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09.03.2023

Dem Krieg entronnen: Die kleine Mascha jubelt über Gold

Die 10-jährige Mascha Myroshnichenko mit ihren drei Cousins. Bild: Screenshot Instagram kyrybrazzers
Am vergangenen Wochenende wurde in Biasca TI eine wunderbare kleine Sportgeschichte geschrieben. Die zehnjährige Ukrainerin Mascha Myroshnichenko vom TV Wetzikon gewann ihren ersten Wettkampf in der Schweiz.

Mascha Myroshnichenko flüchtete mit ihren Eltern und ihrem Bruder vor einem Jahr vor dem Krieg in der Ukraine in die Schweiz und musste über Nacht ihr altes Leben zurücklassen. Im zürcherischen Ebmatingen fand sie Ruhe und Frieden – und an der Schule Leeacher neue Freundinnen.

10-jähriges Sporttalent

Die 10-Jährige ist eine von Tausenden ukrainischer Flüchtenden, die in der Schweiz eine temporäre Heimat gefunden haben. Auf die Frage, wie sie die Schweiz finde, sagt sie mit kindlicher Ehrlichkeit: «Auf einer Skala von eins bis zehn kriegt sie eine Acht – also sehr gut. Eine Zehn gibt‘s nur für die Ukraine. Ich vermisse meine Freundinnen zu Hause – am meisten Jessenia, mit der ich zusammen zum Turntraining ging.»

Offene Türen beim Zürcher Turnverband

Das Turnen – oder besser gesagt die Rhythmische Gymnastik – ist für das Mädchen ein wichtiger Lebensinhalt. Zuhause in der Ukraine trainierte sie mehrere Stunden pro Tag. In der Schweiz wurde sie am regionalen Leistungszentrum des Kantonalzürcher Turnverbands in Uster mit offenen Armen empfangen. Der TV Wetzikon nahm sie unkompliziert als Mitglied auf. Zwei Tage später meldete sich die Athletenbetreuerin Spitzensport des Verbands: «Wenn Mascha intensiver trainieren möchte, organisieren wir das. Sie ist sehr talentiert.»

Unterstützung vom Rotary Club und Schmeriker Unternehmer

Rund zwölf Monate sind seither vergangen. Mascha turnt mit Leidenschaft – praktisch täglich. Doch zwischenzeitlich blieben die Türen zur Sporthalle in Uster für sie geschlossen. Weil so viele ukrainische Mädchen mittrainieren wollten, geriet der Verband an seine Kapazitätsgrenzen und sah sich gezwungen, eine Trainingsgebühr zu erheben. Für Maschas Eltern lag das nicht drin. Vater Anatoli hat zwar schnell einen Job als Logistiker gefunden, doch seine Familie muss mit dem Geld sparsam haushalten.

Glücklicherweise für Mascha war Hilfe nicht weit: Der Rotary Club Pfannenstil sowie ein Unternehmer aus Schmerikon boten Hand und übernahmen die Trainingskosten für die junge Turnerin.

Erfolgreich in Biasca

Am vergangenen Sonntag, 5. März 2023, konnte Mascha Myroshnichenka ihr Talent das erste Mal in einem Wettkampf beweisen – an einem internationalen Turnier in Biasca TI. Es war nicht die ganz grosse Bühne für Mascha, aber eine Möglichkeit, ihre grosse Leidenschaft endlich wieder vor einer Jury auszuleben.

Und Mascha tat es mit durchschlagendem Erfolg. Sie gewann den Wettkampf mit dem Reifen souverän – und belegte im Mehrkampf den zweiten Platz. «Ich freue mich mega über die beiden Medaillen», sagte sie zu ihren eigens aus Italien angereisten Cousins Rodion, Philipp und Lew. Auch die drei Jungs mussten die Ukraine verlassen. Nun wohnen sie in Bergamo. Am Sonntag konnten sie ihre kleine Cousine im Tessin in die Arme schliessen – was ein vermeintliches Klischee zur wunderschönen Realität befördert: Der Sport baut Brücken und kann ein wichtiger Integrationsfaktor sein.

 

Thomas Renggli