popcornduft, Zauberlichter, Zirkusluft. Selbst in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung haben Magie und Poesie der Manege nichts von ihrer Anziehungskraft und Ausstrahlung verloren. Die fahrenden Künstler zaubern allen ein Lächeln ins Gesicht.
KNIE Premiere: Stehende Ovationen

Die Intuition der Direktorin
Am Freitagabend werden die rund 2300 Premiere-Besucher im Knie-Chapiteau beim Kinderzoo mit moderner Zirkuskunst auf höchstem Niveau verzückt. Das von Direktorin Géraldine Knie mit viel Intuition und Gespür für virtuose Details zusammengestellte Programm zeigt waghalsige Schleuderbrettnummern, sinnliche Luftakrobatik und als dramaturgischen Höhepunkt einen Weltrekord, als zehn Motorradfahrer gleichzeitig in der Speed-Kugel ihre atemberaubenden Runden ziehen. Millimeterarbeit in Höchsttempo.
Das Rapperswiler Publikum ist begeistert. Und die ganze Schweiz kann sich schon bald über das neue Programm freuen. Der Nationalzirkus tourt ab heute durchs Land. Die ersten Vorstellungen finden bis Sonntag in Rapperswil-Jona statt – dann geht’s weiter nach Chur und Buchs SG. Auf dem Zürcher Sechseläutenplatz gastiert der grösste Zirkus des Landes ab dem 6. Mai.
Ein charmanter und tollpatschiger Clown
Der rote Faden durchs Programm liefert der zaubernde Komiker „Erwin aus der Schweiz“. Es gab in der über 100-jährigen Geschichte des Circus Knie vielleicht schon lautere Schenkelklopfer, aber Erwin verzückt das Publikum mit seinem einmal tollpatschigen, dann melancholischen Charme.
Die kleinen Knies ganz gross
Die uneingeschränkten Stars der rund zweieinhalbstündigen Show aber sind die Knies der achten Generation: Chanel Marie und Maycol jun. Sie werden von Ivan Frédéric virtuos in die grandiose Pferdenummer integriert – und sorgen schon vor der Pause vor stehende Ovationen. Und sie geben dem Publikum ein wunderbares Versprechen ab: Um die Zukunft des Circus Knie muss man sich keine Sorgen machen. Der Nationalzirkus gehört zur Schweiz wie das Matterhorn oder ein gutes Raclette. Er ist ein helvetisches Monument ohne Verfalldatum.